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Aufbereitung 16. Dezember 2019

Brecher mit sauberen Zero-Emissionen

Im Steinbruch Väo des Unternehmens Paekivitoodete Tehas bei Tallinn arbeitet eine vollelektrische Großaufbereitung im Kalkstein.


Inhaltsverzeichnis

Mitte August wurde die raupenmobile Anlagenkombination aus einem Groß-Prallbrecher R6e und Dreideck-Sieb C6e, beide von Keestrack, feierlich in Betrieb genommen. Die beiden „E“-Versionen im vollelektrischen Netzbetrieb können bis zu 400 t/h in vier definierten Endkörnungen produzieren, sie bieten dennoch die volle Flexibilität des diesel-elektrischen Hybrid-Antriebs

Wichtige Lieferbasis

Seit 1959 liefert das Unternehmen Paekivitoodete Tehas – zu deutsch „Kalksteinfabrik“ – hochwertige Mineral- und Zuschlagstoffe für den Straßenbau und die estnische Bau-und Baustoffindustrie. Ab 1989 wurde das ehemalige Staatsunternehmen schrittweise in eine private Gesellschaft überführt und entwickelte sich unter der Leitung des langjährigen Direktors, heutigen Vorstandsvorsitzenden und Mehrheitsgesellschafters Vladimir Libman, zu einem der führenden Baustofflieferanten Estlands. Bis zu 20 % des estnischen Jahresbedarfs an gebrochenen Mineralstoffen stammen heute aus den beiden, direkt im Einzugsbereich der Hauptstadt Tallinn gelegenen Steinbrüchen Väo und Maardu mit einer Abbaumenge von rund 750.000 t/a. Zusammen mit gewaschenen Sanden und Splitten aus Abbau-Restmassen mit hohem Feingut-Anteil bzw. Ton- und Mergel-Verunreinigungen sowie Recycling-Baustoffen liegt die Gesamt-Produktion bei etwa 1,2 Mio. t/a.

Unmittelbar an der Ostseeküste steht der Kalkstein oberflächennah in geringen Mächtigkeiten von 5 bis 6 m an. Dem schnell voran schreitenden Abbau begegnete das Unternehmen zuletzt mit drei dezentral platzierten stationären Aufbereitungseinheiten (insg. 400 t/h), deren Ausgangsmaterialien, Zwischen- und Endprodukte aufwändig durch SKW verfahren wurden. Problematisch wurde die wenig effiziente Betriebsorganisation zudem, da die Abbauzone mit ihren Staub- und Lärmemissionen immer näher an den ebenfalls stark expandierenden Tallinner Wohndistrikt Lasnamäe mit insgesamt 120.000 Einwohnern heranrückte.

Investition in saubere Effizienz <br/>

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Entsprechend standen bei der umfassenden Modernisierung der Aufbereitungstechnik neben einer Optimierung der Produktionsabläufe, vor allem der Anwohnerschutz sowie eine generelle Reduzierung der Umweltbelastungen ganz oben im Lastenheft. Dabei favorisierte man frühzeitig eine mobile Aufbereitungslinie zur Produktion der wichtigsten Lieferkörnungen und Zwischenprodukte 0/4, 4/16, 16/32, 32/63 mm unmittelbar auf der Abbausohle am Hauptstandort Väo sowie bei temporären Einsätzen im rund 10 km entfernten kleineren Steinbruch Maardu (ca. 150.000 t/a). Die erforderliche Zerkleinerungsleistung im anspruchsvollen, weil sehr zähen Kalkstein wurde analog zu den Altausrüstungen auf 375 t/h (0/800 auf 0/63 mm) festgelegt.

Nach mehrmonatiger Markt- und Angebotsevaluierung unter Beteiligung aller international führenden Anbieter entschieden sich die Verantwortlichen für die technische Lösung von Keestrack, bestehend aus dem raupenmobilen Großprallbrecher Keestrack R6e mit angeschlossenem 3-Deck-Produktionssieb Keestrack C6e. Dabei gab vor allem das diesel-elektrische Antriebskonzept der Keestrack „e“-Versionen mit Plug-In-Option vom lokalen Stromnetz den Ausschlag. „Wir konnten den vom Kunden angestrebten vollelektrischen Betrieb im Steinbruch Väo mit allen Vorteilen unserer bewährten raupenmobilen Serientechnologie umsetzen,“ erklärt Ing. Johann Prüwasser, CEO Keestrack Engineering, dem österreichischen Design- und Entwicklungsstandort innerhalb der Keestrack-Gruppe.

Abgasfreier Betrieb ist möglich

Eine eigens installierte 400-V-Trafostation auf der Steinbruchsohle versorgt über zwei 200-Meter-Kabel den Keestrack R6e, an den direkt das Produktionssieb C6e mit Stromzufuhr und Signalkabel zum Datenaustausch unter den Anlagensteuerungen angeschlossen ist. Leistungsfähige Elektromotoren für den Brecherantrieb (250 kW) und die Pumpeneinheiten der zentralen Anlagenhydraulik (R6e: 90 kW; C6e: 45 kW) sowie weitgehend elektrische Bandantriebe und Nebenaggregate ermöglichen den vollständig abgasfreien Betrieb. Muss die Anlagenkombination im Zuge des Abbaufortschritts versetzt werden, gehen beide Anlagen kurzerhand vom Netz und folgen via Onboard-Diesel mit angeschlossenem Aufbau-Generator aus eigener Kraft dem Bagger.

Seit etwa Mitte des Jahres erreichen die eingesetzten Drei-Mann-Teams (Bagger/Radlader/Maschinist) das Tagessoll von 3.000 t in einer langen oder alternativ zwei kurzen Schichten, was gegenüber der ursprünglichen 3-Schicht-Konstellation mit insgesamt 15 Mann Personal bereits erhebliche Einsparungen bringt. Im direkten Vergleich zum diesel-elektrischen Betrieb liegt der Betriebskosten-Vorteil dank günstigerem Netzstrom laut Keestrack bei knapp 100.000 Euro/a. Auch die Reduzierung der Schadstoffemissionen vor Ort ist erheblich: Rund 400 t/a klimaschädliches CO2 vermeidet alleine die vollelektrische Aufbereitung – den Wegfall des SKW-Verkehrs nicht mit eingerechnet. (Thorsten Block) 

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