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LBV und BICV kooperieren 25. Juni 2019

Gemeinsam für den Amphibienschutz

Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) hat in der Oberpfalz einen ersten Kooperationsvertrag mit einem Rohstoffgewinnungsunternehmen zum Schutz bedrohter Amphibien geschlossen

Bei einem Geländetermin im Steinbruch in Burglengenfeld haben der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer, der Werkleiter Burglengenfeld der HeidelbergCement AG Henrik Wesseling, der Landrat des Landkreises Schwandorf Thomas Ebeling sowie Norbert Dirschel, Sachgebietsleiter der Höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung Oberpfalz den Vertrag unterzeichnet. Das Werk nimmt nun an einem bayernweiten Projekt zum Schutz von bedrohten Amphibienarten in Rohstoffgewinnungsstätten teil. „Durch das Pilotprojekt soll die Förderung und Erhaltung bedrohter Amphibienarten im Gewinnungsprozess gesichert und der laufende Betrieb auch bei schon existierendem Vorkommen bedrohter Arten in einer Win-Win-Situation gewährleistet werden“, so der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer.

Mit der engen und vertraglich geregelten Zusammenarbeit können gemeinsam Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten für Amphibien in Kies-, Sand- und Lehmgruben sowie Steinbrüchen geschaffen werden. „Rohstoffgewinnung und Naturschutz müssen heute keine Gegensätze mehr sein, gewährleisten die Gewinnungsstätten doch Lebensbedingungen, wie sie in der Landschaft heute kaum noch existieren“, so Dr. Norbert Schäffer bei der Unterzeichnung. Dr. Bernhard Kling, Geschäftsführer des Bayerischen Industrieverbands Baustoffe, Steine und Erden (BIV), ergänzet: „Die rohstoffgewinnende Branche ist tatsächlich eine der wenigen, die an vielen Stellen sichtbar und umfänglich mehr zurückgibt als sie nutzt. Die Flächen werden oftmals sogar aufgewertet.“

Best-Practice-Beispiel

Im Steinbruch Burglengenfeld profitieren vor allem die Gelbbauchunke und die Wechselkröte von den umgesetzten Maßnahmen. Dazu zählen der Erhalt und die Anlage von Kleinstrukturen wie Totholz, Wurzelstöcke oder Sand- und Geröllhaufen. Auf einem Naturlehrpfad durch den Steinbruch wird das Miteinander und Nebeneinander ökologischer und wirtschaftlicher Interessen veranschaulicht. „Hier sehen wir eines von mittlerweile zahlreichen Best-Practice-Beispielen in Bayern, wie die Rohstoffgewinnung zur Förderung der Artenvielfalt beiträgt“, Dr. Kling.

Seit 2017 führt der LBV zusammen mit dem BIV und der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM) das Pilotprojekt durch. Ziel ist die Sicherung und Optimierung von Lebensräumen für europaweit bedrohte Amphibienarten in aktiven Gewinnungsbetrieben. Über die gesamte Laufzeit bis Ende 2022 wird das Projekt vom bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Den Anlass für das gemeinsame Vorhaben gab ein Bericht der Bundesregierung über das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000, der für sieben besonders bedrohte Amphibienarten mit europaweiter Bedeutung einen ungünstigen Erhaltungszustand und überwiegend einen negativen Gesamttrend der Vorkommen aufweist.

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Der LBV und die Rohstoffgewinnungsunternehmen wollen durch gegenseitige Information und enge Zusammenarbeit die Chancen für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Kies- und Sandgruben nutzen. Die Entstehung wertvoller Sekundärlebensräume und die Ansiedlung seltener Arten, wie Geburtshelferkröte, Kammmolch oder Knoblauchkröte, sollten nicht dem Zufall überlassen werden, sondern während der Gewinnungsphase, bei der Renaturierung und darüber hinaus gezielt gesteuert werden. Bayernweit sollen in 100 Rohstoffgewinnungsstätten Maßnahmen zur Umsetzung durchgeführt werden.

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