Direkt zum Inhalt
Archiv 18. Januar 2018

Hydrauliköl im Test

Das Bauunternehmen Xaver Lutzenberger GmbH hat in seinem Liebherr Raupenbagger
ein Fluid mit Viskositätsverbesserer getestet.

Mit diesem Liebherr LH 934C wurde das neue Hydraulikl Avilub Fluid Dyna 46 im Praxiseinsatz getestet.
Mit diesem Liebherr LH 934C wurde das neue Hydraulikl Avilub Fluid Dyna 46 im Praxiseinsatz getestet.
Steffen Lutzenberger, Geschftsfhrer Xaver Lutzenberger GmbH, will seine gesamte Baggerfotte auf das neue l umstellen.Foto: Foto: Hermann Bantleon GmbH

Die Erstbefüllung neuer Baumaschinen mit Schmierstoffen – und damit auch die Qualität der vorgeschriebenen Hydraulikfluide – gilt allgemeinhin als gut. Angereichert sind diese oft mit Additiven für den Schutz vor Korrosion, Oxidation oder Verschleiß. Ein Viskositätsverbesserer im Fluid ist jedoch nicht immer die Regel. Dabei hätte dieser positive Auswirkungen auf die Agilität und Effzienz der gesamten Baumaschine, meint die Firma Evonik, Inhaber und Lizenzgeber von Dynavis, einer Formulierung zur Viskositätsverbesserung von Hydraulikfluiden. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben Spritsparpotenziale bereits seit vielen Jahren in Praxistests nachgewiesen.

Praxistest
Ein Doppeltest bei der Xaver Lutzenberger GmbH sollte dies ein weiteres Mal bestätigen. Lutzenberger ist weit über den gesamten süddeutschen Raum hinaus bekannt. Über 300 Mitarbeiter decken ein breites Spektrum ab, von Hoch- und Ingenieurbau über Kanal- und Wasserleitungsbau bis zum Tief- und Straßenbau. Als der Öllieferant von Lutzenberger, die Firma Avia Bantleon, einen Verbrauchstest anregte, war der Fuhrparkleiter sofort dazu bereit. Das Unternehmen bietet über 20 mineralölbasierte Hydraulikfüssigkeiten an, darunter eines, welches mit der Dynavis-Technologie (Avilub Fluid Dyna 46) formuliert ist. Rainer Janz, Bereichsleiter Produkt-und Qualitätsmanagement bei Avia Bantleon meint dazu: „Es ist ein effzienzoptimiertes Fluid, das seine Stärken insbesondere unter hohen Lasten ausspielen kann. Und es bietet ein besonders gutes Kaltstartverhalten.“
550 Liter dieses neuen Hydrauliköls wurden in den Hydrauliktank eines Liebherr LH 934C eingefüllt. Zuvor war die Maschine mit einem konventionellen Hydraulikfuid der Viskositätsklasse 68 befüllt gewesen. Der Bagger verfügt über zwei Hydraulikpumpsysteme, eines für Ausrüstung und Fahrwerk, das andere für das Schwenkwerk. Eingesetzt wurde er im vorliegenden Fall für den Bau einer Umgehungsstraße, d.h. für das Ausheben und Verladen von Material auf einen LKW. Der Test begann am Mittwoch, den 2. November 2016, er dauerte 14 Arbeitstage beziehungsweise 107 Betriebsstunden. Am Dienstag, den 19. November 2016, wurde Bilanz gezogen.

Zwei Liter Kraftstoff pro Stunde gespart
Mit dem alten Hydraulikfluid verbrauchte der Bagger innerhalb von 290 Betriebsstunden 7.056 l Diesel, also 24,33 l/h. Nach der Umölung mit dem Viskositätsverbesserer verbrauchte die gleiche Maschine in 107 Betriebsstunden insgesamt 2.384 l Diesel. Das ergab einen Durchschnitt von 22,28 l/h. Unterm Strich wurden damit mehr als zwei Liter Kraftstoff pro Betriebsstunde eingespart, erzielt wurde eine Verbrauchsminderung von 9,2 %.

