Forschungsprojekt für effiziente Zahlungsprozesse
Bauleistung erbracht, in Rechnung gestellt, aber das Geld kommt nicht! Vor diesem Problem stehen zahlreiche Bauunternehmen in Deutschland. Um das damit verbundene Insolvenzrisiko auszuschalten, wird nun in einem Forschungsprojekt ein automatisches Zahlungsmanagement auf Basis von BIM, Blockchain-Technologie und Smart Contracts entwickelt.
In keiner anderen Branche in Deutschland dauert es so lange, bis nach erfolgter Leistung gezahlt wird, wie im Bauwesen. Das bedeutet ein hohes Insolvenzrisiko für kleine Betriebe. Die Digitalisierung soll das ändern.
Risiko für KMU
In der Baubranche arbeiten häufig viele Dienstleister – Ingenieure, Baufirmen, Handwerker, Subunternehmer, Gutachter, Projektmanager, Rechtsanwälte – gemeinsam an einem Auftrag. Somit entstehen komplexe Vertragskonstellationen. Hakt es irgendwo im Prozess, kann sich die gesamte Zahlungskette verzögern. Durch das Verknüpfen verschiedener digitaler Technologien soll künftig gewährleistet werden, dass erbrachte Dienstleistungen umgehend bezahlt werden. „Das ist gerade für kleine und mittlere Betriebe wichtig, die sonst ein hohes Risiko tragen, bei ausbleibenden Zahlungen ihre Liquidität zu verlieren oder insolvent zu gehen“, sagt Prof. Dr. Markus König, Leiter des Bochumer Lehrstuhls für Informatik im Bauwesen.
Digitale Transaktionskette
Alle am Bau beteiligten Akteure sollen Teil einer Blockchain, d.h. einer digital abgebildeten Transaktionskette entsprechen. Jede dieser Transaktionen ist durch einen Smart Contract geregelt, also durch einen digitalen Vertrag, in dem die Leistungen vereinbart sind, die die beteiligten Akteure erbringen müssen, um ihr Geld zu erhalten. Die Akteure sind über eine ID in dem digitalen System registriert und können auf einem mobilen Gerät direkt auf der Baustelle bestätigen, wenn sie eine Leistung erbracht haben. Das System benachrichtigt dann automatisch die Bauabnahme, und der Prüfer kann den Auftrag als erledigt markieren oder Mängel melden. Fällige Rechnungen werden dann automatisch zur Zahlung angewiesen.
Nach dem Blockchain-Prinzip bauen die einzelnen Transaktionen aufeinander auf. Eine spätere Transaktion ist nur möglich, wenn die vorausgehenden früheren Transaktionen als richtig bestätigt wurden.
Verbundprojekt aus Forschung und Industrie
In dem aktuellen Verbundprojekt entwickeln Partner aus Forschung und Industrie dieses automatische Zahlungsmanagement für die Baubranche. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Vorhaben „BIM contracts“ mit 2,46 Mio. Euro für drei Jahre; 602.000 Euro davon fließen an den Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen der Ruhr-Universität Bochum, 610.000 Euro an das Softwaretechnik-Institut Paluno an der Universität Duisburg-Essen. Außerdem sind die Freundlieb Bauunternehmung sowie die Rechtsanwälte Kapellmann und Partner beteiligt. Der IT-Dienstleister Adesso leitet das Konsortium. Basis für das Zahlungsmanagement sollen digitale Bauwerksmodelle (Building Information Modeling, BIM) und die Blockchain-Technologie in Verbindung mit Smart Contracts sein.
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