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Foto: Foto: Ute Mhle
Klemens Strbele ist Geschftsfhrer von Liebherr Brasil und Liebherr Aerospace.

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Ein Oberschwabe in Brasilien

Klemens Ströbele ist Geschäftsführer von Liebherr Brasil und Liebherr Aerospace, der gebürtige Oberschwabe wanderte vor neun Jahren nach Brasilien aus.

Klemens Ströbele ist Geschäftsführer von Liebherr Brasil und Liebherr Aerospace, der gebürtige Oberschwabe wanderte vor neun Jahren nach Brasilien aus.

Herr Ströbele, welcher Motor trieb Sie an, nach Brasilien zu gehen?

Brasilien war mir nicht fremd, am Anfang meines Berufslebens habe ich hier fünf Jahre lang gearbeitet. Das war die lehrreichste Zeit meines Lebens. Ich habe miterlebt, was Hochinflation bedeutet, habe Regierungen mit ständig wechselnden Wirtschaftsplänen gehen und kommen sehen. Für mich war Brasilien immer nur ein Land voller Hoffnung, das ständig auf der Stelle trat. Daran wollte ich etwas ändern. „Mit 40 wird er klug oder nimmer“ heißt es bei uns in Schwaben. So nahm ich meinen 40. Geburtstag als Initialzündung, mit Herrn Liebherr meine Zukunft in Brasilien zu besprechen.

Sie sind gelernter Betriebswirt. Was lehrt Brasilien einen deutschen Kaufmann?

Man lernt, mit echten Wirtschaftsproblemen umzugehen, die Inflationsrate lag in meiner Anfangszeit Ende der 80er Jahre bei über 100 Prozent im Monat. Da muss man kreativ und schnell sein. Für länger laufende Geschäfte müssen Sie Formen finden, die Sie vor allzu großen Verlusten schützen.

Was mögen Sie an Brasilien?

Den Umgang der Menschen untereinander. Die Brasilianer sind offener und herzlicher als in Europa. Im brasilianischen Geschäftsleben gehören Umarmungen und Berührungen einfach dazu. Daran musste ich mich erst gewöhnen.

Was vermissen Sie?

Es sind ein paar deutsche Tugenden, die ich vermisse. Zuverlässigkeit, Ordnung, Termintreue oder Disziplin sind hier nicht immer selbstverständlich.

Sehnen Sie sich manchmal nach Kälte und trockener Luft?

Nein, ich empfinde kein Heimweh nach Kälte. Meine aktive Skilaufbahn ist längst beendet. Außerdem kann es hier im Winter unangenehm kalt werden. Weihnachten feiern wir traditionell, aber dem Klima angepasst: Tagsüber im Pool, abends am künstlichen Weihnachtsbaum. In Brasilien wachsen nämlich keine Tannen.

Im Liebherr-Werk in Guaratinguetá vergeben Mitarbeiter an einer Magnettafel farbige Punkte, die ihren Gemütszustand öffentlich widerspiegeln. Wäre ein solches System in Deutschland denkbar?

Auf keinen Fall, das funktioniert nur in einer offenen Kultur. Brasilianer empfinden ihren Arbeitgeber als eine Art Familienmitglied, dem sie Sachen preisgeben, die ein Deutscher nie preisgeben würde.

Worauf sind Sie stolz?

Auf die letzten neun Jahre. Die Marke Liebherr ist landesweit bekannt und wird geschätzt. Ebenso freut es mich, die positive Entwicklung der Nation miterlebt zu haben.

Die Zeit bis zur Fußball-Weltmeisterschaft 2014 wird knapp. Glauben Sie, dass alle Baumaßnahmen rechtzeitig fertig werden?

Davon bin ich fest überzeugt, auch wenn es an vielen Stellen nicht danach aussieht. Meiner Einschätzung nach hätten die Brasilianer mit den Vorbereitungen früher anfangen müssen, straffes Organisieren ist eben nicht ihre Stärke. Da sie aber umso besser improvisieren können, wird das Eröffnungsspiel mit Sicherheit in einem fertigen Stadion angepfiffen.

Wenn Deutschland gegen Brasilien im Endspiel steht – wem drücken Sie die Daumen?

Sollte dies der Fall sein, habe ich ein Problem. Brasilien ist mir ans Herz gewachsen, in Deutschland liegen meine Wurzeln. Keine Ahnung, auf wessen Seite ich mich schlage. (Interview: mö.)

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