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Archiv 24. Juni 2015

Forum Zukunft Grünes Bauen

Kann man Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit sehen? Ja – man kann! Jeder Naturwerkstein, ortsnah gewonnen und verbaut, zeugt von Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit, und das über Generationen und Jahrhunderte hinweg. So lässt sich – stark verkürzt – die Essenz der Vorträge zusammenfassen, die im Rahmen der Gartenschau Enzgärten in Mühlacker gehalten wurden.

„Naturstein ist einer der ältesten Baustoffe der Menschheit und zu 100 % recyclingfähig!“ So brachte es Albrecht Lauster auf den Punkt, der Vorsitzende der Fachgruppe Naturwerkstein im ISTE und Chef der „Lauster Steinbau GmbH“ in Stuttgart. Er betonte vor allem die hohe Qualität der heimischen Naturwerksteine. Sie werden als hochwertige Fassadenelemente, aber auch als Platten, Treppenstufen, Pflaster- und Mauersteine im Garten- und Landschaftsbau geschätzt. Aus denkmalgeschützten Bauten sind sie heutzutage nicht mehr wegzudenken, selbst wenn nur noch ein Bruchteil der historischen Abbaustätten in Baden-Württemberg in Betrieb sind.

Dem konnte Dr. Jens Wittenbrink vom Referat Landesrohstoffgeologie beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (RP Freiburg) nur zustimmen. Besonders im Garten- und Landschaftsbau werden in Deutschland erhebliche Mengen an importierten Produkten eingesetzt. Das müsste jedoch nicht sein, denn gerade Baden-Württemberg ist reich an geeigneten Vorkommen für Naturwerksteine, wie er in seinem Vortrag zur Entstehung der heimischen Geologie zeigte. Wittenbrink: „Das Wissen um die Eigenschaften und Vorkommen von heimischen Naturwerksteinen gerät leider zunehmend in Vergessenheit.“ Aus diesem Grund hat das LGRB alle verfügbaren Informationen im Nachschlagewerk „Naturwerksteine aus Baden-Württemberg - Vorkommen, Beschaffenheit und Nutzung“ detailliert zusammengetragen.

Michael Vötsch von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Rottenburg a. N. stellte in diesem Zusammenhang seine Studie mit dem Titel „CO2-Bilanz von neuem und wiederverwendetem Naturwerkstein“ vor. Deren wichtigste Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache: So haben im Vergleich zu chinesischen Mauersteinen die heimischen eine deutlich bessere Klimabilanz. Grund: die große Transportdistanz der Steine aus Asien. Und: Die Wiederverwendung von Mauersteinen verbessert die CO2-Bilanz nochmals deutlich, auch gegenüber dem neu in der Region gewonnen Stein. Der wiederverwendete Naturwerkstein entpuppe sich damit als die mit Abstand klimaverträglichste Variante, so der junge Wissenschaftler.

Wenn es um die Wiederverwendung von Naturwerksteinen aus Abbruch und Rückbau geht, ist natürlich er der Fachmann: Manuel Rongen, Geschäftsführer der „Natursteine Rongen Ltd. amp; Co. KG“ in Tübingen. In seinem reich bebilderten Vortrag stellte er zahlreiche nachahmenswerte Beispiele für diese besondere Art des Recyclings vor: Nach ihrem ersten „Leben“ dienen viele Naturwerksteine in neuer Funktion als Zeugen heimischer Geologie und althergebrachter Baukunst. Rongens spektakulärstes Beispiel: der ehemalige Nordflügel des historischen Stuttgarter Hauptbahnhofes. Sein Unternehmen hat das Material der Fassade – Crailsheimer Muschelkalk – gerettet und neu bearbeitet. Es kommt nun vor allem im Garten- und Landschaftsbau wieder zu Verwendung. Und bei allen ökologischen und ökonomischen Vorteilen: Diese Steine erzählen ihre ganz eigene lange und doch so aktuelle Geschichte!

Dass neben historischem Baumaterial wie Naturwerksteinen aber auch moderne und innovative Produkte ihren Platz in der heutigen Baukultur haben, illustrierte Ulrich Zehner von der „RUZ Mineralik GmbH“ in Heilbronn. Beton – ein seit der Antike aus natürlichen Rohstoffen hergestellter, heute hochmoderner Werkstoff – sei hier oftmals das Mittel der Wahl. Auch im zeitgemäßen und nachhaltigen Garten- und Landschaftsbau, beispielsweise in Form von Variowänden aus Beton als Alternative zu Gabionen und Blocksteinmauern, könnten sich so klassische und moderne Materialien und Formen bestens ergänzen.

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Wie bedeutsam das Thema für die gesamte Branche ist, betonte ISTE-Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger, der als Moderator durch den Tag führte: „Hier treffen sich – für jeden sichtbar – Vergangenheit und Zukunft zu etwas ganz Neuem!“

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