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Foto: Foto: Ute Schroeter
Der Fachkrftemangel bedroht auch die Steine- und Erdenindustrie. In einer fortlaufenden Serie informieren wir unsere Leser ber geeignete Gegenmanahmen.

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Her mit den Facharbeitern!

„Kennen Sie nicht einen guten Schlosser?“ oder „Einen Elektriker würden wir sofort einstellen“. Solche Bemerkungen hören wir in Gesprächen mit Branchenvertretern immer häufiger. Auch der Steine- und Erdenindustrie bleibt vom Fachkräftemangel nicht verschont. Doch was kann man dagegen tun? In einer Jahresserie geben wir Antworten. Teil 1: Wie dramatisch ist die Lage?

Noch vor wenigen Jahren sahen Experten einen Akademikermangel auf Deutschland zurollen. Die Studierendenzahlen in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern haben sich mittlerweile stabilisiert. Das Engagement von Hochschulen und Wirtschaft hat sich rentiert. Nun aber mangelt es an anderer Stelle: Es fehlt an gut ausgebildeten Praktikern, die geschickt ihre Hände benutzen, um Maschinen zusammenzuschrauben, zu warten und zu reparieren, die einen Betrieb am Laufen halten, egal bei welchem Wetter, und Verantwortung übernehmen, wenn der Chef nicht da ist. Solche Leute zu finden wird immer schwieriger – auch in der Rohstoffindustrie. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) dürften 2020 1,4 Mio. Facharbeiter fehlen, wenn nicht gegen gesteuert wird. Schuld ist in erster Linie der demografische Wandel. Die Älteren gehen, Junge wachsen nicht nach.

Wie dramatisch die Lage auch in der Steine und Erdenindustrie aussieht, zeigt eine Engpassanalyse, die die Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2012 durchgeführt hat. Demnach bleibt eine Stelle im Schnitt aller Berufsgruppen 72 Tage unbesetzt. In der Rohstoff- und Fertigungsbranche ist ein Arbeitsplatz sogar 82 Tage vakant. Solange dauerte es, bis ein neuer passender Mitarbeiter für eine freie Stelle gefunden wird. Ein Jahr zuvor konnte ein Arbeitsplatz in diesem Segment noch drei Wochen eher besetzt werden, es wird als immer schlimmer.

Die Steine- und Erdenindustrie leidet nicht nur unter dem Mangel an sich. Im Wettbewerb um die wenigen besten Köpfe ist sie einem hohen Konkurrenzdruck ausgesetzt. Namhafte Maschinenhersteller locken mit höheren Gehältern, flexiblen Arbeitszeitmodellen und bieten angenehmere Arbeitsbedingungen in staubarmen Montagehallen. Da kann die mittelständische Rohstoffbranche oft nicht mithalten. Erschwerend hinzu kommt: Kaum jemand weiß etwas über diesen Industriezweig und wenn doch, wird er auf Begriffe wie „staubig“ und „zerstörerisch“ reduziert.  Diese Tatsache bestätigten drei junge Auszubildende beim letztjährigen ForumMIRO, die einstimmig versicherten, dass sie ohne einen Hinweis aus der Familie niemals einen Beruf in der Rohstoffindustrie ergriffen hätten. Die Steine- und Erdenindustrie ist sich einig: Das müssen wir ändern. Aber wie?

Lust machen auf einen technischen Beruf: Atlas Copco lud Mdchen und junge Frauen zum Schnupperkurs beim Girls Day ein.Foto: Foto: Atlas Copco

In der Branche existieren bereits gute Ansätze, um das Image zu verbessern und den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Dazu zählt der Geokoffer vom Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE), der den Geografieunterricht bereichert, oder die Unterrichtsmaterialiensammlung für Lehrer vom Bayerischen Industrieverband. Der einzelne Betrieb aber fühlt sich oft machtlos. In einer Serie möchten wir Ihnen Möglichkeiten aufzeigen, was Sie gegen Fachkräftemangel unternehmen können. Das ist mehr als Sie denken. Das Praktikum ist nur eine von vielen Möglichkeiten. Wie aber wird ein Praktikum zum Abenteuer, so, dass der Praktikant Feuer fängt und nichts lieber täte, als sein Leben lang an Brechern herum zu schrauben? Wo findet man geeignete Kandidaten, wie spricht man sie an? Soziale Netzwerke, allen voran Facebook, gelten als gutes Instrument, um mit jungen Leuten in Kontakt zu treten. Eine Facebook-Seite ist in drei Minuten fertig, sie auf nutzwertig zu trimmen, kann jedoch Jahre dauern. Wer das System Facebook nicht versteht, läuft Gefahr, das angekratzte Image noch tiefer in den Abgrund zu reißen. Facebook braucht Geduld. Wir geben Ihnen einen Überblick, wie Facebook funktioniert und was Sie tun müssen, damit Ihre Seite den gewünschten Erfolg bringt. Im Zusammenhang mit dem Thema Fachkräftemangel kommen zwangsläufig Frauen und der Bereich familienfreundliche Arbeitsbedingungen ins Spiel. Wir zeigen, dass man nicht unbedingt einen Betriebskindergarten eröffnen muss, damit Mütter in einem Rohstoffbetrieb arbeiten können. Einfache Maßnahmen , wie Absprachen, Regelungen zu Erreichbarkeit, Vertretungswesen erleichtern Müttern und Vätern den Alltag zu meistern. Diese und viele weitere Tipps finden an dieser Stelle und in den kommenden Ausgaben der Steinbruch und Sandgrube. (Ute Schroeter)

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Nur ein kleines Thema: Bau und Infrastruktur

Am 22. September wird gewählt – der 18. Deutsche Bundestag. Der Wahlkampf ist in vollem Gange und die Wahlprogramme fertig gestellt. Während gegenüber Branchenvertretern die Bedeutung der Bauindustrie als wichtiges Standbein unserer Volkswirtschaft und eine intakte Infrastruktur als wichtige Basis für das Funktionieren dieser gesehen wird, in den Wahlprogrammen findet sich dies nicht adäquat wider.

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Fachkräftemangel

Flüchtlinge werden besser in den Arbeitsmarkt integriert

Jeder zweite Flüchtling hat nach fünf Jahren einen Job. Das hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ermittelt. Flüchtlinge können auch in der Steine- und Erdenindustrie dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

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Tickende Zeitarbeit

Personalleasing: Die einen halten sie für moderne Sklaverei – die anderen für eine wichtige Stütze im Arbeitsmarkt. In Teil III unserer Serie Fachkräftemangel gehen wir der Frage nach, ob Leiharbeit das Problem des drohenden Facharbeitermangels in der Steine- und Erdenindustrie mildert oder eher noch verschärft.

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