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JCB hebt ab

Wenn andere längst in Rente sind, gibt JCB erst richtig Gas: Das 70 Jahre alte Familienunternehmen möchte einen neuen Markt erobern und produziert nun auch Arbeitsbühnen. Dies verkündete ein Sprecher des Traditionsherstellers unlängst in der Firmenzentrale im mittelenglischen Rocester.

Mit den Teleskopen hatte der Hersteller bereits ein Standbein in der Hhenzugangstechnik, nun greift er auf breiter Basis an.

Elf Geräte sind bereits fertig, bis Ende des Jahres sollen dann insgesamt 27 Modelle in den Wettbewerb einsteigen. „Der Markt ist reif für einen neuen Anbieter!“ proklamierte Lord Anthony Bamford, Sohn des Unternehmensgründers, selbstbewusst. Gestützt auf seine weltweit 770 Händler, möchte sich der Hersteller ein ordentliches Stück des globalen Acht-Mrd.-Dollar-Kuchens sichern.

Weltpremiere

Vor der Weltpremiere der ersten elf Modelle lief die Entwicklung der Produktreihe unter höchster Geheimhaltungsstufe ab. Nun werden die Scherenhebebühnen, Gelenkausleger und Teleskopausleger zunächst in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Nordamerika antreten und zielen dabei vorrangig auf das Mietgeschäft. Die elektrisch oder dieselbetriebenen Bühnen sollen einen Bereich von 4,5 bis 41,6 m abdecken.

Mit den Arbeitsbhnen mchte der Hersteller sich einen neuen Markt sichern.Foto: Foto: JCB

Auch bei den Motoren gibt der Hersteller richtig Gas. Vor gut zwölf Jahren in dieses Segment eingestiegen, wurde nun die dritte Baureihe mit 3 l Hubraum und 55 kW/74 PS vorgestellt. Alle Motoren aus dem englischen Werk in Foston erfüllen ohne Dieselpartikelfilter, SCR, Additive oder Abgasnachbehandlung  die aktuellen Normen. In die Produktion wurden aktuell rund 11,5 Mio. Euro investiert.

Blick in die neue Motorenproduktion.Foto: Foto: JCB

Erfolgsgeschichte Motorenbau

„Diese millionenstarke Investition zur Produktion in Eigenregie ermöglicht uns die direkte Kontrolle über die technischen Vorgaben, die Qualität und die Kosten der Hauptbauteile“, sagt dazu Alan Tolley, der zuständige Group Director. Gleichzeitig erhöhen sich die Fertigungstiefe und der Output, der inzwischen auf 45.000 Einheiten jährlich gewachsen ist. Seit 2004 haben 400.000 Aggregate das Werk verlassen. Sie bewegen über 70% der JCB-Maschinen. Die Belieferung anderer Kunden mit den Motoren ist allein in dem Zeitraum von 2012 bis 2014 um rasante 325% gestiegen. Fast jeder Vierte wird inzwischen an Dritte ausgeliefert.

Der neue 430 Dieselmax-Motor ist nach Angaben des Herstellers 30% leichter als der 4,4-l-Motor und  bereits für die EU-Stufe V vorbereitet.

Das neuartige Mobilbaggerkonzept des Hydradig kommt bei den Kunden an.Foto: Foto: Volker Mller

Nutznießer dieses Antriebs ist u.a. der Mobilbagger Hydradig. Anwender können bei dieser Maschine nochmals eine Verbrauchsverringerung von rund 4% einplanen, erläuterte Tim Burnhope, zuständig für Innovationen und Wachstum bei JCB. „Die Nachfrage nach dem Hydradig ist seit der ersten Präsentation auf der Bauma 2016 ungebrochen“, so Bunrhope, „Mit dem EU-Stufe-IV-Motor wird der Hydradig jetzt noch umweltfreundlicher und effizienter.“

Beim Antrieb der größeren Raupenbagger bedient sich JCB jetzt beim Motorenhersteller MTU. In die Modelle JS330 und JS370 eingebaut, sorgen sie für mehr Leistung und verbrauchen 5 bis 10% weniger Dieselkraftstoff. Der Sechszylinder nach Eurostufe IV hatte sich bereits im größten Radlader des Herstellers bewährt.

Der mittelgroe Radlader 417 wird von einem Motor der Reihe 444 angetrieben.Foto: Foto: Volker Mller

Dual-Tech VT-Getriebe

Eine weitere Weltpremiere feierte das Dual-Tech VT-Getriebe. Es wurde vorrangig für die Industrie-Teleskoplader entwickelt und kombiniert die Vorzüge des Hydrostatantriebs mit denen des Lastschaltgetriebes. In der Praxis funktioniert das so: Bis zu einer Geschwindigkeit von 19 km/h arbeitet die Maschine feinfühlig mit dem Hydrostaten. Ab 19 km/h wird automatisch auf ein elektronisch moduliertes Schaltgetriebe mit drei Gängen umgeschaltet. Dazu muss der Fahrer nicht eingreifen, er kann sich voll auf seine Arbeit konzentrieren.

