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Kipper 12. August 2022

Elektrifizierung im grössten Hartgesteinstagebau Mitteleuropas

Am Erzberg in der Steiermark betreibt die VA Erzberg GmbH nicht nur den grössten Hartgesteinstagebau Zentraleuropas, sondern ebenfalls einen der modernsten seiner Art. Mit 240 Mitarbeitern gehört das Unternehmen zu den grössten Arbeitgebern vor Ort und steht daher in enger Verbindung mit der Region in den Alpen.

Um entsprechende Reifenspezifikationen für diese Art der Anforderungen auszuwählen, bedarf es genauer Einsatzstudien.
Um entsprechende Reifenspezifikationen für diese Art der Anforderungen auszuwählen, bedarf es genauer Einsatzstudien.

Das Unternehmen einen besonderen Schwerpunkt auf die Digitalisierung und Prozessoptimierung des Betriebs. Neben dem digitalen Fokus zeichnet sich die VA Erzberg GmbH ausserdem durch ein einzigartiges Grossprojekt aus, das gleichermassen Vorteile für Betrieb und Umwelt mit sich bringt: Die Elektrifizierung des Erzbergs. Dr. Peter Schimek übernimmt die Leitung dieses Projekts, bei dem Fahrzeuge mit dieselelektrischem Antrieb direkten Strom aus einer Oberleitung entlang der Hauptförderroute beziehen und damit den Kraftstoffverbrauch im Betrieb erheblich senken.

Elektrifizierung – Erzberg unter Strom

Unter den Fahrzeugen der VA Erzberg GmbH sticht eines besonders heraus: der Muldenkipper T 236 von Liebherr mit Hybridantrieb. Fahrzeuge mit dieselelektrischem Antrieb werden weltweit bei Nutzlasten von über 200 t verwendet, doch in der Erzlagerstätte des Erzbergs ist der Einsatz in der 100-t-Klasse in Verbindung mit der Oberleitungsanlage einzigartig. „Der dieselelektrische T 236 wurde von Liebherr seit 2012 entwickelt und 2018 auf den Markt gebracht. Bereits seit 2017 ist einer der ersten Prototypen bei uns am Erzberg für die Weiterentwicklung im Einsatz. Doch erst durch das Gesamtkonzept mit der Oberleitung, die 2019 miteinbezogen wurde und in dieser Form kein zweites Mal existiert, wird unsere Anlage einmalig“, so Dr. Peter Schimek, Projektleiter der Oberleitungsanlage. „Diese Investition in die Zukunft hat sich gelohnt, denn nun profitieren wir langfristig von einer entscheidenden Produktivitätssteigerung und einer geringeren Umweltbelastung in unserem Betrieb.“ Die Oberleitungsanlage wurde errichtet, um den Betrieb mit hybriden Schwer-Lkw zu ermöglichen, die zusätzlich mithilfe der direkten Stromabnahme angetrieben werden können. Im Gegensatz zu herkömmlichen dieselelektrischen Fahrzeugen läuft die Maschine der VA Erzberg GmbH damit seit Oktober 2021 in weiten Teilen des Tagebaus fast vollständig im E-Betrieb. Lediglich auf neuangelegten Wegen und beim Übergang zum Abbau sowie im Bereich der Abraumhalde wird der konventionelle Antrieb noch benötigt. Statt 15 Minuten benötigt das Fahrzeug für die entsprechende Strecke mit Oberleitungsanlage lediglich zehn Minuten und spart dabei rund 95 Prozent an Dieseltreibstoff ein. Umgerechnet ergibt sich daraus eine CO2-Einsparung von ca. 8.000 t pro Jahr sowie ein um drei Millionen Liter verringerter Treibstoffverbrauch gegenüber dem konventionellen Antrieb.

Besondere Projekte schaffen besondere Ansprüche

Bei der Umsetzung des Projekts spielt auch die Bereifung der Fahrzeuge eine signifikante Rolle. Hier unterstützt Bridgestone, ein weltweit führender Anbieter für Reifen und nachhaltige Mobilitätslösungen, die VA Erzberg GmbH mit den entsprechenden Premiumreifen sowie den damit verbundenen technischen Services rund um den Reifen, die dafür Sorge tragen, die Produkte auf die verschiedenen Anforderungen optimal einzustellen. Um das Gesamtkonzept der Oberleitungsanlage problemlos umzusetzen, werden spezifische Ansprüche an Fahrzeug und Bereifung gestellt, die sich sowohl aus der besonderen Lage der Erzlagerstätte als auch aus den technischen Bedingungen des Projekts zusammensetzen. „So ist beispielsweise zu berücksichtigen, dass der direkte und drehmomentstarke Antrieb zu einer stärkeren Abnutzung der Reifenlauffläche führt und auch die erhöhten Geschwindigkeiten eine zusätzliche Beanspruchung mit sich bringen, die insbesondere Auswirkungen auf die Reifentemperatur und damit auf die Lebensdauer des Reifens haben“, sagt Dr. Peter Schimek. „Um entsprechende Reifenspezifikationen für diese Art der Anforderungen auszuwählen, bedarf es genauer Einsatzstudien, die Rückschluss auf die maximal zulässigen Lasten, Geschwindigkeiten und in diesem Zusammenhang der Einstellung des optimalen Luftdrucks bieten“, ergänzt Christoph Frost, Director Commercial Products Bridgestone Central Europe. „Zudem bedarf es einer hohen Widerstandsfähigkeit der Bereifung, wenn es um den täglichen Transport von rund 40.000 t Material geht. Umgerechnet ergibt sich daraus eine Masse von rund 670 t, die ein einzelner Reifen am Tag befördert. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf einer gleichbleibend guten Traktion unter wechselnden Fahrbahnbedingungen und einer hohen Stabilität der Bridgestone Reifen, die massgeblich zur Sicherheit im Fahrbetrieb beträgt. Weiterhin müssen sie resistent gegenüber Hitze und Schnittverletzungen sein und eine gute Selbstreinigung aufweisen.“

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