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Archiv 25. Februar 2014

Hybridnetze im Fokus

Prof. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Iro e.V. und Geschäftsführer der Iro GmbH, eröffnete am 6. Februar das 28. Oldenburger Rohrleitungsforum. Wie immer war die Resonanz riesig: Über 3.000 Teilnehmer, rund 350 Aussteller und 130 Referenten besuchten das Forum, das in diesem Jahr unter dem Leitthema „Hybridnetze“ stand.

v.l.n.r.: Dipl.-Ing. Heiko Fastje, Dr.-Ing. Sebastian Rohjans, Robert Hinterberger, Thomas Martin, Prof. Thomas Wegener und Jun.-Prof. Sebastian Lehnhoff.
v.l.n.r.: Dipl.-Ing. Heiko Fastje, Dr.-Ing. Sebastian Rohjans, Robert Hinterberger, Thomas Martin, Prof. Thomas Wegener und Jun.-Prof. Sebastian Lehnhoff.

Jun.-Prof. Dr. Sebastian Lehnhoff, Bereichsvorstand Energie Offis e.V. Institut für Informatik, Oldenburg, sieht eine entscheidende Komponente zur erfolgreichen Realisierung der zukünftigen Energieversorgung in entsprechenden Automatisierungs- und Informationstechnologien, die erst eine Steuerung der Energieströme ermöglichen. „Dabei stellen sich im Wesentlichen zwei Probleme“, führte Lehnhoff aus. „Zum einen fehlt die Möglichkeit, erzeugte Energie in ausreichendem Maß zu speichern und zum anderen müssen Transportengpässe dringend gelöst werden.“ In diesem Zusammenhang setzt Lehnhoff auf die Smart Grids, um die vorhandene Infrastruktur intelligent zu nutzen. An der Kernfrage, wie die Systeme zu verknüpfen sind, arbeitet das Institut zurzeit intensiv.

Ein weiterer interessanter Ansatz beschäftigt sich mit der Regionalisierung der Hybridnetze, wie das Beispiel Drielake (Oldenburg) mit seinen Energetischen Nachbarschaften zeigt. Dabei ein Verbund von dezentralen Verbrauchern und Produzenten geschaffen, die sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander befinden.

Weiteres Thema war die energetische Nutzung der Abwasserwärme. In drei Vortragsblöcken wurde über neue technische Entwicklungen und die Erfahrungen aus aktuellen Projekten berichtet. Festzustellen ist, dass sich die Technik zur Nutzung der Abwasserwärme etabliert hat und dass das Interesse seitens der Kommunen stetig zunimmt.

Dass sich vieles um die Weiterentwicklung der Erdgasnetze drehen wird, wurde ebenfalls deutlich. Über die technischen Aspekte wie den Einfluss des durch Elektrolyse gewonnenen und eingespeisten Wasserstoffs auf das Rohrnetz wurde in zwei Vortragsblöcken diskutiert. „Neben den Erdgasspeichern und -netzen bieten sich allerdings auch die großen Fernwärmenetze dazu an, Flexibilitäten für die erneuerbare Stromerzeugung bereitzustellen“, stellte DI Robert Hinterberger, Geschäftsführer Energy Research Austria, New Energy Capital Invest GmbH, in der Pressekonferenz fest, die sich ebenfalls dem Leitthema des Forums widmete. „Das hohe Flexibilitätspotenzial im Wärmemarkt zeigt sich schon alleine darin, dass deutschlandweit der Wärmeverbrauch mehr als 2,5mal so groß ist wie der Stromverbrauch. Insbesondere so genannte Power-To-Heat-Anlagen können zu einem wichtigen Baustein der Energiewende werden, indem erneuerbarer Überschussstrom in Fernwärmesystemen verwertet wird, anstatt diesen wie bisher abzuregeln“, so Hinterberger. Die Umsetzung solcher Hybridsysteme erfordert neben der technischen Integration eine Anpassung der regulatorischen, rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen. So ist es für Fernwärmebetreiber derzeit in Deutschland nicht wirtschaftlich möglich, erneuerbaren Überschussstrom auf diese Art und Weise zu verwerten. Auf diesen Aspekt verwies auch Dipl.-Ing. Heiko Fastje, Geschäftsführer der EWE Netz GmbH. Denn die Grundzüge der Regulierung sind in einer Zeit entworfen worden, als wenige große Unternehmen den Energiemarkt dominierten. Die mittlerweile entstandene Struktur an Marktteilnehmern am Energiemarkt erfordert eine Anpassung der Regulierung, um eine technisch und wirtschaftlich sinnvolle Entwicklung zu ermöglichen.

„Um die Herausforderungen der Energieversorgung in Zukunft zu meistern, wird es nicht nur einen Lösungsweg geben. Die Kombination der verschiedenen technischen Möglichkeiten wird zum Ziel führen, und Rohrleitungssysteme werden dabei eine wichtige Aufgabe spielen“, fasste Prof. Wegener seine Eindrücke nach Beendigung der Veranstaltung zusammen. Dementsprechend ist Wegener fest davon überzeugt, dass dem Oldenburger Rohrleitungsforum auch in den nächsten Jahren die Themen nicht ausgehen werden. Das Motto für das 29. Oldenburger Rohrleitungsforum – es findet am 19. und 20. Februar 2015 statt – ist jedenfalls schon in Arbeit.

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