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Archiv 12. Februar 2015

Eine wichtige, komplexe Komponente

Nach dem ersten Symposium 1999 in Würzburg knüpfte die Arbeitsgemeinschaft der Bitumenindustrie mit einer Nachfolgeveranstaltung am 10. und 11. Februar in Leipzig an die seinerzeitigen Themen an und betrachtete sie im heutigen Licht.

Dass dabei viele neue Erkenntnisse vermittelt wurden, liegt in der Natur der Dinge, betrachtet man den zeitlichen Abstand der beiden Veranstaltungen. Einen Schlussstrich konnte dennoch nicht unter alle Themen gezogen werden. Die Themen beider Symposien drehten sich um das Spannungsfeld Produktion, Prüfung, Normung und Arbeitssicherheit. Wobei diesmal die Bitumenprüfung mit einem leichten Schwerpunkt auszumachen war.

Die rund 150 Teilnehmer, die vor allem die Straßenbauindustrie sowie die planenden und ausschreibenden Behörden vertraten, gewannen am Ende die Einsicht, dass der Weg zu reproduzierbaren aussagekräftigen Kennwerten für die Anwender noch lange nicht beendet ist, zumal Bitumen nur eine Komponenten im Asphaltstraßenbau ist.

Die Veranstaltung bot gengend Raum fr die Beantwortung von Fragen und die Diskussion der ThemenFoto: Foto: baunetzwerk/Sutor-Fiedler

Dabei bewegt sich auch die Arbit in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld. War die Jahrtausendwende von einem akzeptablen Bitumenabsatz in Deutschland geprägt, schloss das Jahr 2014, wie Mario Jentzsch, Vorsitzender des Vorstandes der Arbit, berichtete, mit einem Niveau ab, das mit 2,2 Mio. t unter dem der Wiedervereinigung lag. Jede dritte in Deutschland produzierte Tonne geht in den Export und der Anteil von polymermodifizierten Bitumen mit einem Viertel der gesamten Produktionsmenge ist weiterhin mit großem Abstand der höchste in Europa.

Der Teufel steckt im Detail

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Wim Teugels machte deutlich, dass gerade einmal 2 % des weltweiten Rohölverbrauchs für die Bitumenproduktion benötigt werden. Da nicht jedes Rohöl für die Produktion verwendet werden kann und andere Produkte eine bessere Wirtschaftlichkeit aufweisen gilt es, Anforderungen, genauer gesagt Spezifikationen, zu definieren, die eine Eignung für Asphalt charakterisieren, so dass dies bei der Rohölauswahl und somit im Produktionsprozess berücksichtigt werden kann.

Dr. Anja Sörensen, Geschäftsführerin der Arbit, knüpfte an das erste Symposium an und nahm eine Standortbestimmung vor. Demnach ließen sich seinerzeit die Bitumen nicht ausreichend beschreiben und es wurden im Rahmen eines Untersuchungsprogramms erste Erfahrungen mit den performanceorientierten Prüfungen gesammelt. Durch die Verfügbarkeit der Prüfgeräte werden die Erfahrungen gerade in den letzten Jahren immer weiter ausgeweitet. Diese Erfahrungen gilt es zu nutzen.

Eine dieser Untersuchungen stellte Dr. Bernd Wallner von der TU München vor, die erst kürzlich mit repräsentativen Bindemitteln des deutschen Marktes beendet wurde. Die Kennwerte lagen beim Mittelwert im unteren Bereich des Spezifikationsrahmens. Das Projekt zeigte aber auch, dass sich nicht alle Kennwerte für die Spezifikation eignen.

Auch die vergleichenden Untersuchungen, die im Rahmen der Erfahrungssammlung mit den performance-orientierten Verfahren durchgeführt wurden und über die Marco Pfitzmann berichtete, ermöglichen aufgrund der großen Datenmengen Weiterentwicklungen der Verfahren insbesondere im Hinblick auf die Präzision.

Die Vielseitigkeit eines Prüfgerätes, des Dynamischen Scherrheometers, um Bitumeneigenschaften beurteilen zu können, stellte Dr. Tobias Hagner dar und verdeutlichte anschaulich, warum im Laufe der Zeit die Prüfbedingungen eingegrenzt wurden. Es stellt sich jedoch die Frage, mit welchen Kennwerten welche Eigenschaften des Asphaltes sicher prognostiziert werden können.

Mit Regulierungen umgehen lernen

Ist dies geklärt und sind ausreichend Erfahrungen gesammelt worden, finden diese Eingang ins Regelwerk. Ludger Vienenkötter erläuterte den Prozess der Europäischen Normung, deren Regularien die Überprüfung der Normen alle fünf Jahre vorsieht. So liegt seit Ende Januar der Entwurf der Norm für die Straßenbaubitumen vor, für PmB beginnt das Prozedere im nächsten Jahr, so dass ab 2017 wieder neue deutsche Regelwerke zu erwarten sind.

Trotz aller Vorgaben von WHO und Reach ist es über den Gesprächskreis Bitumen gelungen, einen Umgang mit Grenzwerten zu erzielen, der praxisgerecht ist. Dennoch sieht sich die Berufsgenossenschaft Bau, so Dr. Rühl, damit konfrontiert, dass es zu wenig aktuelle Messreihen gibt und zu wenig Unternehmen, die kostenlosen arbeitsmedizinischen Untersuchungen in Anspruch nehmen. Die dabei gewonnen Messdaten sind wichtige Argumente um den Umgang mit Bitumen und Asphalt weiterhin so praxisgerecht und dennoch ohne Beeinträchtig der Gesundheit gestalten zu können.

Den Abschluss des Symposiums bildete die Einordnung des Problemfeldes Straßenbau in die aktuellen gesellschaftlichen Prozesse. Vor allem die Unterfinanzierung, zu der Stefans Gerwens viele Zahlen lieferte, bildet ein Hauptproblem. Seine Darstellung wurde in einer agilen Podiumsdiskussion aufgegriffen und durch weitere Aspekte und Ansätze ergänzt. Klar wurde, dass alle an der Erhaltung und dem Aufbau von Infrastruktur Beteiligte gemeinsam auf die Problemfelder aufmerksam machen müssen, damit dieses wichtige volkswirtschaftliche Vermögen weiterhin Bestand hat.

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