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Archiv 1. März 2015

Gutes Personal finden mit Talents Connect

Die Steine- und Erdenindustrie hat so ihre Schwierigkeiten, um Auszubildende und Facharbeiter zu finden, die wirklich mit Spaß bei der Sache sind. In Teil 9 der Serie
Fachkräftemangel stellen wir die Internetplattform „Talents Connect“ vor, die etwas andere Art für Unternehmen bei der Suche nach Azubis.

Es gibt sie - die Jugendlichen, die Spa an einem Beruf in der Rohstoffindustrie haben . Frage bleibt nur: Wo? Die Internetplattform ?Talents Connect? kann helfen, sie aufzuspren.
Es gibt sie - die Jugendlichen, die Spa an einem Beruf in der Rohstoffindustrie haben . Frage bleibt nur: Wo? Die Internetplattform ?Talents Connect? kann helfen, sie aufzuspren.

Daniel ist 15, seinen Mittelschulabschluss hat er in der Tasche, mit ziemlich guten Noten sogar. Im Werkunterricht hat er immer so lange getüftelt, bis alles passte. Mit Daniel kann man was anfangen, sagen seine Lehrer. Nur bei der Rechtschreibung, naja, da hapert´s, dafür kann er Mathe gut. Daniel geht gern raus, das war schon immer so, bei Kälte halt mit dicker Jacke. Früher im Sandkasten, das war eine schöne Zeit mit den vielen Baggern, Eimern und Schaufeln. Beruflich etwas Ähnliches zu machen, wie damals – auf die Idee kommt er nicht. Wie auch? Geld will er verdienen, das ist ihm wichtig, so dass es reicht später für eine Familie und um mit den Kumpels auch mal um die Häuser ziehen zu können. Dass Geldverdienen und Freude am Beruf einander nicht ausschließen, kann sich Daniel kaum vorstellen. Also besser irgendwas mit IT? Ein Bürojob? Da soll es gutes Geld geben. Daniel wird Lagerist, eher aus Zufall. Die Maschinenbaufirma Hoffmeier amp; Partner wollte ihn haben, also fing er dort eine Ausbildung an. Irgendwann hat er keinen Bock mehr.

Daniel, ein Jugendlicher, der unserer Phantasie entsprungen ist, dessen Typ es aber draußen in Wirklichkeit zu Hunderten gibt, wusste nicht, dass ein Beruf in der Steine- und Erdenindustrie gut zu ihm gepasst hätte. Umgekehrt hatte die Steine- und Erdenindustrie keine Chance, von ihm und seinem Talent fürs Praktische zu erfahren, denn Daniel las ja Ausbildungsplatzangebote von IT-Firmen, die ihn aber wegen seines Mittelschulabschlusses nicht haben wollten. An dieser Stelle setzt die im Juni 2013 gegründete Internetplattform „Talents Connect“ an. Diese neuartige Job- und Ausbildungsplatzbörse hat etwas von einer Partnervermittlung. Im Beruflichen ist es ist ja tatsächlich ähnlich wie in der Liebe: Die Partner müssen zueinander passen, so einfach ist das und doch wieder so schwer. Die „Beziehung“ zwischen Daniel und Hoffmeier amp; Partner hat nur von einer Seite her gestimmt. Daniels Motivation blieb auf der Strecke, anstatt im Lager zu arbeiten, hätte er lieber draußen an Maschinen herumgeschraubt.

Der Ansatz von Talents Connect lautet: Der Job muss zum Bewerber passen, nicht umgekehrt. Umgekehrt daher auch die Reihenfolge bei der neuartigen Jobvermittlungsbörse: Hier ist zuerst der Bewerber dran, sich und seine Fähigkeiten darzustellen und dabei auch die eigenen Wünsche zu äußern. Da Jugendliche wie Daniel ja gar nicht so recht wissen, was sie eigentlich wollen, werden bei der Profilerstellung der Jobsuchenden Fragen gestellt, z.B. Wie arbeitest du lieber? Am Computer oder mit Maschinen? Wenn du dich entscheiden dürftest – was würdest du lieber tun? Telefonieren und Emails schreiben oder praktisch arbeiten? Die klassischen Bewerberfakten, wie Noten oder Schulbildung, werden natürlich auch erhoben, in erster Linie aber geht es bei Talents Connect , um das, was eine Person gerne tut und machen möchte. Im zweiten Schritt werden die Bewerber in Talenttypen eingeteilt. Unser Daniel käme in die Gruppe der „Technikfüchse“, die gern Maschinen reparieren und lieber praktisch arbeiten als im Büro zu sitzen. Über einen Algorithmus zeigt Talents Connect Daniel und seinen Mitstreitern später nur Angebote an, die zu ihren Bedürfnissen passen, bei Daniel zum Beispiel wäre ein Ausbildungsplatz als Aufbereitungsmechaniker durchaus denkbar.

