Ein Kuratorium des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler e. V. (BDG) kürt bereits seit über 15 Jahren das Gestein des Jahres, um deren Bekanntheitsgrad zu steigern und auf ihren Nutzen, ihre Anwendungen und auf Ihre spannende Entstehung hinzuweisen. Ziel ist es, im Allgemeinen das Bewusstsein für die uns umgebenden Natur und im Besonderen für die Geowissenschaften zu schärfen. Zentrale Veranstaltung der Initiative ‚Gestein des Jahres‘ ist die feierliche Taufe, die in diesem Jahr in Falkenstein im Vogtland stattfand.
Verleihung am richtigen Ort
Gastgeber war der Geo-Umweltpark Vogtland mit seiner Schirmherrin, der Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas. Mit dem 20 m hohen Schlossfelsen, der für die Taufe eine herausragende Kulisse bildete, besitzt der Geopark ein herausragendes Grauwacke-Geotop.
Vor über 100 Gästen wurden Impulsvorträge zum Gestein des Jahres gehalten. Dr. Manuel Lapp, Sprecher des Auswahl-Kuratoriums, stellte die Initiative „Gestein des Jahres“ und die Grauwacke selbst vor, während Prof. Dr. Heiner Siedel, TU Dresden, die baulichen Eigenschaften der Grauwacke herausstellte. Prof. Dr. Thomas Seifert, TU Bergakademie Freiberg, Steffen Gerisch und Denis Loos stellten den Umwelt-Geopark Vogtland vor. Madeleine Kühne berichtete von der Erstellung des 3D-Modells des Geoparks.
In Ihren Grußworten freuten sich Yvonne Magwas, Bundestagsvizepräsidentin und Schirmherrin des Geo-Umweltparks Vogtland und Andreas Günther-Plönes, Geschäftsführer des Berufsverbandes der Deutschen Geowissenschaftler, über die große Resonanz sowie das überwältigende Interesse am Gestein des Jahres und am Geo-Umweltpark.
Neben der Taufe fand um den Schlossfelsen herum ein buntes Programm statt, bei dem auch das nicht-geowissenschaftliche Publikum viele Informationen über die Geologie des Vogtlandes und Sachsens, über Geoparks und die Grauwacke erhalten konnte. Bei Kindern besonders beliebt war die Edelsteinwäsche-Station.
Was für ein Gestein ist Grauwacke?
Die Grauwacke ist ein Gestein, das in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung zunächst einmal unbekannt ist. Aufgrund der besonderen Eigenschaften, beispielsweise der hohen Druckfestigkeit und Verwitterungsbeständigkeit, wird die Grauwacke gerne als Baustoff in der Wohnbebauung, im Straßen- und Betonbau, aber auch zur Errichtung anderer technischer Bauwerke genutzt. So wurden unter anderem in der Staumauer der Edertalsperre, dem drittgrößten Stausee Deutschlands, etwa 300.000 m³ Bruchsteinmauerwerk aus Edersee-Grauwacke verarbeitet.
Die weltweite Bedeutung der Grauwacke ist auch daran zu erkennen, dass dieser Name weltweit fast unverändert in vielen Sprachen verwendet wird; so spricht man im Spanischen von grauvaca, im Englischen von greywacke (oder graywacke) und im Russischen von граувакка (grauvakka).
In Deutschland wird Grauwacke noch in 21 Steinbrüchen abgebaut. Bedeutende Vorkommen in Deutschland liegen in der Eifel, im Frankenwald und im Harz, in der Lausitz und im Sauerland, im Thüringischen Schiefergebirge und bei Waldeck in Hessen – d.h. in den „alten“ Gebirgen, die heute die Mittelgebirgsschwelle Zentraleuropas bilden. (Michael Schlutter)