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Interview mit Stephan Bäumler, Geschäftsführer Klickparts.

Klickparts: Amazon für Ersatzteile

Das Interview mit Stephan Bäumler fand auf der bauma statt. Ein Eyecatcher auf dem stark frequentierten Stand von Klickparts war ein schmucker VW T1. Mit diesem Oldtimer ging der erfolgreiche Youtuber J. P. Kraemer im Vorfeld der Messe auf Tour und warb für die neue Online-Plattform.

Herr Bäumler, wie kam es zur Gründung von Klickparts?

Bäumler: Die ersten Überlegungen dazu gab es im Mai letzten Jahres. Da wurde auch das Unternehmen Klickparts gegründet.

Welche Leistungen bieten Sie an?

Bäumler: Wir wollen unseren Kunden online Ersatzteile für Baumaschinen anbieten. Das ganze Prozedere soll für den Nutzer so einfach wie nur möglich sein. Das ist eine der zentralen Ideen, die hinter unserem Online-Angebot stehen.

Wie umfassend ist Ihr Angebot?

Bäumler: Momentan sind wir noch in der Startphase. Wir konzentrieren uns im Wesentlichen auf Erdbewegungsmaschinen. Dazu bieten wir Wartungs- und Verschleißprodukte an.

Zurzeit haben wir ein Portfolio von rund 2.000 Teilen in unserem Webshop. Wir sind jedoch dabei, rund 100.000 Produkte sukzessive zu beschreiben, crosszureferenzieren und sie mit Bildern zu versehen. Denn Ziel muss es sein, dass der Kunde das Produkt eindeutig identifizieren kann und weiß, was er bei uns bekommt. Das läuft ähnlich intuitiv und einfach wie im B2C-Bereich, etwa bei Amazon oder Zalando.

Bieten Sie auch für große Maschinen Ersatz- und Verschleißteile an?

Bäumler: Generell konzentrieren wir uns auf alle Baumaschinen, und Mining ist ein Teil davon. Alles was Baumaschine ist – von der kleinen Rüttelplatte bis zum großen Muldenkipper – wird nach und nach angeboten werden.

Die Branche gilt als eher konservativ, woher nehmen Sie den Optimismus, dass Ihre Plattform genutzt wird?

Bäumler: Ich glaube nicht, dass unsere Branche konservativ ist. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass sie innovativ ist. In den entscheidenden Positionen der Unternehmen findet ein Generationswechsel statt, und die jungen Leute haben eine hohe Affinität zu Bestellungen im Internet. Da es bisher in unserer Branche noch keine vergleichbare Plattform gibt, habe ich den Eindruck, dass der Markt darauf gewartet hat. Das haben wir durch Feedback von Kunden in dieser Woche auf der bauma auch deutlich zu spüren bekommen. Wir haben für unsere Initiative viel Lob von Werkstattleitern und Firmeninhabern bekommen, die bereits eifrig Teile auf den entsprechenden Seiten für Trucks, Stapler und Automobile bestellen.

Das spornt uns an, jetzt bei Baumaschinen richtig Gas zu geben.

Sie offerieren Produkte in den drei Kategorien original gebrandet, Originalhersteller und Nachbau. Warum diese Vielfalt?

Bäumler: Weil wir fest davon überzeugt sind, dass der Kunde die Wahl haben möchte. Wir wollen drei verschiedene Qualitäts- und Preisstufen bieten, und der Kunde kann entscheiden, was er haben möchte. Nutzt er eine alte Maschine, die einen Achsschaden, aber so gut wie keinen Restwert mehr hat, dann muss er nicht zwingend ein Original-Ersatzteil erwerben. Das kostet eventuell sogar mehr als die Maschine selbst noch wert ist. In diesem Fall tut es auch der günstige Nachbau.

Hat er jedoch Probleme mit einer neueren Maschine an einer Schlüsselposition in einem Steinbruch, dann ist er schlecht beraten, wenn er sich für einen billigen Nachbau entscheidet.

Wie steht es um die Lieferzeiten?

Bäumler: Bei den Lieferzeiten lehnen wir uns an den B2C-Bereich an. Wir wollen uns nicht mit den Baumaschinen-Händlern in Deutschland messen lassen. Da gibt es Unternehmen, die liefern morgens um 6:00 Uhr aus, wenn Sie am Vorabend bis 18:00 Uhr bestellt haben. In diesen Emergency-Bereich wollen wir nicht reinstoßen.

Wir zielen eher auf die geplanten Wartungen und Reparaturen. Unsere Lieferzeiten liegen darum, sofern die Teile verfügbar sind, bei zwei bis drei Tagen. Oft kommt die Bestellung auch schon am nächsten Tag.

Bei größeren Ersatzteilen, etwa für Miningmaschinen, kann es jedoch deutlich länger dauern. Ich sehe darin aber kein Problem, denn der Kunde sieht auf unserer Homepage, ob und wann die Komponenten zur Verfügung stehen. Da herrscht absolute Transparenz. Gleichzeitig sieht er, ob das Teil in die Maschine passt und – für die Branche total unüblich – was es kostet.

Wie funktioniert Ihre Logistigkette?

Bäumler: Wir haben ein sehr professionell organisiertes Ersatzteilzentrum in Köln, das wir als Service nutzen. Das heißt, wir kaufen die Lagerlogistik ein. Dort werden ohnehin schon Baumaschinenteile gemanagt. Auf diese gut funktionierende Logistikkette setzen wir uns drauf und werden von dort aus den deutschen Markt bedienen.

Wie geht das konkret, z.B. bei einer Achse von einem Nachbauer. Bestellen Sie die beim Hersteller und liefern dann von Köln aus?

Bäumler: Wahrscheinlich liegt die schon in Köln. Vor allem, wenn sie zu den sogenannten Schnelldrehern gehört. So bezeichnen wir Teile, die häufig nachgefragt werden.

Wir bauen mit einem intelligenten System, das mit Algorithmen arbeitet, die Lagerkapazitäten auf. Es sagt uns, wie umfassend für bestimmte Komponenten die Bevorratung sein muss. Dann geht die Auslieferung sehr schnell.

Wie sieht es mit der Produkthaftung aus?

Bäumler: Wir übernehmen die Haftung für die Produkte. Wir sind Lieferant, wir verkaufen die Produkte an unsere Kunden, und haben somit auch die Gewährleistung einzuhalten.

Haben Sie sich Umsatzziele gesetzt, und wo möchten Sie in fünf Jahren stehen?

Bäumler: Wir haben uns sehr ambitionierte Umsatzziele gesetzt. Zudem glaube ich, dass das Potenzial sehr hoch ist. In fünf Jahren wollen wir eine breite Kundenbasis in allen Bereichen der Baumaschinen-Branche haben. Wir möchten die Kunden professionell bedienen und ihnen viel Arbeit durch unseren Service abnehmen.

Zur Person

Stephan Bäumler, Jahrgang 1973, bezeichnet sich selbst als ein Gewächs der Baumaschinenbranche. Nach dem Bauingenieur-Studium arbeitet er kurz in einer Software-Firma. 2002 ging er zu einem führenden Unternehmen für den Vertrieb und Service von neuen und gebrauchten Baumaschinen – zunächst als Produktmanager für Kompaktgeräte, nach drei Jahren wechselte er in den Marketingbereich. 2013 kam zusätzlich das Underground-Mining dazu. Jetzt ist er Geschäftsführer der Klickparts GmbH in Hallbergmoos. Das Unternehmen ist unmittelbar nach der bauma an den Start gegangen und liefert deutschlandweit Ersatzteile für Baumaschinen.

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