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Auch teerhaltiger Straßenbaufbruch kann hochwertig aufbereitet werden – nur nicht in Deutschland
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Auch teerhaltiger Straßenbaufbruch kann hochwertig aufbereitet werden – nur nicht in Deutschland

Inhaltsverzeichnis

Recycling

Bekommt Deutschland Aufbereitungsanlagen für Teer?

Die Zeichen aus Politik und Wirtschaft deuten darauf hin, dass der Wiederverwertung von teerhaltigen Straßenausbaustoffen nach Deponierung und Verschiffung in die Niederlande in Deutschland ein dritter Weg eröffnet wird.

„Wenn teerhaltige Asphaltbruchstücke mit wertvollen Gesteinen auf Deponien landen oder zur thermischen Behandlung bis in die Niederlande transportiert werden, ist das weder nachhaltig noch sinnvoll“, so Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann. Dabei ermöglicht die thermische Wiederverwertung, wertvolle Rohstoffe wieder dem Stoffkreislauf zuzuführen sowie Primärrohstoffe und Deponievolumen zu schonen.

Baden-Württemberg macht Druck

Und so ist es nicht verwunderlich, dass Baden-Württemberg eine langfristige Lösung darin sieht, thermische Behandlungsanlagen auch hierzulande zu bauen. Das baden-württembergische Ministerium für Verkehr und das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft erstellen derzeit gemeinsam ein Gesamtkonzept für die hochwertige und umweltverträgliche Verwertung von teerhaltigem Straßenaufbruch. Es ist ebenso erfreulich, dass verschiedene Unternehmen bereits Interesse an der Errichtung entsprechender Recyclinganlagen für teerhaltigen Straßenaufbruch gezeigt haben.

Unterstützung aus Fachkreisen

Um das Potenzial durch eine thermische Behandlung zu heben – die Schätzung der Bundesregierung liegt bei 1 Mrd. t belastetem Material, aus dem sich 950 Mio. t Gesteinskörnungen generieren lassen – bedarf es aber weiterer Rahmenbedingungen. Was dazu gehört, fasst derzeit eine Initiative zusammen, die in der thermischen Aufbereitung von teerhaltigen Straßenausbaustoffen die nachhaltigste Lösung sieht. Denn das Engagement der Industrie scheiterte bisher an Unsicherheiten rund um eine Investition einer solchen Aufbereitungsanlage. Das Positionspapier liegt „Asphalt & Bitumen“ vor.

Ergänzung: Seit dem 8. Februar ist das Positionspapier öffentlich und kann unten heruntergeladen werden.

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Notwendige Rahmenbedingungen

In den Niederlanden stand an erster Stelle ein Deponieverbot. „Wenn Deutschland keinen teerhaltigen Straßenaufbruch mehr deponieren will, muss die Politik ein Deponieverbot erlassen. In den Niederlanden haben wir das genauso gemacht. Dort haben wir bereits seit 2001 ein Deponieverbot für teerhaltigen Straßenaufbruch“, so David Heijkoop, Geschäftsführer von Reko B.V. in Rotterdam in einem Interview mit der Zeitschrift „Euwid“. Die neue deutsche Deponieverordnung, die mit Jahresbeginn 2024 in Kraft tritt, ermöglicht dies mit ihrem § 7 Abs. 3 Nr. 2. Demnach dürfen Abfälle nicht mehr auf Deponien ablagert werden, wenn sie einer Verwertung zugeführt werden können. Auftraggeber, und das ist i.d.R. die öffentliche Hand, müssten demnach in Ausschreibungen die thermische Verwertung nur festlegen.

Nun bleibt bis 2024 nicht mehr viel Zeit. Schnelle Genehmigungsverfahren wären unabdinglich aber auch rechtssicher machbar. Die Schaffung von Möglichkeiten der Zwischenlagerung in der Übergansphase bis zur Inbetriebnahme von Anlagen könnte als weiterer Anreiz für Investoren dienen. Die Zwischenlagerung ermöglicht ihnen eine „sichere Bank“ für den Betriebsbeginn. Ganz nebenbei könnten weite Transporte in die Niederlande vermieden werden. Eine Befreiung vom Brennstoffemissionshandelsgesetz wäre ein weiterer Einsatz. Auch das ist möglich, da eine hohe Einsparung von CO2-Emissionen durch die thermische Verwertung in der gesamten Wertschöpfungskette generiert wird.

Es gäbe also viele Hebel, die jetzt umgelegt werden könnten, damit auch in Deutschland die thermische Behandlung von teerhaltigem Straßenaufbruch machbar wird. Unter Nachhaltigkeitsaspekten wäre es an der Zeit.

Weitere Informationen: Warum die erste Anlage zur thermischen Aufbereitung von teerhaltigen Straßenausbaustoffen in Deutschland scheiterte erfahren Sie hier.

Wie die Anlage in Rotterdam funktioniert und warum es vor allem die Transportwege sind, die CO2-Emissionen verursachen, können Sie hier nachlesen.

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