Rohstoffgewinnung und Naturschutz schließen einander nicht aus – diese Feststellung ist ein Resultat des besonderen Besichtigungs- und Dialogtermins, zu dem die Grünen-Landtagsabgeordnete Nese Erikli den Staatssekretär im Stuttgarter Umweltministerium, Dr. André Baumann, ins Kieswerk des ISTE-Mitgliedsunternehmens Meichle + Mohr in Radolfzell eingeladen hatte. Zusammen mit der Firmenleitung sowie mit interessierten Bürgern diskutierten sie vor Ort grundsätzliche und lokale Fragen der Kiesgewinnung in der Bodenseeregion. Einig war man sich, dass es zum Dialog zwischen Rohstoffwirtschaft, Naturschutz, Politik und Verwaltung keine Alternative gebe.
Dissonanzen nur im Dialog lösbar
Bei der jüngsten Hauptversammlung des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) in Konstanz hatten Nese Erikli und Meichle+Mohr-Geschäftsführer Oliver Mohr diesen Werksbesuch vereinbart. Immerhin stehe der Kiesabbau in Oberschwaben und am Bodensee vielfach in der Kritik. Es liege sowohl im Interesse der Politik wie der Kies gewinnenden Unternehmen, klärend und aufklärend miteinander zu sprechen. Insbesondere Kiesexporte nach Österreich und in die Schweiz treffen auf Einwände in der Bevölkerung. Viele Menschen beschweren sich über die damit verbundene Verkehrsbelastung sowie über den erhöhten Flächenverbrauch auf deutscher Seite. Sein Unternehmen führe rund 15 % seiner Produktion in diese beiden Länder aus, erläuterte Seniorchef Dr. Rolf Mohr. Auch Österreich und die Schweiz gehörten ungeachtet der Grenzen zum regionalen Markt für Rohstoffe, die es ohne lange Transportwege klimafreundlich zu den Kunden zu bringen gelte, betonte er.
Nachhaltige Nutzung von Rohstoffen
Staatssekretär Baumann erklärte, dass das Land eine Konzeption zur nachhaltigen Nutzung mineralischer Rohstoffe erarbeitet. „Kies, Sand und Co. gehören zu natürlichen Rohstoffen unseres Landes, die es nachhaltig zu nutzen gilt“, sagte Baumann. Es sei aber wichtig, dass Massengüter wie Sand, Kies und Steine nicht über große Strecken transportiert, sondern dezentral gewonnen und genutzt würden. „Wir führen darum das Gespräch mit Vorarlberg, damit dort Kiese gewonnen und nicht aus dem benachbarten Ausland importiert werden. (Thomas Beißwenger)