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Winterreparatur

Augen auf beim Filterkauf

Gängige Auswahlkriterien beim Filterkauf sind Einbaumaße und eventuell die Filterfeinheit. Langlebige Filter sollten jedoch weitere Qualitätskriterien erfüllen.

Inhaltsverzeichnis

Helmut Winkler

Bei Wartungsintervallen von 3.000 Stunden sind Hydraulikfilter bis zu einer halben Million Volumenstromimpulsen ausgesetzt. Versuche zeigen immer wieder, dass sich die Filterfeinheit bei Ermüdungsprüfungen, zum Beispiel nach ISO 3724, hersteller- und lastwechselabhängig gravierend verändern kann. Die dynamische Festigkeit spielt heute beim Kauf von Ersatzelementen keine Rolle. Gängige Auswahlkriterien sind meist nur Einbaumaße und eventuell die Filterfeinheit. Der klassische Filterelementekauf muss schnellsten revidiert werden und das nicht nur bei Maintenance 4.0.

Grundsätzliches zum Filterelement

In jeder Hydraulikanlage befinden sich mehrere Filter mit verschiedenen Schutzfunktionen. Die Filterelemente bestehen häufig aus sternförmig angeordneten Materiallagen, die in Längsrichtung in zwei Endstücke eingeklebt sind. Gängige Werkstoffe sind Glas-, Polyester-, oder Zellulosefasern. Zum technischen Vergleich von Filterelementen könnten definierte ISO Tests herangezogen werden. So zum Beispiel Partikelabscheidung und Schmutzaufnahme nach ISO 16889, der Berstdruck eines Filterelementes nach ISO 3968 oder die Durchflussermüdungsfestigkeit nach ISO 3724, um nur einige hier anzuführen. Aufgabe jedes Hydraulikfilters ist die Anlagenkomponenten vor gefährlichen Ölverschmutzungen zu schützen. Wird diese Bestimmung nicht erfüllt, kommt es zwangsläufig zu Frühausfällen mit beachtlichem Kostenpotenzial. Herzstück jedes Hydraulikfilters ist das Filterelement, auf den ersten Blick ja ein relativ simples Bauteil. Schnell kann man da auf den Gedanken kommen, das Originalbauteil muss es ja nicht sein und hält Ausschau nach einer kostengünstigeren Lösung. Ein Spiel mit dem Feuer. Wie sagte einmal der Sozialphilosoph John Ruskin: „Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgendjemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Menschen.“

Wer sich im Internet auf die Suche nach einem Filterelement macht, wird von Angeboten fast überhäuft. Nicht alles was in ein Filtergehäuse passt, bringt den gleichen Nutzen. Und wer nicht „Draufzahler“ werden möchte, sollte äußerst vorsichtig an die Sache herangehen.

Normfilter sind die Minderheit

Was den Gesamtfiltermarkt betrifft, sind „Normfilter“ die Minderheit. Leistungsverdichtung und Umweltauflagen schmälern zunehmend den Bauraum von stationären und mobilen Arbeitsmaschinen. Die Folge sind ganz unterschiedliche Filterbauformen und somit auch ganz unterschiedliche Filterelemente. Weder der OEM noch der Betreiber haben ein Interesse, dass bei einem so wichtigen Ersatzteil, wie dem Filterelement, eine Lieferantenabhängigkeit entsteht. Neben dem OEM Filterelementehersteller werden wenigstens bei marktinteressanten Umsatzvolumen alternative Anbieter durchaus gewünscht. Der „legale Nachbau“ ist also durchaus erwünscht, vorausgesetzt natürlich, dass keine Patenverletzungen begangen werden. Die Welt ist heute eine Produktions- und Beschaffungsplattform geworden. Sind dementsprechende Margen vorhanden, wollen auch viele einen Teil des Kuchens haben. Um nochmals John Ruskin zu zitieren: „ Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann“.

Ersatzfilterelement richtig einkaufen

Es ist also falsch bei Filterelementen den Preis als oberste Priorität festzulegen. Das gilt für die Maschinenhersteller und erst recht für die Ersatzteilbeschaffung. Im Vordergrund steht die Funktionalität und die Aufrechterhaltung eines möglichst sicheren Langzeitbetriebs. Erst wenn die technische Klärung abgeschlossen ist, darf über den Preis nachgedacht werden. Die Leistungsfähigkeit, aber auch die Schwächen eines Filterelementes, kann man durch Augenschein nicht erkennen. Auch stehen den Filterelementkäufern in aller Regel nicht die Messinstrumente zur Verfügung, mit denen das Leistungsvermögen eines Filterelementes überprüft werden kann. Und zu guter Letzt fehlen oft auch aussagekräftige Referenzwerte, auf die sich ein Ersatzteilkäufer beziehen könnte.

Um Arbeits- oder Produktionsmaschinen nicht in Gefahr zu bringen, sollte beim Filterelementkauf wie folgt verfahren werden: Ist der Hersteller des „Urfilters“ bekannt, so ist ein sicherer Einkauf über diese Schiene möglich. Die Frage ist nur, welche Kennwerte für die Filterleistung eventuell noch angefordert werden müssen. Wird ein Alternativ­produkt bei einem anderen renommierten Hersteller gekauft und ist dieser zertifiziert, kann davon ausgegangen werden, dass ein Wechsel prinzipiell problemlos möglich ist.

Wird ein geometrisch passendes Filterelement über Einkaufsplattformen im Internet besorgt, sind Vorsichtsmaßnahmen zwingend zu empfehlen. Weicht der Preis deutlich vom OEM Preis ab, sollte auf jeden Fall ein technischer Leistungsabgleich erfolgen. Hierzu sind Checklisten hilfreich und nur zu empfehlen. Auch sogenannte Vergleichslisten können ein Einstieg für einen Lieferantenwechsel sein. Da es keine einheitliche und allgemein gültige Regelung hierfür gibt, muss abgeklärt werden, auf welcher Kennwertbasis der Vergleich

erfolgt.

Je mehr Kenngrößen von dem vom Maschinenhersteller vorgeschlagenen Filter bekannt sind, umso besser kann die Ersatzteilbeschaffung durchgeführt werden. Die meisten Filtereigenschaften sind bei einem Herstellerwechsel absolute Musskriterien. Für spezielle Anforderungen, wie zum Beispiel die Wasseraufnahme oder elektrische Leitfähigkeit sind bei Bedarf ebenfalls Kriterien festzulegen.

Resümee

Filterelemente werden in der Regel als C-Teil angesehen. Eine Sichtweise, die deren Bedeutung nicht gerecht wird. Versagt ein Filterelement, besteht akute Gefahr für die Maschine. Um ungewollte, filterverursachte Instandhaltungskosten zu vermeiden muss die Einkaufspraxis überdacht und geändert werden. Einige Euro beim Filtereinkauf zu sparen und dabei die Maschine aufs Spiel zu setzen, ist wahrlich ein schlechter Deal.

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