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Fachliches für den Praktiker

Rund 170 Teilnehmer verfolgten die 4. Deutschen Pflastertage in Fulda. Neben zahlreichen
Fachvorträgen, die insbesondere die Praktiker ansprachen, zeigten elf Firmen in der
begleitenden Ausstellung Produkte und Dienstleistungen für den Pflasterbetrieb. Das Kongress- und Kulturzentrum in Fulda bot dafür am 18. und 19. Februar erneut den passenden Rahmen.

Dipl.-Ing. Sebastian Geruschka begrt die Teilnehmer der 4. Deutschen Pflastertage.Foto: Foto: st/Mller

Veranstalter dieser vierten Auflage der Vortragsreihe, die alle zwei Jahre stattfindet, war das Straßen- und Tiefbaugewerbe im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, dessen Organ die Fachzeitschrift Straßen- und Tiefbau ist. Dipl.-Ing. Sebastian Geruschka, Geschäftsführer dieser Fachgruppe im ZDB, übernahm die Moderation. Er sprang für den erkrankten Bau-Ing. Joachim Nickel von der Felix Nickel Straßenbau, Hamburg, ein, der bisher souverän die Tagung leitete.

Allein sieben Vorträge bot der erste Tag. Den Anfang machte Robert Sikorski von der Steinkunst Sikorski, Löhne. Gekleidet in traditioneller Handwerkskluft, erläuterte er die gegenwärtigen Bauweisen mit geschlagenem Pflaster bzw. mit Spaltpflaster. Wie nahezu alle Referenten nach ihm zeigte er zahlreiche Bildbeispiele für gelungene Arbeiten, aber auch für grottenschlechte Ausführungen. Anhand der Worst-Case-Szenarien erläuterte Sikorski häufig gemachte Fehler. Sein Appell an die Teilnehmer entspringt sowohl dem ästhetischen wie auch dem handwerklichen Anspruch an die Pflasterarbeiten: „Es wird verlegt und nicht versetzt!“

Dipl.-Ing. (FH) Claus-Peter Spuhn, Prenzlau, beschäftigte sich eingehend mit dem Thema „Sanierung von Pflasterstraßen – Bedingungen und Voraussetzungen für eine fachgerechte Sanierung. Der Referent stellte neben bewährten Sanierungsverfahren auch Neubauprojekte vor, die er als Sachverständiger begleitet hatte.

Gut strukturiert: Vorn gibts Referate, dahinter Erfrischungen und Informationen von den Ausstellern.Foto: Foto: st/Mller

Die neue DIN ATV 18300 soll 2015 in Kraft treten. Ein Anlass für das neue Regelwerk war die „einheitliche Bodenbeschreibung für alle Gewerke“. Welche Bedeutung das Regelwerk für den Pflasterer hat und wozu er es benötigt, erklärte Dipl.-Ing. Frank Sommer von der Bauer Spezialtiefbau GmbH, Schrobenhausen. Nach seiner Einschätzung stellt es „eine Revolution in der VOB/C“ dar. Insgesamt zehn Normen nehmen Bezug auf die 18300. Braucht die der Pflasterer? „Wahrscheinlich nicht“, so Sommers Fazit, „aber er sollte sie kennen!“

„Wenn unter einem Pflaster ein Wasserstau entsteht, bedeutet das bei der gebundenen Bauweise eine Zerstörung des Bettungs- und Fugenmaterials und bei der ungebundenen Bauweise ein Ausspülen der Fugenfüllung und somit ein Verschieben der Pflastersteine.“ Mit dieser Einleitung stimmte Dipl.-Ing. (FH) Erich Lanicca, Sachverständiger, Borchen, die Teilnehmer auf seinen Vortrag „Untere Entwässerungsebene, ein entscheidender Faktor bei der ungebundenen wie auch bei der gebundenen Bauweise“ ein.

Er wies in diesem Zusammenhang auf Mängel in den aktuellen Regelwerken hin und stellte Ergebnisse von Überfahrversuchen an der ETH Zürich auf unterschiedlich aufgebauten Pflasterflächen vor.

