50 Prozent des Stromverbrauchs durch Erneuerbare
Für eine schnelle Unabhängigkeit von russischen Energieimporten gilt es nun, beim Ausbau von Erneuerbaren Energien dringend aufs Tempo zu drücken. Zwischen Januar und März 2022 haben Erneuerbare Energien bereits 50 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt – rund neun Prozentpunkte mehr als im Vorjahreszeitraum.
Das zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
Insgesamt wurden im ersten Quartal rund 73,1 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom aus Windenergie, Sonnenenergie, Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energieträgern erzeugt.
Insbesondere in den ersten beiden Monaten des Jahres waren die Erneuerbaren ungewöhnlich stark: Dank des stürmischen Wetters konnte im Februar sogar eine Erneuerbaren-Quote von 62 Prozent erreicht werden. Im Januar lag sie bei 47 Prozent. Der März gab es weniger Wind, aber dafür mehr Sonnenstunden. Hier lag der Erneuerbaren-Anteil bei 41 Prozent.
„Der Anstieg des Erneuerbaren-Anteils am Stromverbrauch ist erfreulich, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie aktuell viel zu schleppend verläuft“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Auch um schnell unabhängig von russischen Energieimporten zu werden, müssen wir beim Ausbau von Erneuerbaren Energien nun dringend aufs Tempo drücken. Mit dem Osterpaket stellt die Bundesregierung hierfür bereits einige wichtige Weichen. Einer der wichtigsten Schlüssel für einen beschleunigten Ausbau fehlt allerdings: Mit einem effizienteren Planungs- und Genehmigungsrecht könnten Bauvorhaben sehr viel schneller realisiert werden und neue Windräder und Photovoltaik-Anlagen würden bereits deutlich früher zur Stromversorgung beitragen.“ Entscheidend sei zudem, dass ein beschleunigter Erneuerbaren-Ausbau auch mit einem erheblichen Aus- und Umbau des Stromnetzes einhergehe. „Es darf nicht passieren, dass erneuerbaren Strommengen verloren gehen, weil uns Netze fehlen“, sagt Andreae. „Maßnahmen zur beschleunigten Flächenausweisung sowie zur Planung und Genehmigung von Erneuerbare-Energien-Anlagen sollten daher auch für den Netzausbau Anwendung finden.“
Die Erzeugungszahlen im Einzelnen
Im ersten Quartal 2022 lag die Bruttostromerzeugung bei 160 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) – ein Rückgang/eine Zunahme von drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Q1 2021: 155 Mrd. kWh). Dem stand ein Stromverbrauch von 146,5 Mrd. kWh gegenüber (Q1 2021: 146,6 Mrd. kWh). Insgesamt wurden rund 73,1 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (Q1 2021: 59,7 kWh). Davon stammten 38,0 Mrd. kWh aus Wind an Land, 13,4 Mrd. kWh aus Biomasse (einschl. biogenen Siedlungsabfällen), 7,6 Mrd. kWh aus Wind auf See, 9,6 Mrd. kWh aus Photovoltaik und 4,4 Mrd. kWh aus Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern und Kernenergie wurden 86,7 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahresquartal waren es 95,2 Mrd. kWh.
Ökostromanteil: Zwei Berechnungsmöglichkeiten
Der Anteil Erneuerbarer Energien bezogen auf den Bruttostromverbrauch im ersten Quartal 2022 beträgt 50 Prozent. Den Ökostromanteil am Bruttostromverbrauch zu bemessen, ist die gängige Berechnungsgrundlage. Sie geht zurück auf europäische Vorgaben und steht im Einklang mit den Zieldefinitionen der Bundesregierung zum Ausbau der Erneuerbaren Energien. Der Bruttostromverbrauch bildet das gesamte Stromsystem eines Landes ab.
Eine andere Möglichkeit ist, den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung zu messen. Sie umfasst die gesamte in Deutschland erzeugte Strommenge, also auch die exportierten Strommengen. Der Anteil erneuerbarer Energien im ersten Quartal 2022 auf Basis der Bruttostromerzeugung beträgt 46 Prozent – und damit sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahresquartal. (HS)
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