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Für BIM sensibilisieren

Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH, Gelsenkirchen, fokussiert seine Arbeit rund um den Kanal. Die Bandbreite reicht vom Bau über den Betrieb bis zur Sanierung. Mit Blick auf die Netzbetreiber möchte das Institut in diesem Zusammenhang für das Thema BIM sensibilisieren. Dazu gibt es am 21. November eine Veranstaltung in Bochum. Wir nahmen dies zum Anlass, mit Roland W. Waniek, Geschäftsführer des IKT, über BIM zu sprechen.

Roland W. Waniek, Geschftsfhrer des IKT.

Herr Waniek, vielen Straßen- und Tiefbauern scheint nicht bewusst zu sein, dass es Zeit wird, ihr Unternehmen auf die BIM-Prozesse vorzubereiten. Täuscht dieser Eindruck?

Waniek: Ich glaube nicht, dass dieser Eindruck täuscht. Dieses Thema ist für die Branche sehr neu, und das Verständnis von Digitalisierung beschränkt sich bei den meisten Tiefbauern auf die Anwendung des Office-Pakets mit Word und Excel. Das heißt, die Digitalisierungssprung hat von der Schreibmaschine hin zum PC stattgefunden. Der große Schritt steht demnach noch bevor.

Die Zeit drängt also. Was raten Sie Unternehmen, die in diesem Bereich noch deutliches Potenzial nach oben haben?

Waniek: Es muss in erster Linie dringend investiert werden in entsprechende Hard- und Software. Dafür muss man zunächst wissen, in welche Richtung die Prozesse sich entwickeln. Entsprechend müssen die Mitarbeiter geschult werden. Und es muss den Akteuren klar sein, dass die Steuerung dieser entscheidenden Entwicklung nicht einfach wegdelegiert werden kann.

Das ist also Chefsache.

Waniek: Chefsache, selbstverständlich.

Wie schätzen Sie den Kenntnisstand in Kommunen und Ingenieurbüros ein?

Waniek: Um es vorsichtig auszudrücken, scheint mir das Know-how in diesen Bereichen bei den meisten noch sehr überschaubar zu sein. Aber es entsteht aufgrund der politischen Forderung nach BIM-Einsatz und eVergabe gleichzeitig ein gewisser Druck, Versäumtes schnell nachzuholen. Jetzt gilt es darauf zu achten, dass man von den Ereignissen nicht überrannt wird, so wie es anderen Branchen passiert ist, etwa beim Einzelhandel oder bei Technologieunternehmen, die teilweise von anderen dienstleistungsorientierten Anbietern komplett abgehängt wurden.

Seit wann beschäftigt sich das IKT mit der umfassenden Digitalisierung im Infrastrukturbau?

Waniek: Von der Seite der Netzbetreiber haben wir dieses Thema schon seit geraumer Zeit im Fokus. Dabei geht es u.a. um das Management kommunaler Abwassernetze, aber – ganz aktuell – auch um das Thema Starkregen. Das sind äußere Anlässe, die uns dazu führen, die unterirdische Infrastruktur als Ganzes zu betrachten.

Wir stehen hier ebenso wie die gesamte Branche noch am Anfang. Aber ein Forschungsinstitut wie das IKT hat selbstredend den Anspruch, die komplexe Entwicklung zu begleiten.

Welche BIM-Kompetenz haben Sie in Ihrem Institut?

Waniek: Entscheidend ist, dass man ein grundsätzliches Verständnis von BIM hat, und das dürfen Sie bei uns voraussetzen. So sind wir zum Thema Smart-City unter anderem in internationalen Gremien auf ISO-Ebene eingebunden.

BIM hat seinen Ursprung im Hochbau und ist objektorientiert. Im Tiefbau sind die Verhältnisse deutlich vielschichtiger. Hier können wir nicht von einem Objekt sprechen, sondern vielmehr vom gesamten unterirdischen Infrastrukturraum, und hier kennen wir uns sehr gut aus.

Bevor ich mich in diese komplizierte Welt begebe, um etwa das Kanalnetz zu sanieren, muss ich wissen, was links und rechts meiner Baumaßnahme an Leitungen liegt. Wir haben, je nach Kommune, 15 bis 20 Wegerechtinhaber unter der Erde. Das ist ein Äquivalent zu den Gewerken, die wir im Hochbau finden.