Neben einigen Fakten zum passenden Beruf werden auch die Verdienstmöglichkeiten angezeigt. Der Lohn ist zwar nicht alles entscheidend, spielt aber bei der Berufswahl trotzdem ein wichtige Rolle. Auch Daniel würde erfahren, dass man in der Steine- und Erdenindustrie gar nicht mal schlecht verdient. „Kaum ein Bewerber weiß wirklich, bei welchem Unternehmen er gut aufgehoben ist und bei welchem eher nicht“, so Talents Connect Geschäftsführer Robin Sudermann. „Wir sind uns sicher, dass wir das ändern können.“

Umgekehrt: Unternehmen bewerben sich beim Bewerber

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Daran müssen sich Arbeitgeber wohl erst gewöhnen, dass der Trend den Spieß nämlich umdreht: Gerade in Branchen, in denen ein Fachkräftemangel droht, bewerben sich zunehmend Unternehmen bei potentiellen Mitarbeitern. In Konzernen wie Eon, BMW oder Siemens hat sich diese Art des Personalrecuruitings längst etabliert, wird dort sogar sehr geschätzt, weil man auf diese Weise sehr zufriedene Mitarbeiter mit hoher Motivation finden kann. Talents Connect ist ein Hilfsmittel, um auch kleineren Unternehmen die Möglichkeit des Bewerbens beim Bewerber zu bieten. Dazu stellt die Kölner Firma Unternehmen einen Filter auf der Plattform zur Verfügung, über den sie nach geeigneten Kandidaten suchen können, z.B. nach jungen Leuten mit Interesse an Technik, die Führungsqualitäten mitbringen oder die in der gleichen Umgebung wohnen, wie der Firmensitz.

Was die Quantität angeht, ist die klassische Art des Personalrecruitings, z.B. über Stellenanzeigen, klar im Vorteil - die Qualität aber leidet. Wer einen teamfähigen, zuverlässigen Auszubildenden sucht, wird viele Bewerbungen erhalten von jungen Leuten, die sich als genau das beschreiben, nicht aber, weil sie tatsächlich so sind, sondern weil sie glauben, sich gemäß Stellenausschreibung so darstellen zu müssen. Oft sprechen Unternehmen und Bewerber nicht die gleiche Sprache, man versucht gegenseitig Erwartungen zu erfüllen, um dem anderen zu gefallen. Anders bei Talents Connect: Ohne das Wissen darüber, welcher Job nun der Richtige ist und was in diesem verlangt wird, können sich Bewerber so geben, wie sie sind, mit ihren Vorlieben und Stärken und - anders als in der klassischen Bewerbung - dürfen sie auch zeigen, was ihnen nicht so liegt. Die Spielregeln sind natürlich ähnlich wie bei einer Dating-Plattform. Die hübsche Blonde mit Modelmaßen bekommt mehr Post als die kumpelhafte Durchschnittsfrau, genauso wie der Absolvent mit Einser-
abschluss und Auslandserfahrung mehr Aufmerksamkeit erhält als unser Daniel. Und doch wird auch der nette Typ von nebenan, der zwar keinerlei Ähnlichkeit mit George Clooney vorweisen kann, dafür aber hammermäßig kocht, Frauen auf sich aufmerksam machen, für die die Liebe durch den Magen geht, genauso wie der technikinteressierte Daniel-Typ mit Mittelschulabschluss für Rohstoffbetriebe interessant wäre. Nach Meinung von Talents Connect-Geschäftsführer Lars Wolfram gehören Bewerbungsmappen ohnehin bald der Vergangenheit an: „Wir sind in der Lage, schon vor dem Vorstellungsgespräch eine valide Aussage darüber zu treffen, ob ein Bewerber zum Unternehmen passt“, sagt er.

Mit Talents Connect steigen die Chancen auf ein Date mit Daniel

Bei den jungen Leuten scheint der neue Bewerbungstrend gut anzukommen. „Mir gefällt die Möglichkeit zu sehen, welches Unternehmen vielleicht „den“ Job für mich hat. Außerdem ist der sonst so starre, herkömmliche Bewerbungsprozess viel lockerer, so dass es auch jungen und unerfahrenen Bewerbern leichter fällt, auf die Unternehmen zuzugehen,“ sagt Lea aus Köln. Etwas abschreckend - zumindest aus Sicht bodenständiger Mittelständler - sind die vielen Anglizismen, durch die man sich bei Talents Connect erstmal durcharbeiten muss. Da ist die Rede von „Matching Score“ und „Customer Care“ - wohl der Managersprache der Konzerne angepasst, die Talents Connect bereits für sich entdeckt haben. Doch gerade Kleinbetriebe und Mittelständler sind auf der neuen Job-Dating-Plattform willkommen, betonen die Firmengründer. Für Rohstoffbetriebe ist die von Talents Connect initiierte Ausbildungsoffensive besonders interessant. Für bis zu fünf zu besetzende Plätze pro Ausbildungsjahrgang werden 80 Euro pro Monat fällig, ein vergleichsweise günstiger Preis vor dem Hintergrund, dass die Chancen enorm steigen, einem Daniel-Typen zu begegnen, ohne dass man selbst nach ihm suchen muss. Das erledigt Talents Connect überwiegend über Soziale Netzwerke. (Ute Schroeter)

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