Weiter bietet das Getriebe zwei Betriebsarten für kraftvolles oder sparsames Arbeiten sowie einen flexiblen Modus, in dem Drehzahl und Geschwindigkeit bestimmt werden können. Der Fahrer hat zudem die Möglichkeit, zwischen permanentem Allradantrieb oder automatischem Zweiradantrieb zu wählen. Im Ergebnis bringen alles Features zusammen mehr Leistung und weniger Dieselverbrauch. Maschinen, die vorab bei Kunden eingesetzt wurden und insgesamt rund 50.000 Stunden gearbeitet haben, hatten einen durchschnittlichen Verbrauch von 7,1 l pro Stunde.

Kompakter Allrounder: Der wendige 403 empfiehlt sich bei einer Breite von 1,1 m fr enge Baustellen.Foto: Foto: Volker Mller

Teleskop- und Radlader

Neu im Programm ist nun außerdem der Teleskoplader 540-180 Hiviz. Das mittlerweile 30. Modell in der Teleskopbaureihe des Herstellers ist 6,26 m lang und 2,35 m breit. Es erreicht eine Höhe von 18 m.

Die mittelgroßen Radlader 411 und 417 verfügen jetzt über eine komfortablere Kabine, aus der der Bediener sein Umfeld gut überblicken kann. Eingebaut sind die JCB-Motoren der Reihe 444. Sie erreichen die EU-Stufe IV ohne Partikelfilter. Die wendigen Maschinen wurden hauptsächlich für den Materialumschlag und das Laden entwickelt.

Der kompakte Radlader 403 ist ebenfalls sehr wendig. Mit einer Bauhöhe von 2,2 m und einer Breite von 1,1 m empfiehlt er sich für enge Baustellen. Der Lader verfügt in der Kabine über neue Bedienelemente. Angetrieben wird er von einem 26 kW/36 PS-Kubota-Motor und erreicht mit dem hydrostatischen Antriebsstrang 20 oder 30 km/h. Der 2,5-t-Knicklenker kann wahlweise mit zwei Hubgerüsten geliefert werden: Die Standardausführung hat eine Überladehöhe von 2,6 m, eine weitere Option erreicht 2,8 m zum Laden in Container. Beide haben Parallelhub und einen hydraulischen Schnellwechsler.

Auch der kompakte Lader 407 wurde neu auf die Räder gestellt. Optional ist er in einer High-Speed-Variante für Geschwindigkeiten bis 35 km/h erhältlich. Dazu muss der Fahrer lediglich einen Kippschalter betätigen. Diese Maschine ist 15 cm länger und 100 kg schwerer als die Standardversion. Beide Ausführungen des 1-m³-Radladers sind mit einer Vorderachse mit Sperrdifferenzial erhältlich.

Werkzeuge bis 600 mm nimmt der Pilingmaster auf und kann damit bis zu 14 m tief bohren.Foto: Foto: Volker Mller

Baggerlader mit Bohrgerät

Gemeinsam mit Bauunternehmen hat JCB eine Lösung für den Tiefbau entwickelt: Der Baggerlader Pilingmaster soll die Lücke zwischen leichten Erdbohrgeräten und schweren Raupenmaschinen schließen. Als Basis dient ein Baggerlader, der mit einer Frontschaufel ausgerüstet ist. Damit lässt sich vor und nach getaner Arbeit die Baustelle versorgen. Am Heck befindet sich das Bohrgerät, das Werkzeuge bis 600 mm aufnimmt und mit dem 14 m tief gebohrt werden kann. 150 lfm sollen mit der Maschine pro Tag erreicht werden können.

Vorgestellt wurde dieses Konzept bereits vor zwei Jahren. Seither hat es viele Verbesserungen an der Kellystange, am Mäkler sowie an Motor und Seilwinde gegeben. Mit einem Seitenversatzausleger können bis zu drei Bohrungen gemacht werden, ohne dass die Maschine umgesetzt werden muss. Das Drehmoment an der Bohrkrone liegt bei 1,25 t. Die Maschine erreicht beim Fahren eine Geschwindigkeit von 40 km/h und kann nah an Gebäuden arbeiten. Sämtliche Bohrdaten werden dem Fahrer in der Kabine angezeigt. Dazu gehören Vertikalität, Tiefe, Anpressdruck und Drehmoment des Drehbohrantriebs. Ein Eco-Max-Dieselmotor der EU-Stufe IV mit 81 kW/108 PS treibt den Pilingmaster an.

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