Langfristig Klimaschutzziele einhalten
Am 28. Juli 2022 haben sich Vertreter aus Kommunalpolitik und Verwaltung im Betonwerk Hans Rinninger, Kißlegg, über das Leistungsspektrum von R-Beton informiert.
Bei der Herstellung von Transportbeton spielt der ressourcenschonende (R-) Beton bisher nur eine Nebenrolle. In Deutschland wurden 2020 – ohne Fertigteile – rund 55 Millionen Kubikmeter Transportbeton verbaut. Der Anteil des R-Betons im Transportbeton lag dabei in den vergangenen Jahren deutschlandweit bei nur rund 0,1 Prozent. Anders sieht es aus im Landkreis Ravensburg. Hier lag der Anteil 2021 immerhin bei ca. 0,4 Prozent. Weil sich der Landkreis mittlerweile das „innovative Bauen“ auf seine Fahnen geschrieben hat, besuchte am 28.7.2022 eine Delegation aus Verwaltung und Kommunalpolitik das Betonwerk Hans Rinninger in Kißlegg. Der Anlass: Das 110 Jahre alte Familienunternehmen aus dem Westallgäu verarbeitet mit seinen rund 220 Mitarbeitern momentan deutschlandweit am meisten von diesem R-Beton.
Energiesparend und ressourcenschonend bauen
Geschäftsführer Marcus Winterfeld erläutert, wie es dazu kam: „In 2020 verabschiedete der Landkreis Ravensburg einen Leitfaden für nachhaltiges Bauen, dessen Ziel es ist, dass die kreiseigenen Gebäude möglichst energiesparend und ressourcenschonend gebaut werden. Damit soll auch gewährleistet werden können, dass der Landkreis langfristig die Klimaschutzziele einhält. Unser Unternehmen war hier von Anfang an als Betonlieferant mit dabei. Erstes Projekt war die neue Kreissporthalle in Wangen, für deren Bau hauptsächlich recycelter Beton verwendet wurde. Ein weiterer Impuls kam vom Wangener Bauunternehmen Fischbach, das bei zwei im Bau befindlichen Mehrgeschossern im Wohngebiet Haid-Wittwais ebenfalls auf den R-Beton setzt. Das mit Abstand größte Projekt ist jedoch das sogenannte Vinzenz Areal im Wangener Stadtteil Berger Höhe, wo die Saulgauer Firma Reisch aktuell ein komplettes Wohnquartier in die Höhe zieht. Nachdem die Lieferkette für das dafür nötige, zertifizierte Material sichergestellt wurde, stellt unser Betonwerk allein für diese drei Baustellen zusammen etwa knapp 14 000 Kubikmeter ressourcenschonenden Beton her. Mit diesen und weiteren Maßnahmen sind wir zuversichtlich, dass wir unseren Anteil von R-Beton beim Transportbeton in 2022 und 2023 auf mindestens 20 Prozent steigern können. So viel R-Beton wie wir, macht derzeit kein anderes Betonwerk in Deutschland“, so Winterfeld.
Erfahrungen mit R-Beton
Trotz der guten Rahmenbedingungen beim Vinzenz Areal schätzt der Rinninger-Geschäftsführer die Mehrkosten für R-Beton unter dem Strich auf rund zehn Prozent. Technisch sei der ressourcenschonende Baustoff gleichwertig und geeignet für die Mehrzahl von Hochbauprojekten. Wirtschaftlich darstellbar sei der ganze Aufwand aber nur, wenn die Entfernung zwischen Lieferant und Baustelle nicht mehr als 20 Kilometer beträgt. Außerdem berichtet Winterfeld von einer „hohen Akzeptanz“ bei Kunden sowie bei verarbeitenden Firmen. „Wichtig ist auch, dass sich mittelfristig die Preise von herkömmlichem und R-Beton angleichen“, so Winterfeld. „Ohnehin dürfte R-Beton mit zunehmender Verteuerung der Rohstoffe attraktiver werden. Um wettbewerbsfähig zu werden, ist von Bedeutung, dass der Nachschub an zertifiziertem Material gesichert ist. Hierzu gehört der Aufbau einer Lieferkette, eines regionalen Angebotes für die recycelten Gesteinskörnungen und eines erleichterten Genehmigungsverfahrens für die Aufbereitung“, so Winterfeld.
Kommunalpolitiker besuchen Betonwerk Rinninger
Bei der aus Vertretern von Landkreis, Verwaltung, Kreistag und Regionalverband bestehenden Besuchergruppe, die anlässlich ihres Besuchs bei Rinninger am 28.7.2022 dem ausführlichen Vortrag des Geschäftsführers Marcus Winterfeld folgten, stieß das Betonwerk auf offene Ohren. Landrat Harald Sievers sicherte als Verwaltungschef des Kreises zu: „Wir bleiben als Bauherr hinsichtlich künftiger Bauprojekte an dem Thema dran. Uns war es heute wichtig zu erfahren, welches Potenzial der R-Beton hat und ebenso ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Politik an dieser Stelle unterstützen kann.“ Was das gemeinsame Ziel für die kommenden Jahre angeht, drückte es Marcus Winterfeld so aus: „Wir wollen ressourcenschonenden Beton zu einer dauerhaften Angelegenheit machen. Die nächste Entwicklungsstufe ist bereits der R-Beton 2.0, eine Mischung mit einem reduzierten Anteil des Zementklinkers, wodurch bei der Herstellung rund 30 Prozent weniger CO2 ausgestoßen wird. Abschließend gab der Geschäftsführer den Amtsvertretern auch mit auf den Weg, dass der Betonhersteller trotzdem weiterhin auf den natürlichen Rohstoff Sand und Kies angewiesen ist und die Verfügbarkeit auch zukünftig sichergesellt werden muss. (HS/RED)
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