Die Kommune ist eigentlich der BIM-Träger, das ist das Entscheidende. Da wir als Institut recht netzbetreiberorientiert sind, sehen und kennen wir diese Abläufe bei den Kommunen sehr genau. Wir haben nicht die Softwarekompetenz, aber wir haben die Kenntnisse vom unterirdischen Bauraum mit allen angebundenen Schnittstellen. Und das gilt es zu managen.

Was können wir tun, damit die Straßen- und Tiefbauunternehmen bei der aktuellen Entwicklung nicht abgehängt werden?

Waniek: Neben der bereits angesprochenen Qualifizierung gehört dazu das Bewusstsein, dass ich als Tiefbauer punktuell in einem Sonderprozess in den Bauraum eingreife. Dazu muss ich die Schnittstellen kennen, mit denen sich meine Tätigkeiten in den gesamten Prozess einbinden lassen. Das erfordert eine andere Sichtweise als bisher, ein besseres Verständnis des Gesamtkonzepts, in das die auszuführende Arbeit wie ein kleines Modul integriert werden kann.

Welchen Beitrag leistet das IKT dazu?

Waniek: Unsere Hauptaufgabe ist es, in diesem Bereich zu forschen und die Kommunen zu sensibilisieren. Wir möchten dazu eine Versuchseinrichtung bauen, ein 1:1-Modell eines Straßenabschnittes mit oberirdischen und unterirdischen Entwässerungseinrichtungen. Dort möchten wir dann z.B. Starkregen simulieren, um zu sehen, welchen Einfluss diese Stresssituationen auf die Infrastruktur nehmen und wie unterschiedliche Bauwerke darauf reagieren.

Bei vielen Bauwerken, die am Rechner entwickelt wurden, etwa Retentionsanlagen, weiß man lediglich theoretisch, wie sie reagieren. Wir wollen an unserem Modell die Leitungen real nachmessen und die Ergebnisse in die Branche widerspiegeln, damit die Anlagen eventuell neu kalibriert, auf jeden Fall aber an die tatsächlich erhobenen Werte ausgerichtet werden.

Ihre Partner sind in erster Linie die Kommunen und die Industrie, die Sie mit Produktprüfungen beauftragt. Erreichen Sie auch den Tiefbauer?

Waniek: Unsere Hauptansprechpartner sind die Netzbetreiber, die in Deutschland weitestgehend in kommunaler Hand sind. Die Tiefbauer erreichen wir eher mittelbar. Sie sind die Dienstleister der Kommunen und müssen somit stets berücksichtigen, was ihre Kunden wünschen.

Wir versuchen darüber hinaus, mit speziellen Angeboten direkt an die Tiefbauer heranzugehen.

Ihre BIM-Veranstaltung am 21. November in Bochum ist auf Referentenseite prominent besetzt. Welche Botschaft möchten Sie den Teilnehmern vermitteln?

Waniek: Die Kernbotschaft lautet, dass BIM jetzt kommt. Der Druck wird zunehmend von der E-Vergabe-Seite aufgebaut. Das Thema ist da, man muss jetzt etwas tun, 2020 kommt für manchen Beteiligten schneller, als er denkt. Wer jetzt nicht handelt, läuft Gefahr, von der Entwicklung überrollt zu werden.

Der größte Fehler, den man jetzt machen kann, ist einfach abzuwarten und darauf zu hoffen, wenn es losgeht und mich unmittelbar betrifft, kaufe ich mir eine Software, und dann läuft es. Doch so einfach ist das nicht.

BIM-Kongress in Bochum

Was bedeutet BIM überhaupt? Wie arbeite ich mit BIM? Welche Chancen ergeben sich für Kommunen, Betriebe sowie Baufirmen und Ingenieurbüros? Wie kann ich BIM im kommunalen Tiefbau anwenden? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus des Bochumer BIM-Congresses, BIM Co 2018, den das IKT am 21. November veranstaltet. Namhafte Referenten, Branchenkenner und Experten aus der Praxis beleuchten aus unterschiedliche Perspektiven die zahlreichen Aspekte die zu BIM gehören.

Angesprochen werden sollen Mitarbeiter von kommunalen Entwässerungsbetrieben von Ingenieurbüros und Baufirmen sowie Sachverständige.

Hier gibt es weitere Informationen zum Kongress.

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