Die Schweiz investiert zu wenig in die Kantonsstraßen
Die Organisation Infra Suisse dokumentierte 2010 erstmals den Zustand der Kantonsstraßen. Nach der Erhebung 2017 und 2020 präsentieren diese sich größtenteils in einem guten Zustand. Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind groß.
Die Branchenorganisation der im Infrastrukturbau tätigen Unternehmen will mit ihren Studien dazu beitragen, die Sensibilität der politischen Entscheidungsträger und der Öffentlichkeit für die Wichtigkeit eines langfristigen und nachhaltigen Werterhalts des bedeutendsten Verkehrsträgers der Schweiz zu fördern.
Auch wenn in der Studie methodisch bedingte Unschärfen vorliegen, ist davon auszugehen, dass die vorausschauende Werterhaltung der Kantonsstraßen zurzeit nicht flächendeckend gewährleistet wird und somit Sanierungsarbeiten nicht oder verzögert stattfinden. Das führt in Zukunft zu erheblichen finanziellen Mehrbelastungen. Durch frühzeitig aufgegleiste und rechtzeitig umgesetzte bauliche Maßnahmen könnte dies vermieden werden.
Der Zustand wird schlechter
Der Anteil der Kantonsstraßen mit schlechten oder kritischen Oberflächen liegt gemäß den Angaben der kantonalen Tiefbauämter schweizweit bei 15 %, das sind immerhin fast 2.500 km. Er variiert aber in den Kantonen zwischen 1 % in Graubünden und 51 % in Uri.
Bei rund 35 % des Kantonsstraßennetzes (5.686 km) ist der Zustand gut, bei 27 % (4.382 km) mittel und bei 23 % (3.790 km) ausreichend. Während in den Kantonen Graubünden, Freiburg, Bern, Zürich, Genf, Solothurn, Thurgau über 95 % des Kantonsstraßennetzes als gut, mittel oder ausreichend gelten und damit der Sanierungsbedarf in den nächsten Jahren eher moderat ist, wurden in den Kantonen Tessin, Wallis, St. Gallen und Uri weniger als 70 % der Kantonsstraßen in diese drei Kategorien eingestuft.
Die Ebenheit in Längsrichtung wird mit 21 % deutlich häufiger als schlecht oder kritisch eingestuft als die Ebenheit in Querrichtung mit nur 5 %.
Der Zustand der Kantonsstraßen wird allerdings immer schlechter. In der ersten Zustandserhebung von 2010 waren noch über 70 % der Kantonsstraßen in einem mittleren oder sogar guten Zustand. Ihr Anteil ist in den letzten 10 Jahren um fast 10 % gesunken. In der neusten Erhebung liegt dieser Anteil der Kantonsstraßen nur noch bei gut 60 %.
Die Investitionen sind zu gering
Pro Jahr wird durchschnittlich 1 Mrd. Franken (0,9 Mrd. Euro) in den baulichen Unterhalt sowie in Verbesserungen und Ausbau der Kantonsstraßen investiert.
Auch hier lassen sich große Unterschiede zwischen den Kantonen feststellen: Knapp die Hälfte der Kantone investieren zu wenig, um den Wert ihrer Straßen langfristig zu erhalten. In 15 Kantonen, die über einen Anteil von 46 % am Kantonsstraßennetz verfügen, genügen die eingesetzten Mittel tendenziell für den Werterhalt des Netzes. In 11 Kantonen mit einem Netzanteil von 54 % ist dies hingegen eher nicht der Fall.
Empfohlen werden Investitionen von jährlich 1,8 bis 2,6 % des Wiederbeschaffungswerts. Je nach Belastungskategorie sind das jährlich zwischen 60.000 und 90.000 Franken pro Kilometer (55.000 bzw. 82.000 Euro/km). Weniger geben die Kantone Tessin, Bern, Appenzell -Innerrhoden, Thurgau, Waadt, Neuenburg, Freiburg, Wallis, Obwalden, Jura und Schaffhausen aus.
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