Der Saugbagger macht Markt
Vor gut 30 Jahren kamen die ersten Saugbagger auf den Markt. Anfangs Spezialisten, die nahezu ausschließlich im Tiefbau zu finden waren, eroberten sich die Maschinen dank überzeugender Weiterentwicklungen und Verbesserungen zusätzliche Anwendungsbereiche. Seither wächst die Population beständig. Allein aus dem Werk in Germersheim kommen monatlich zwanzig Maschinen dazu.
Herr Walther, Saugbagger gibt es seit rund 30 Jahren auf dem deutschen Markt. Täuscht der Eindruck, dass es sich dabei um ein Nischenprodukt handelt?
Walther: Der Saugbagger war im Tiefbau über viele Jahre tatsächlich ein eher unbekanntes Nischenprodukt. Nur wenige Spezialisten, die die Maschine und ihre Vorteile kennengelernt hatten, wollten sie nicht mehr hergeben.
Welche folgen hatten diese Entwicklungen?
Walther: All dies führte dazu, dass ab 2005 über die klassischen Anwendungen im Tiefbau hinaus ein Dienstleistungsgewerbe entstand, das Bereiche bedient wie Industrie, Umwelt und Gleisbau bzw. -sanierung usw.
Kauft der klassische Tiefbauer bei Ihnen einen Saugbagger?
Walther: Ja. Denn die Maschine erspart ihm z.B. die unbeliebte Handschachtung beim sensiblen Kabel- und Leitungsbau. Zudem haben die Unternehmen Probleme, für derartige Tätigkeiten überhaupt noch engagiertes Personal zu finden.
Wie groß schätzen Sie die Population dieser Geräte in Deutschland und international ein, und wie groß ist Ihr Anteil daran?
Walther: Die MTS gehört zu den zwei größten Herstellern …
In Deutschland …?
Walther: Nein, weltweit. RSP hat ein wenig früher als wir angefangen und 1992 den ersten Saugbagger verkauft. Die Kollegen aus Thüringen haben bereits vor zwei Jahren ihren 1.000. Saugbagger gebaut, diese Produktionszahl haben wir im vergangenen Jahr überschritten.
Anfang letzten Jahres haben Hersteller, Vermieter und Betreiber während des VDBUM-Seminars die Fachgruppe Saugbagger gegründet. Was ist deren Aufgabe, und was versprechen Sie sich von der Zusammenarbeit?
Walther: Unter dem Dach des VDBUM haben sich in der Fachgruppe etwa 100 Unternehmen zusammengefunden. Eines der zentralen Ziele ist es, das Saugbaggern als modernste, zertifizierte Einsatztechnik und extrem sichere Arbeitsweise noch bekannter zu machen. Hier wird u.a. die Berufsgenossenschaft in die Projekte integriert. Dazu kommt unser Anliegen, für eine qualifizierte Ausbildung der Fahrer zu sorgen sowie den Saugbagger mit seinen innovativen Eigenschaften durch gezieltes Marketing und Lobbyarbeit noch bekannter zu machen und weiter zu verbreiten.
Die Vorzüge der Sauger sind hinlänglich bekannt. Gerade bei Kanal-, Rohrleitungs-, Kabelbau und Bodenaustausch leisten sie wertvolle Dienste. Gibt es weitere sinnvolle Anwendungen im Tiefbau?
Walther: Im Prinzip sind damit die wesentlichen Einsatzbereiche im Tiefbau genannt. Gute Dienste leisten die Maschinen darüber hinaus bei Havarien von Gas- und Wasserleitungen. Und ebenso beim Absaugen von Bentonit bei Horizontalbohrungen, beim Reinigen von Gräben, Randmittelstreifen und Straßeneinläufen. Aber auch Feststoffe und Sedimente im Kanal saugen sie ab.
Wie steht es denn um Flüssigboden?
Walther: Kein Problem. Ebenso wie schwere Lehmböden. Denn wir haben einen starken Kompressor mit an Bord, mit dem wir Luftlanzen und Luftspaten betreiben können, sowie – wie bereits erwähnt – den Kraftarm und den drehbaren Saugrohrkopf. Alle diese Features gehören mittlerweile zum Standard eines Saugbaggers. Sie gestatten ein sicheres und effizientes Arbeiten.
Wie viele Modelle haben Sie zurzeit im Angebot?
Walther: Wir haben sechs klassische Modelle, die auf einem Lkw aufgebaut sind, sowie verschiedene Aufbauten, die raupenmobil unterwegs sind. Dazu kommen Spezifikationen für die Bahn als Zwei-Wege-System.
Die mobilen Maschinen sind technisch weitgehend ausgereift. Dennoch kommen Sie gerade mit einem kleineren Gerät. Steckt mehr dahinter als Flottenkosmetik?
Walther: Selbstverständlich. Unser Sauger Dino-City ist auf Wunsch der Kunden nach einem preiswerten und kompakteren Einsteigermodell entwickelt worden. Er hat einen etwas kleineren Schlauchdurchmesser und bringt ca. 70% der Saugleistung der großen Modelle. Für sehr viele Anwendungsgebiete reicht dies allerdings völlig aus. Ein Tiefbauer nutzt bei unseren großen Modellen in der Regel nur 50% der vorhandenen Leistung. Und – ganz wichtig: 80% der Effizienz einer Maschine, egal von welchem Hersteller, macht der Bediener aus, indem er die sinnvollsten Werkzeuge und Techniken vor Ort anwendet.
Wie sehen Sie die Zukunft der Saugbagger? Woran arbeitet Ihre Entwicklungs-Abteilung gerade?
Walther: Wir arbeiten insbesondere daran, die Wirtschaftlichkeit unserer Maschinen zu verbessern. D.H. wir optimieren permanent den Dieselverbrauch. Daneben verbessern wir das HMI-Interface, das ist die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Vor dem geschilderten Hintergrund, wie überaus wichtig die Qualität des Bedieners für das effiziente Arbeiten mit den Maschinen ist, wird deutlich, dass es hier bei der Handhabung noch große Ressourcen gibt.
Und wie sieht es mit Digitalisierung und Elektrifizierung aus?
Walther: Unsere Entwicklungsabteilung ist auch an diesen Themen dran. Wir betreiben dazu aktuell einige detaillierte Studien. Ein Kernproblem bei elektrischen Antrieben sind die erforderlichen Akku-Systeme für unsere Ventilatoren, die einen recht hohen Energiebedarf haben.
Passend zu diesem Artikel
Die Weber Maschinentechnik GmbH (Weber MT), Bad Laasphe, trauert um ihren Gesellschafter und ehemaligen Geschäftsführer Wolfgang Weber.
Mit dem Motto „Energiewende und was nun – ein Update“ stand ein gesellschaftliches Leuchtturm-Thema im programmatischen Rampenlicht der 30. Tagung Leitungsbau in Berlin.
Die Kies- Beton- und Recyclingindustrie steht vor grossen Herausforderungen. Dies in technischer, ökologischer und gesellschaftlicher Hinsicht. Davon war auch der Herbstanlass 2023 geprägt.