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Verschleißschutz

Damit am Förderband nichts schief läuft

Sebastian Hofmann erklärt, was man gegen Abrasion, Korrosion und Anbackungen bei Förderbandanlagen tun kann.

Inhaltsverzeichnis

Sebastian Hofmann ist Vertriebsleiter Deutschland bei Rema Tip Top und Geschäftsführer von Rema Tip Top Desdorf bei Köln. Im Interview spricht der studierte Diplom-Ingenieur über die spezifischen Herausforderungen der Sand- und Kiesbranche, die Kunst der Gurtauswahl und der Verschleißschutzgummierungen und staubschluckende Abdeckungen für mehr Umweltschutz.

Was gilt es in Sachen Förderbänder bei der Produktauswahl für Sand und Kies besonders zu beachten?

Sebastian Hofmann : Der erste Schritt ist die Analyse des Kunden, welche Herausforderungen bei ihm individuell anfallen: Ist das Material nass? Backt es leicht an? Ist es extrem trocken und abrasiv? Ist es schwer und rund oder fein und abrasiv? Aus welcher Fallhöhe fällt das Material auf den Gurt? Wenn schweres Material beispielsweise aus einer Höhe von zehn Metern auf den Gurt fällt, kann es leicht zu einem Durchschlag kommen. Um dem entgegen zu wirken, installieren wir in solchen Fällen rund zehn Zentimeter unter dem Gurt Prallbalken, in der Regel aus Polyurethan, welcher die Wucht des Aufpralls abfängt und damit dem Gurt abnimmt. Neben dem Fördergurt gilt es auch das richtige Material für die Seitenführung auszuwählen: Die Bleche links und rechts vom Fördergurt zur Abstützung des Materials können wir je nach Bedarf mit Gummi, Keramik, Kunststoff oder Stahl auskleiden.

Wogegen muss ein Verschleißschutz in der Sand- und Kiesbranche die Anlagenelemente schützen?

Sebastian Hofmann: Beim Verschleißschutz in der Sand- und Kiesbranche geht es primär um drei Problemquellen: Abrasion, Korrosion und Anbackung. Temperatur, bei anderen Materialien ein häufiges Problem, spielt bei uns keine große Rolle. Die Herausforderungen hängen vom zu verarbeitenden Material ab und müssen daher auch in diesem Fall gemeinsam mit dem Kunden analysiert werden. Daraus lässt sich dann ableiten, wie hart und dick das verwendete Gummi sein muss oder ob ein Kompositwerkstoff eingesetzt werden muss. Das wäre in unserer Branche vor allem die optimale Kombination aus Gummi und Keramik: Keramik gegen Reibverschleiß und Gummi als Prallschutz.

Welche Elemente lassen sich typischerweise mit Verschleißschutzmaterialien auskleiden?

Sebastian Hofmann: Wenn wir uns den üblichen Förderprozess anschauen, können wir unsere Verschleißschutzmaterialien fast in jeder Phase sinnvoll zum Einsatz bringen. Ein Brecher beispielsweise hat ein Gehäuse aus Metall, in den das Material eingeführt wird und wo enorme Kräfte herrschen. Die Art des Verschleißschutzes hängt hier wieder vom zu brechenden Material ab. Genauso in Siebmaschinen, auf Rüttelplatten oder in der Klassifizierung. In Deutschland nicht so geläufig ist die Auskleidung von LKW, was international in großen Anlagen viel genutzt wird, um auch hier die Lebensdauer des Materials, in diesem Fall beispielsweise der Kippmulde, zu erhöhen.

Auch ein Verschleißschutz ist nicht ewig vor Verschleiß geschützt. Woran erkennt der Kunde, dass ein Austausch nötig werden könnte?

Sebastian Hofmann: Ein Verschleißschutz erhöht die Standzeit des Ursprungsmaterials erheblich, aber auch der Verschleißschutz muss in bestimmten Intervallen erneuert werden. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, bauen wir in einigen unserer Verschleißschutzmaterialien einen zwei-farben Verschleißindikator ein. Sobald der Kunde die zweite Farbe, die Signalschicht, sieht, weiß er, dass er die entsprechenden Elemente austauschen muss.

Sand- und Kieswerke stehen häufig nicht nur sehr nah vor Ihrer Haustür, sondern vor vielen Haustüren. Welche Rolle spielen Verschleißschutzmaterialien bei der Reduktion von Lärm- und Staubemissionen?

Sebastian Hofmann: Ein wichtiges Thema in unserer Branche durch die vermutlich einzigartige Nähe von Werken und Wohngebieten. Viele Beispiele hierfür finden sich entlang der Rheinschiene: Typischerweise liegt auf der einen Rheinseite ein Werk, auf der anderen Seite eine Wohnsiedlung. Wenn wir hier einen Blechtrichter einsetzen und ein Rheinschiff ent- oder beladen, entsteht eine extreme Lärmbelästigung, die auf der anderen Rheinseite deutlich zu hören ist. Hier wurden extra dicke Gummielemente eingesetzt, um die Geräuschemissionen für die Anwohner signifikant zu reduzieren. Gleiches gilt für die Staubbelastung: Mit unseren Produkten können wir quasi eine staubschluckende Einhausung über einen Fördergurt spannen und auch die Staubentwicklung von Materialübergaben lässt sich durch Verschleißschutz deutlich reduzieren. Untersuchungen der Universität Leoben, mit der wir eng zusammenarbeiten, haben gezeigt, dass sich die Staubentwicklung um mehr als 90 Prozent reduzieren lässt, wenn die richtigen Gummierungen eingesetzt werden.  

Web-Wegweiser:
www.rema-tiptop.de

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