Ein zweiter Test
Der zweite Test bei Lutzenberger war der Abbruch einer zweispurigen Betonspannbrücke. Die Bedingungen waren im Sinne eines vertrauenswürdigen Testergebnisses sehr gut: Zwei identische Hydraulikbagger mit den gleichen Anbaugeräten traten bei einem straffen Zeitplan gegeneinander an. Ein Wochenende musste für die Abwicklung des Auftrags genügen, um den Berufsverkehr nicht zu beeinträchtigen. Die Bagger waren vom Freitag, den 24. bis zum Sonntag, den 26. März 2017 nonstop in Aktion. Im Einsatz waren zwei Liebherr R 934 Litronic vom gleichen Baujahr 2008, einer mit 13.100 Betriebsstunden auf dem Zähler, der andere mit 13.000. Während der eine mit einem konventionellen Hydraulikfuid mit dem Viskositätsgrad 68 befüllt war, wurde der andere auf Dyna 46-Fluid umgeölt. Das Anbaugerät war ein Rammer-Hydraulikhammer.

Anzeige
Hydraulikbagger mit Abbruchgert im Nonstop-Einsatz ? zwei davon im direkten Verbrauchsvergleich.Foto: Foto: Hermann Bantleon GmbH

Die Bilanz
Die Maschine mit dem konventionellen Hydraulikfuid wies einen Durchschnittsverbrauch von 19,96 l Diesel pro Betriebsstunde auf, der Bagger mit dem viskositätsverbesserten Fluid verbrauchte im Schnitt nur 18,51 l pro Stunde. Der Unterschied von 1,45 l entspricht einer prozentualen Einsparung von 7,27 % bei gleicher Abbruchleistung im gemessenen Zeitraum. Steffen Lutzenberger, Geschäftsführer Xaver Lutzenberger GmbH, zeigt sich begeistert: „Wir werden unsere gesamte Baggerfotte auf das neue Öl umstellen.“

Der technische Hintergrund
Ein „Geheimnis“ hinter der Effizienzsteigerung durch ein viskositätsoptimiertes Fluid ist unter anderem die Viskositätsklasse: Das zuvor ausgetauschte Fluid hatte VK 68, es war also etwas zähflüssiger als das mit der Dynavis-Technologie formulierte Fluid. Dies ist nach Informationen des Herstellers risikolos möglich, weil es durch seine Formulierung genau dann eine höhere Viskosität entwickelt, wenn es erforderlich ist, so bleiben Schmierfähigkeit und Schutz des Hydrauliksystems gewährleistet. Bei Hitze und unter Druck transportiert das neues Fluid mehr Pumpenergie, weil es mit weniger Leckageverlust an den Wirkort gelangt. Bei Normalbedingungen hingegen fließt es leichter und setzt der Pumpe weniger Widerstand entgegen. Im Kaltstart schließlich ist es schneller und leichter in Bewegung zu bringen und erlaubt sogar niedrigere Starttemperaturen. Das verbessert das Ansprechverhalten der kalten Maschine und verringert vermutlich auch den Verschleiß, entsprechende Daten werden derzeit durch Evonik ermittelt.

Effizienzgewinn durch Scherstabilität
Die Kunst der neuen Formulierung besteht unter anderem auch darin, Moleküllänge und Mengenverhältnis der Additivierung auf die Anwendung und die verwendeten Basisöle maßzuschneidern. Nur dann bleibe die Wirkung über den gesamten Lebenszyklus des Hydraulikfluids konstant, „auch bei permanent höchster mechanischer Belastung“, so der Hersteller. Evonik hat diese Technologie entwickelt. Durch die Scherstabilität ist der Spareffekt auch bei Dyna 46 kein kurzfristiger, sondern ein unverändert anhaltender.
Harald „Hago“ Berschwinger, Baggerführer, ist von dem neuen Hydrauliköl überzeugt: „Am Morgen beim Kaltstart, auch bei Minusgraden, ist das neue Fluid elastischer als das herkömmlich verwendete Öl und ermöglicht mir nach wenigen Hüben präzise zu arbeiten. Eine kleine Leistungssteigerung ist spürbar im Bereich ‚Hub auf’ und gleichzeitig ‚Schwenken’. Aufgrund meiner guten Erfahrungen mit dem neuen Öl würde ich es gerne in der Maschine behalten.“ (Ein Beitrag aus dem Hause Hermann Bantleon GmbH)

Passend zu diesem Artikel