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Forschung 3. April 2020

Kacke im Teer

Aus den Teergruben mitten in Los Angeles, den La Brea Tar Pits, wurden Koprolithen – fossile Fäkalien – gefunden und ausgewertet. Es sind die ersten, die jemals in einer Asphalt- oder Teergrube entdeckt wurden.

Inhaltsverzeichnis

Die Asphaltgruben von La Brea gehören zu den reichhaltigsten Fundstätten eiszeitlicher Fauna weltweit. Wie nun ein Forscherteam von La Brea Tar Pits, der University of Oklahoma und der University of California Irvine berichtete, wurden bei den Ausgrabungen im Vorfeld des Baus eines Parkhauses für das Museum im Hancock Park 2016 hunderte von versteinerten Nagetierpellets gefunden.

Sind es wirklich Fossilen im Teer?

Die Forscher waren angesichts der heutigen hohen Population von Ratten in der Region zunächst skeptisch. Da jedoch immer mehr Kotpellets in Asphalt gehüllt gefunden wurden, begannen die Forscher zu zweifeln. „Wir starrten Minuten lang schweigend auf die schiere Anzahl der Pellets, bevor wir uns ansahen und überlegten, dass es eine so hohe Kontamination einfach unmöglich ist", erzählt Laura Tewksbury, leitende Präparatorin bei La Brea Tar Pits

Bei der Untersuchung der Fundstücke mit der Radiokarbonmethode an der UC Irvine bestätigte sich, dass die Pellets rund 50.000 Jahre alt sind.

Nagernest im Teer

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„Es ist unglaublich, dass wir nach mehr als einem Jahrhundert der Ausgrabung und Untersuchung immer noch neue Arten von Fossilien aus der Schatzkammer von La Brea entdecken", sagte Emily Lindsey, stellvertretende Kuratorin bei La Brea Tar Pits. „Diese winzigen Funde können helfen, weitere Erkenntnisse über das Klima und die Ökosysteme der Eiszeit in Los Angeles zu gewinnen."

Bisher wurden die La Brea Tar Pits mit dem Bild von großen Tieren in Verbindung gebracht, die in „Teergruben“ oder flachen, klebrigen Asphaltbecken stecken bleiben. Die Koprolithen erzählen aber eine neue Geschichte darüber, wie Fossilien in Rancho La Brea entstanden. „Die Intaktheit der Fossilien erfordert eine andere taphonomische Erklärung, also wie diese Fossilien entstanden sind. Sie sind nicht einfach nur ein Einschluss in die Masse. Der Erhaltungszustand unserer Koprlithen ist eher das Ergebnis eines Versickerns des Asphalts in einem vorhandenen Nagernest“, bemerkte Karin Rice, Vorbereiterin bei La Brea Tar Pits.

Weitere Fossilien im Teer geben Aufschluss

Mithilfe einer Reihe modernster Werkzeuge, einschließlich Stabilisotopenanalyse und Rasterelektronenmikroskopie, sahen die Forscher die Kotpellets zusammen mit wunderschön erhaltenen Zweigen, Blättern und Samen, anscheinend als Teil eines intakten Nestes von Buschratten. Buschratten sind in der paläontologischen Gemeinschaft für ihr Hortungsverhalten bekannt, die große Nester bauen. Bleiben diese über Tausende von Jahren erhalten, geben die darin enthaltenen Materialien Momentaufnahmen der Vegetation und der Klimabedingungen der Vergangenheit wider.

„Diese Nester bieten einen unvergleichlichen Blick auf das, was sich unter den Füßen der berühmten Megafauna von Rancho La Brea befand", erläutert Alexis Mychajliw, Postdoktorand an der University of Oklahoma und Hauptautor der Studie. Mychajliw. „Und für mich ist es wichtig, auch kleine Säugetiere zu untersuchen. Buschratten haben die Eiszeit überlebt und bauen heute immer noch Nester in städtischen Grünflächen, wie auch im Graffitipark in LA. Durch das Studium dieser Nester haben wir eine direkte Verbindung von der Vergangenheit in die Gegenwart. Wir können die menschlichen Auswirkungen auf die Natur von Los Angeles im Laufe der Zeit verfolgen."

Ein interessanter Artikel über die Vorgehensweise bei der Erforschung der Funde beim Parkhausbau finden Sie hier

Project 23
Schon jetzt gehören die Asphaltgruben von La Brea zu den reichhaltigsten Fundstätten eiszeitlicher Fauna weltweit – doch ihr Reichtum ist noch lange nicht ausgeschöpft. Ganz im Gegenteil. Als im Jahr 2006 eine neue Tiefgarage für das La Brea Tar Pit Museum gebaut werden sollte, entdeckten Paläontologen bei Vorgrabungen 16 neue Gruben, in denen die eiszeitlichen […]

Die Forschungsergebnisse finden Sie hier

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