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Diesmal ohne Spektakel

Die Rendsburger Hochbrücke mit Schwebefähre, die 1911 bis 1913 errichtet wurde, galt als die kühnste und bedeutendste Stahlbaukonstruktion Europas. Zusammen mit der bis heute genutzten Schwebefähre ist sie ein Unikum. Heute wurde ihr ganz unspektakulär der Titel „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ verliehen.

Seit heute ein amp;quot;Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukuns amp;quot;t: die zwischen 1911 und 1913 errichtete Rendsburger Hochbrcke mit Schwebefhre

Im Jahr des 100-jährigen Jubiläums zeichneten die Bundesingenieurkammer und die Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein in Anwesenheit von Ministerpräsident Albig die Rendsburger Hochbrücke mit Schwebefähre aus, und verliehen ihr den offiziellen Titel „Histori­sches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. Die Rendsburger Hochbrücke mit Schwebefähre ist damit das erste, mit diesem Titel ausgezeichnete Bauwerk Schleswig-Holsteins. Mit der Auszeichnung ist die feierliche Enthüllung einer Ehrentafel am Bauwerk verbunden. Begleitend zur Verleihung des Titels erschien bereits im März eine Publikation im Rahmen der Schriftenreihe zu den Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst.

Die Stahlkonstruktion der zweigleisigen Rendsburger Hochbrücke mit 9 m Breite besteht aus der 908 m langen Südbrücke, der 318 m langen Kanalbrücke und der 1260 m langen Nordbrücke. Zusammen mit den Erdrampen ist das gesamte Bauwerk 4,5 km lang. Die Brücke war 99 Jahre lang die längste Eisenbahnbrücke in Deutschland. Die Kanalbrücke hat einen Fachwerkträger mit einem dem Biegeverlauf nachempfundenen Obergurt. Die Hauptbrücke überspannt bei einer Gesamtlänge von 317 Metern den Nord-Ostsee-Kanal mit einer lichten Höhe von 42 Metern und einer Stützweite von 140 Metern.

Eine Besonderheit ist die am Untergurt der Kanalbrücke angebrachte Seilschwebefähre. Sie ist eine von nur acht Schwebefähren weltweit. Sie befördert pro Fahrt bis zu vier Fahrzeuge oder etwa 60 Fußgänger. Sie benötigt knapp zwei Minuten für eine Überfahrt. Die Fährbühne (auch als Gondel bezeichnet) ist 14 m lang, 6 m breit und hat ein Eigengewicht von 45 Tonnen. Sie hängt an zwölf Seilen unter einer Stahlkonstruktion, die den Untergurt der Brücke U-förmig umfasst und mit insgesamt acht Rädern auf zwei Schienen rechts und links des Brückenträgers läuft. Der Antrieb erfolgt elektrisch mit vier Motoren, die jedes zweite Rad antreiben.

Als die ersten Pläne für den Bau einer Eisenbahnhochbrücke in Rendsburg bekannt wurden, regierte die Bürgerschaft eher skeptisch. Sie befürchteten „ungeheure Stahlgerüste“ und ein „Monstrum“, das das Stadtbild störe. Heute ist die Brücke Wahrzeichen der Stadt Rendsburg. Bei ihrem Bau wurden 17.740 Tonnen Stahl mit 3,2 Millionen „aus bestem Siemens-Martin-Eisen hergestellten“ Nieten zusamengefügt.

Historische Ingenieurbauwerke erzählen von der Genialität vergangener Ingenieurgenerationen und spornen mit ihrem Beispiel zu neuen Leistungen an. Ingenieurbauwerke wie Brücken, Türme und Tunnel bilden einen wesentlichen Bestandteil unserer Baukultur. Und nur wer auf dem Besten vergangener Zeiten aufbaut, kann mit seiner Kreativität die Zukunft erfolgreich gestalten. Deshalb ehrt die Bundesingenieurkammer seit 2007 historisch bedeutende Ingenieurbauwerke mit dem Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“.

Die in Frage kommenden Bauwerke müssen sich auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland befinden und älter als 50 Jahre sein. Das alte Schiffshebewerk in Niederfinow wurde am 5. Dezember 2007 als erstes Ingenieurbauwerk mit dem Titel ausgezeichnet. Bisher wurden 12 Bauwerke geehrt, das bisher letzte war das „Pumpwerk Alte Emscher“ das im Mai 2013 in den Kreis der Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland aufgenommen wurde.

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