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Brücken 8. November 2021

205 Kilogramm Sprengstoff für die Salzbachtalbrücke

Die beiden 310 m langen Brückenteile der Salzbachtalbrücke im Zuge der A 66 wurden erfolgreich gesprengt. Sofort begann die Aufbereitung.

Exakte Sprengung der Salzbachtalbrücke
Exakte Sprengung der Salzbachtalbrücke
Inhaltsverzeichnis

Am 18.6.2021 kam es durch ein versagendes Rollenlager zu einem Absacken des Überbaus am südlichen Brückenbauwerk der 1963 erbauten Salzbachtalbrücke. Aus diesem Grunde musste die Brücke zwischen den Anschlussstellen Wiesbaden-Biebricher Allee und Wiesbaden-Mainzer Straße der A 66 gesperrt und schlussendlich gesprengt werden. Bis zu 90.000 Fahrzeuge passierten täglich das Bauwerk auf der A 66.

Spektakuläre Sprengung

Die mit der Niederlegung beauftragte Firma Reisch Sprengtechnik leistete am 6. November 2021 ganze Arbeit und die beiden Bauwerke mit rund 205 kg Sprengstoff in Form von Sprengschnüren (Nitrocord und gelatinöser Sprengstoff) und rund 1.090 elektrischen Zündern planmäßig ein Stockwerk tiefer gelegt.

Zunächst fiel das südliche Brückenbauwerk (Fahrtrichtung Frankfurt a.M.) senkrecht nach unten und zwei Sekunden später kippte die Nordbrücke vom Klärwerk weg auf den Südüberbau. 28 Sprengberechtigte sorgten weiterhin mit 1.160 elektronischen Zündern, 1.124 Bohrungen, 17 m Schneidladung und 15.300 m Bus/Zündleitung für die erhoffte Punktlandung.

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Umfangreiche Schutzvorkehrungen wie etwa über 150 Sprengschutzmatten (jeweils 1,3 t schwer) als Abdeckung an allen steinflugbildenden Stellen, teilweise sogar doppelt, sowie mehrere tausend Quadratmeter schweres Sprengvlies an erforderlichen Stellen wurden am Bauwerk angebracht. Zusammen mit 50.000 Kubikmeter Sand und Erde in Form verdichteter Erdwälle oder lockeren Sandbetten sorgten sie dafür, dass die unter der Brücke liegende Infrastruktur wie das Klärwerk, die B 263 und, Bahngleise vor dem Aufprall der Brückentrümmer geschützt wurde.

Nach der Sprengung: deutlich sichtbar die zuvor aufgeschütteten Sandwälle
Nach der Sprengung: deutlich sichtbar die zuvor aufgeschütteten Sandwälle

Die Evakuierung von rund 140 Personen, die in dem 250 m umfassenden Sicherheitsradius leben, sorgte für den gebotenen Schutz der Bevölkerung. Mit der Vorher-/Nachher-Beweissicherung an Anlagen und Gebäuden fand die Überwachung des Sprengvorgangs auf den Liegenschaften statt.

Im Vorfeld des Abbruchs sind die Brückenbestandteile und die Böden für die Stützwälle und Fallbetten im Labor untersucht worden. Es wurden keine Schadstoffe gefunden. Weiterhin sind technische und organisatorische Maßnahmen getroffen worden, um Immissionen zu vermindern und zu überwachen. Dazu gehörte die Messung des Staubs nach Staubgröße und -menge. Eingesetzt wurde auch eine Staubbindungsanlage. Durch Wassernebel konnte der Staub gebunden und schnell niedergeschlagen werden, um dessen Ausbreitung zu minimieren.

Sofortige Aufbereitung und Neubaubeginn

Nach erfolgter Sprengung und Sicherheitsinspektion setzten sich direkt 10 45-t-Kettenbagger, 5 75-t-Kettenbagger sowie 3 Radlader und 3 Vorderkipper in Bewegung, um die gesprengte Betonbrücke zu zerkleinern. 15.000 t Abbruchmaterial müssen verarbeitet werden. Rund 25 Arbeiter gingen an dem Wochenende in den ersten Einsatz. Insbesondere die Bahngleise und der B 263 standen im Fokus der ersten Maßnahmen. Der Zugverkehr soll in Zusammenarbeit mit der Deutschen jetzt noch vor Weihnachten ermöglicht werden.

Dank der Sandwälle konnten die Bagger sofort mit den Abräumarbeiten beginngen
Dank der Sandwälle konnten die Bagger sofort mit den Abräumarbeiten beginngen

Nach der Baufeldräumung startet sodann der Neubau des südlichen Brückenteils. Die veränderten Bauabläufe, die mit der Baufirma optimierend angegangen werden, machen aber dennoch eine Vollendung von Süd noch in 2022 nicht realistisch, es wird 2023.

Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH kommentierte: „Die Situation an der Salzbachtalbrücke zeigt es deutlich auf: Die Sicherheit und die Leistungsfähigkeit der Autobahnbrücken sind entscheidende Faktoren für die Funktionsfähigkeit der Verkehrsnetze. Insbesondere die mancherorts nicht rechtzeitig erfolgte Instandsetzung der Brücken muss daher nun mit einem enormen Aufwand aufgeholt werden. Wir ziehen gerade Bilanz und gehen davon aus, dass tausende Brücken alleine in den nächsten 10 Jahren erneuert werden müssen. Hierfür sind zusätzliche finanzielle, personelle und materielle Kapazitäten unverzichtbar.“

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