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Recycling 26. April 2021

Hilfestellung für die Wiederverwendung von Asphalt in der Schweiz

Eine neue Best Practice Guideline bietet Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Straßenbauprojekten mit recycliertem Ausbauasphalt und dem Einsatz von Niedertemperaturasphalt.

Ausbauasphalt richtig aufbereitet ist ein wertvoller Rohstoff
Ausbauasphalt richtig aufbereitet ist ein wertvoller Rohstoff
Inhaltsverzeichnis

Erarbeitet wurde die Best Practice Guideline „Wiederverwendung Ausbauasphalt und Einsatz Niedertemperaturasphalt“ von der Berner Fachhochschule unter der Feder von Prof. Dr. Nicolas Buche und Amandine Ziegelmeyer.

Das Projekt hatte die Plattform „Kies für Generationen“ in Auftrag gegeben – ein Zusammenschluss der Baudirektion des Kantons Zürich mit Fachverbänden, den Zürcher Kies- und Betonproduzenten wie auch Vertretern aus der Baubranche und der Asphaltproduktion. Mit dem Zusammenschluss verfolgen die Akteure das gemeinsame Ziel, mineralische Rückbaustoffe als Bauprodukte im Wirtschaftskreislauf zu halten und wiederzuverwerten. Aktiv dabei waren die Tiefbauämter der Stadt Zürich und der Kantone AG, BE, GE, LU, VD, VS, ZG, ZH.

Das Bestreben der verschiedenen Akteure der Plattform „Kies für Generationen“ ist, vorhandene Möglichkeiten auszuschöpfen und eine übersichtliche und einheitliche Handhabung in der Praxis zu erreichen, zu Gunsten einer effizienteren und ressourcenschonenderen Bauwirtschaft – einer Baustoffkreislaufwirtschaft.

Technische und praxisorientierte Unterstützung

Zweck der Guideline ist, eine technische und praxisorientierte Unterstützung anzubieten, damit in Zukunft mehr Asphaltbeläge aus Recyclingmischgütern und Niedertemperaturasphalt eingebaut werden. Der Studie zugrunde liegt eine Datensammlung, die auf Erfahrungsberichten aus der Praxis basiert. Die Recherche brachte viele Bauprojekte zum Vorschein, die in eigener Initiative von kommunalen wie auch kantonalen Bauherren geführt wurden. Die Guideline führt diese Beispiele auf und dokumentiert die daraus gezogenen Erfahrungen in Verwendungsempfehlungen für die verschiedenen Einsatzbereiche.

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Das Dokument soll kein Ersatz für bestehende Normen und Gesetze sein, sondern diese im Sinne der Praxisanwendung ergänzen. In erster Linie soll es als Unterstützung für die Planung und Umsetzung von Straßenbauprojekten dienen. Bauherren und Ingenieurbüros sowie Nichtspezialisten im Bereich des Recyclings und Niedertemperaturasphalts sind die Zielgruppe.

Herausforderungen für die Produzenten

Die Qualität des Ausbauasphalts unterscheidet sich nicht nur aufgrund seiner Herkunft je nach Region, sondern auch wegen der Zusammensetzung der Schicht und des Asphalts des jeweiligen Rückbauabschnitts. Diese Inhomogenitäten stellen bei der Aufbereitung eine Herausforderung dar, um eine gleichbleibende hohe Qualität des Endprodukts gewährleisten zu können. Das Recyclingunternehmen steht daher vor der Aufgabe, diese vielfältigen Faktoren zu managen und ein Qualitätsprodukt mit unterschiedlichen Fraktionen zu produzieren, was wiederum viel Platz in Anspruch nimmt. Auch auf diese Aspekte geht die Best Practice Guideline ein.

Neue Empfehlungen fürs Regelwerk

Als Kernstück kann die neue Empfehlung für Ausbauasphalt in Asphaltmischgütern angeschaut werden: Empfohlene minimale und maximale RAP-Anteile für die AC F-, AC T- und AC B-Schicht sowie für die AC EME und die Deckschicht wurden aus der umfangreichen Studie ermittelt und mit den verschiedenen Anspruchsgruppen plausibilisiert. Sie fließen in die laufende VSS-Normrevision ein.

Der minimale angegebene Ausbauasphaltanteil entspricht dem, was ein Bauherr von Asphaltproduzenten und Baufirmen im Bereich der Recyclingmischgüter erwarten darf. Der maximal angegebene Ausbauasphaltanteil entspricht dem aktuellen maximal möglichen Ausbauasphaltanteil, der technisch erreicht werden kann.

Die Anteile der heutigen Norm sind gut geeignet, wenn es sich in einem Projekt um eine Kombination von Recycling und Niedertemperaturtechnologie handelt. In diesem Fall wird empfohlen, die Werte aus der Norm zu berücksichtigen. Die vielen Aspekte, die zu beachten und aufgeführt sind, erfordern vom Asphaltproduzenten und der Baufirma, dass sie den gesamtheitlichen Prozess beherrschen.

Kantone als Vorreiter

Der Kanton Genf will in Zukunft bei Ausschreibungen den Einsatz von Recyclingasphalt in den Ausschreibungen fordern, und der Kanton Waadt ist seit 2012 Vorreiter in diesem Bereich. Bei der Vergabe von Aufträgen werden Umweltkriterien wie die Verwendung von RC-Materialien berücksichtigt. Dies ist auch im Kanton Aargau der Fall. Der Kanton Freiburg arbeitet intensiv an der Überarbeitung des gesamten Ausschreibungsprozesses.

Das Bundesamt für Straßen (Astra) hat mittlerweile bereits mehrere Großprojekte unter Verwendung von RC-Materialien durchgeführt, die weit über den Normwerten liegen. Außerdem hat das Astra beschlossen, die Vergabekriterien zu ergänzen. Dieses bezieht sich nicht direkt auf den Anteil an recyceltem Material, sondern auf Umweltkriterien, die ebenfalls die Verwendung von recyceltem Asphalt einschließen. Das Niedertemperaturverfahren ist somit eine weitere Möglichkeit, die Umweltbelastung zu reduzieren. 

Empfohlene Ausbauanteile
Empfohlene Ausbauanteile

Kostenfreier Download

RC-Schweiz-Best-Practice-Guidline.pdf (2.96 MB)

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