Dr.-Ing. Jörn Buchholz von der Quick-Mix-Gruppe, Osnabrück, setzte sich mit der Problematik „Gebundene Pflasterbauweise, thermische Spannungen und der Umgang mit Bewegungsfugen“ auseinander. In einem Forschungsprojekt hat er sich praktisch und in Simulationen mit den Auswirkungen der Temperatur beschäftigt. Ein Ergebnis seiner Studien lautet: „Entscheidend ist die Nachbehandlung!“

Das gilt insbesondere für den Mörtel, der u.a. auch mit Geotextilien feucht gehalten werden sollte. Für den Haftverbund ist wichtig, dass die Steine sauber sein müssen, bevor sie mit Haftschlämme versehen in den Verbund gesetzt werden. Stephan Steffen, Geschäftsführer der SF-Kooperation und von Uni International, Bremen, berichtete über „Mehr als zehn Jahre praktische Erfahrung mit bituminös gebundener Bauweise“. Seine positiven Eindrücke visualisierte er mit einer Vielzahl von Bildern gelungener Maßnahmen vor allem in Skandinavien und in jüngerer Zeit auch in Deutschland.

Gut strukturiert: Vorn gibts Referate, dahinter Erfrischungen und Informationen von den Ausstellern.Foto: Foto: st/Mller

Am zweiten Tag gab es fünf Fachvorträge. Für den Beitrag „Flächenbefestigungen mit Großformaten in ungebundener Ausführung“ war ursprünglich der Sachverständige Dipl.-Ing. Jürgen Dieker vorgesehen. Da er verhindert war, übernahm kurzfristig Dipl.-Betriebswirt Harald Boehnke, ehemaliger Geschäftsführer von Godelmann/Klostermann, diesen Part. Boehnke wies darauf hin, dass „Bauweisen mit großformatigen Elementen in den einschlägigen Regelwerken nicht geregelt sind“. Sie gelten daher als Sonderbauweisen, für die die Fachvereinigung SLG (Straßen-, Landschafts-, Gartenbau e. V.), Bonn, ein Merkblatt erstellt hat. Wichtige Passagen daraus stellte Boehnke, der sowohl Mitglied in der FGSV als auch in der SLG ist, vor. Stephan Steffen hatte danach seinen zweiten Auftritt vor dem Fachpublikum. Dieses Mal widmete er sich dem Thema „Lärmoptimiertes Betonsteinpflaster – Ergebnisse aus Forschung und Praxis“. (Diesen Beitrag finden Sie hier.)

Whrend der Vortragspausen wird der Dialog mit den Ausstellern gesucht.Foto: Foto: st/Mller

Auch Harald Boehnke durfte ein zweites Mal ran. Sein Vortrag fokussierte jetzt „Maßnahmen gegen Verschiebungen von Belagselementen unter Verkehrsbelastung“. Dazu gab er eine Reihe von Beispielen aus der Verlegepraxis, von gebundener zu ungebundener Bauweise oder auch zu Rinnen. Immer wieder betonte er dabei die fachgerechte Ausbildung der Fuge.

Gut strukturiert: Vorn gibts Referate, dahinter Erfrischungen und Informationen von den Ausstellern.Foto: Foto: st/Mller

Einen hohen Unterhaltungswert, kombiniert mit viel Erfahrung und Sachverstand hatte der Vortrag von Dipl.-Ing. Wulf Schneider, Trier. In einer Art reichlich illustrierter Revue zog der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige, der seine qualifizierte Arbeit seit über 25 Jahren macht, über Baustellen in Deutschland und durch die Gerichte. Im Zentrum standen immer wieder die schier unglaublich klingenden Zitate aus Gutachten, deren offensichtliche Mängel Schneider süffisant präsentierte. Den Schlusspunkt setzte Prof. Dipl.-Ing. Martin Thieme-Hack von der Hochschule Osnabrück. Er präsentierte „Die ZTV Wegebau – das neue Regelwerk der FLL“. Zuvor schilderte er Mängel an der DIN ATV 18318, die mit dem neuen Regelwerk ausgeräumt werden sollen.

Zwischen den Vorträgen hatten die Fachbesucher immer wieder Gelegenheit für Rückfragen, Anmerkungen und zur Diskussion. Insbesondere am ersten Tag wurde davon intensiv Gebrauch gemacht.

So fällt das Fazit der Besucher in der abschließenden Fragebogenaktion sehr positiv aus. Die Aussteller erfreuten sich ebenfalls eines regen Zuspruchs. In den Kommunikationspausen waren die kleinen Stände stets stark frequentiert. Sebastian Geruschka zog ebenso ein positives Resümee: „Die Deutschen Pflastertage haben sich mit dieser vierten Veranstaltung endgültig etabliert. Die Qualität der Vorträge bewegt sich auf einem ausgesprochen hohen Niveau, was die Besucher sehr zu schätzen wissen. Bewährt hat sich außerdem die kleine Begleitausstellung. Sie ist zu einem festen Bestandteil der Deutschen Pflastertage geworden.“

Die Vorträge der 4. Deutschen Pflastertage werden fortlaufend in Straßen- und Tiefbau veröffentlicht.

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