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Archiv 1. November 2013

Im Wasserbau und bei Stoffen, die grrrrrrr sind

Manchmal muss es eben dicht sein. Bei Talsperren und Deponien, bei Flächen, auf denen Jauche, Gülle oder Silage lagert, um sie einer Biogasanlage zuzuführen oder bei der Lagerung von wassergefährdenden Stoffen beispielsweise in der Chemieindustrie.

Wird nur gelagert, abgefüllt oder umgeschlagen (LAU-Anlagen), dürfen nur Bauweisen mit wasserrechtlicher Bauartzulassung eingesetzt werden. Das sind zurzeit nur Gussasphalt und Halbstarre Deckschichten. Bei JGS-Anlagen haben sich auch Asphaltbetone auf einer abdichtenden Schicht wie Bitumenschweißbahnen, Asphaltmastix oder eine Asphalttragschicht mit einem geringen Hohlraumgehalt, bewährt. Wichtig ist hier: auch die Fugen müssen dicht sein.

Die ersten Deponiebasisabdichtungen in Asphaltbauweise gab es in Deutschland ab Mitte der 1970er Jahre. Sie wurden jedoch, vor allem im Vergleich zu mineralischen Abdichtungen und Kunststoffdichtungsbahnen, vergleichsweise selten ausgeführt – anders in der Schweiz, die seit den frühen 1980er Jahren zahlreiche Deponien mit Asphaltabdichtungen als Basisabdichtung ausgeführt hat und wo heute noch das Know-how bei der Bauausführung zu finden ist. Derzeit laufen verschiedene Forschungsarbeiten, um bei der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) weitere Asphaltvarianten beantragen zu können: ein Variante aus einem zweischichtigen Aufbau sowie eine einschichtig. Beide aus Asphaltbeton.

Neuerdings geht es mit dem Asphalt auch hoch hinaus. Denn Schnee fällt nicht immer dann, wenn Skifahrer und Snowboarder ihn gerade brauchen. Frau Holle wird deshalb in vielen Wintersportregionen seit Jahren von Beschneiungsanlagen unterstützt, die aus Luft und klarem Wasser das begehrte Weiß entstehen lassen. Das Wasser wird vermehrt in extra angelegten Speicherteichen übers Jahr gesammelt und dann zu den Anlagen gepumpt. Ab einer Einstauhöhe von 15 m müssen diese Seen mit Asphalt abgedichtet werden. So war es auch der Fall beim Panorama Speichersee in Sölden. Er ist der größte und auch höchstgelegene Beschneiungs-Speichersee Tirols und womöglich auch Europas, der mit Asphalt abgedichtet ist. Die Bergbahnen Sölden begannen Mitte September 2010 mit der Befüllung des auf 2.900 m Seehöhe gelegenen 17 m tiefen Speichersees, der insgesamt 405.000 m3 Wasser fasst. Ein Drittel des neuen Sees entstand durch Aufschüttung, zwei Drittel wurden aus dem Fels gesprengt. Insgesamt wurden 100 t Sprengstoff gebraucht. Zur Abdichtung des Speichersees brauchten die Bautechniker 18.500 t Asphalt. Die aus dem gewonnenen Sprengmaterial je nach Lage 20 bis 50 cm dicke Schotterschicht wurde mit einer Bitumenemulsion getränkt. Die darauf aufgebrachte Asphaltbinder- wie auch die Asphaltdichtungsschicht waren 8 cm stark. Bei beiden handelt es sich um einen Asphaltbeton 16, der mit einem Bitumen 70/100 hergestellt wurde. Die Rezepturen für die Spezialasphalte wurden im Labor der Walo Bertschinger AG für dieses Projekt entwickelt. Die Dichtungsschicht wurde mit einer Mastixschicht, die mit 2 kg/m2 aufgebracht wurde, versiegelt. Während die obersten 5 m der Böschung mit Splitt abgestreut wurden, baute man im Kronenbereich sowie in den Einlaufbereichen des Beckens einen Asphaltbeton 16 als Schutzschicht ein. Der Einbau der Schichten erfolgte möglichst schnell hintereinander. Denn immer wieder machte die Witterung Probleme, d.h. es fiel auch zwischen Juli und September immer mal wieder Schnee, so dass die Flächen dann erst einmal von Schnee geräumt werden mussten. Die Länge der Böschung, die mit Asphalt versehen wurde, betrug 38 m. Ihre Neigung stolze 32 °, das entspricht 62,5 %. Um diese Schräglage bewältigen zu können kamen Fertigerwindenwagen zum Einsatz.

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