Güteschutz mit Herz und Hirn

Der Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln erläuterte zum Auftakt der Mitgliederversammlung für den Laien verständlich die Bedeutung von sinnvollen und regelmäßigen Trainingseinheiten für Herz, Hirn und Muskeln. Investitionen, die sich durch anhaltende Fitness auszahlen. Damit schlug er gleichsam einen Bogen zur Situation im Kanalbau. Auch hier werden die Anstrengungen und Investitionen in den Erhalt und die Fitness der Wasser- und Abwassersysteme mit Nachhaltigkeit belohnt. Dies wurde auf der Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Kanalbau in Bonn am 17. Mai erneut deutlich.

Die Mitgliederversammlung der RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau fand in diesem Jahr in Bonn statt. Über die Arbeit und Entwicklung der Gütegemeinschaft berichteten der Vorstandsvorsitzende, Dipl.-Ing. MBA Ulf Michel, der Obmann des Güteausschusses, Dipl.-Ing. Uwe Neuschäfer, der Beiratsvorsitzende, Dipl.-Ing. Gunnar Hunold sowie der Geschäftsführer, Dr.-Ing. Marco Künster. Neben der Beschlussfassung zu Haushalt und Wirtschaftsplan standen redaktionelle und inhaltliche Änderungen der Güte- und Prüfbestimmungen auf der Tagesordnung. Hierbei ging es u.a. um die Anzahl der Baustellenbesuche in Abhängigkeit der Anzahl der Kolonnen der ausführenden Unternehmen. Die entsprechenden Vorschläge vom Güteausschuss wurden von den Mitgliedern mit großer Mehrheit verabschiedet.

Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961 hat das Ziel, die Qualifikation im Kanalbau stetig zu verbessern, um Öffentlichkeit und Umwelt vor Schaden zu bewahren. In diesem Sinne gilt es, in eine teilweise „kränkelnde“ unterirdische Infrastruktur zu investieren, um diese mit fachlich geeigneten und wirtschaftlich vertretbaren Maßnahmen für die nachfolgenden Generationen fit zu halten.

In dieser Hinsicht ziehen Gütegemeinschaft Kanalbau, Auftraggeber und ausführende Unternehmen an einem Strang. „Gütesicherung Kanalbau trifft den Puls der Zeit“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Dipl.-Ing. MBA Ulf Michel, der seine Aussage mit entsprechenden Zahlen untermauern konnte. Stetig steigende Mitgliederzahlen machen deutlich, dass der Gütesicherungsgedanke kontinuierlich weitere Anwender und Unterstützer findet. Ende 2018 betrug die Gesamtzahl der Mitglieder der Gütegemeinschaft 4.021.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 158 Gütezeichen verliehen, wobei die Schwerpunkte in den Bereichen Kanalbau in offener und geschlossener Bauweise lagen. Dabei ist laut Michel festzuhalten, dass die Anzahl der qualifizierten Firmen auf hohem Niveau konstant bleibt, die Unternehmen sich jedoch zunehmend breiter aufstellen, indem sie bereits vorhandenen Gütezeichen solche anderer Beurteilungsgruppen hinzufügten. Besonders erfreulich: Die Gütezeichen der Gruppe AB (Ausschreibung und Bauüberwachung) weisen ebenfalls eine positive Entwicklung auf. „Eine weitere Marktdurchdringung liegt hier im Interesse der Gütegemeinschaft und dementsprechend auch im Fokus des Vorstandes“, so Michel, für den eine gute Planung und Ausschreibung, die Auswahl eines fachlich geeigneten Unternehmens und eine funktionierende Bauüberwachung die drei Faktoren sind, die im Zusammenspiel die Qualität planmäßig erreichbar werden lassen und damit zum Erfolg einer Maßnahme führen.

Im weiteren Verlauf der Mitgliederversammlung wurde auch über Vorschläge zu Änderungen in den Güte- und Prüfbestimmungen abgestimmt. Bei den Vorschlägen ging es u.a. um die Definition der Ausführungsbereiche im offenen Kanalbau sowie um die Anzahl der vorgeschriebenen Baustellenbesuche. „Wir halten es bei der Neuausrichtung der Ausführungsbereiche AK für wichtig, das Schwergewicht in Zukunft mehr auf die Tiefenlage und weniger auf die Nennweiten zu legen“, so Güteausschuss-Obmann Dipl.-Ing. Uwe Neuschäfer. Da sich insbesondere Auftraggeber an dieser Definition orientieren, wenn sie das nachzuweisende Anforderungsniveau festlegen, verspricht diese Neuerung eine Verbesserung.

Ein weiterer Vorschlag des Güteausschusses betraf die Anzahl der Baustellenbesuche. Während die Überprüfung der Qualifikation eines Gütezeicheninhabers bisher in Abhängigkeit von der Zahl der Baustellen erfolgte, ist deren Anzahl in Zukunft abhängig von der Anzahl der in der Regel gleichzeitig eingesetzten Kolonnen/Teams. Vor dem Hintergrund, dass die Ausführungsqualität im Wesentlichen von der ausführenden Kolonne geprägt ist, verfolgt die Gütesicherung damit das Ziel, auch bei größeren Unternehmen mit vielen Kolonnen eine repräsentativere Anzahl von Baustellenbesuchen durchführen zu können.

Über weitere positive Entwicklungen bei der Auftragsvergabe informierte Dr.-Ing. Marco Künster die Mitglieder im Bericht des Geschäftsführers. So waren Ende des vergangenen Jahres rund 70 Mio. Einwohner in Deutschland Netzbetreibern zuzuordnen, in denen öffentliche Netzbetreiber die RAL-Gütesicherung Kanalbau als Qualifikationsnachweis in ihren Ausschreibungen einsetzen. Garanten für diesen Erfolg sind die vielfältigen Aktivitäten der Gütegemeinschaft, so etwa Veranstaltungen wie die Erfahrungsaustausche, die Auftraggeber-Fachgespräche oder die Auftraggeber-Beratung, aber auch die übrigen Angebote, welche die Gütegemeinschaft Kanalbau unter dem Stichwort Akademie auf ihrer Website bereithält. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wurde zudem in den letzten Wochen ein Kurzfilm realisiert, der sich insbesondere an die Auftraggeber richtet, die bisher wenig Kontakt zur Gütesicherung hatten.

Abschließend wies Künster noch einmal auf eine der wichtigsten Leistungen des Vereins für seine Mitglieder hin. Sie besteht darin, die Mitglieder bei der Qualifizierung des Fachpersonals zu unterstützen. Entsprechende Angebote wurden und werden entwickelt und angeboten. So z.B. mit den Firmenseminaren oder dem E-Learning, welches zu den Bausteinen der Akademie Kanalbau gehört.

Die 33. Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Kanalbau findet am 23. und 24. April 2020 in Lübeck statt.