Mehr Auftragseingänge, weniger Umsatz
Die wirtschaftliche Situation in der Baubranche ist durchwachsen. Dies erklärte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB, angesichts der aktuellen Daten des Statistischen Bundesamts.
„Wir sind mit einem Rekordauftragsbestand von etwa 56 Mrd. Euro in das Baujahr 2021 gestartet. Dann haben aber der Wintereinbruch und der Pendelrückschlag nach dem Auslaufen des reduzierten Mehrwertsteuersatzes sowie die fortbestehenden Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie den Start in das Baujahr 2021 zunächst deutlich eingebremst. Zum Ende des ersten Quartals lag der Umsatz nominal noch um fast 10% unter dem Vorjahresniveau. Zu Ende Juni verzeichnet die Branche immer noch ein Minus von ca. 3%. Das zeigt, dass wir in den letzten Monaten ein stückweit aufholen konnten“, erklärte Pakleppa.
Wirtschaftsbau holt auf
Die Nachfrage im Wohnungsbau und zuletzt auch wieder im Wirtschaftsbau hat die Baukonjunktur gestützt. Der Umsatz im Wohnungsbau liegt mit minus 1,2% nur noch knapp unter dem Vorjahresniveau, im Wirtschaftsbau sind es noch minus 2,2%. Die Auftragseingänge dagegen liegen in beiden Sparten deutlich über dem Vorjahr: im Wohnungsbau ca. 15% und im Wirtschafsbau ca. 8%.
Demgegenüber ist die Investitionstätigkeit der öffentlichen Hand verhalten. Der Umsatz liegt hier um 6% und die Auftragseingänge um 5% unter dem Vorjahresniveau.
Die Autobahn GmbH ist gefordert
„Die Investitionen von Bund, Ländern und Kommunen sind stark auf die Infrastruktur ausgerichtet. Insbesondere bei den Kommunen fehlen coronabedingt Mittel und damit auch die Investitionsbereitschaft. Die Politik bleibt hier gefordert, den Rettungsschirm aufzustocken. Bei der Autobahn GmbH müssen zügig weitere Projekte an den Markt kommen. Hier sehen wir im Übrigen auch einen Basiseffekt. Denn im Vorjahr kam im Juni ein Teil des größten ÖPP-Straßenbauprojektes an der A 3 an den Markt. Damit wurde das Auftragsvolumen gepuscht. An der Ausschreibung von ÖPP-Projekten beteiligen sich aber angesichts der hohen Auftragsvolumina und langen Laufzeiten nur wenige große Bauunternehmen in Konsortien. Die Vergabe derartiger Aufträge ist für die Auftragslage im Straßenbau für die hier tätigen mittelständischen Bauunternehmen nicht repräsentativ. Ein derartiger Orderzugang spiegelt wegen der langen Bauzeit auch nicht die Umsatzentwicklung in den nächsten Monaten wieder“, so Pakleppa.
Dämpfer durch Materialpreise
Pakleppa weiter: „Wegen der Probleme in der Materialbeschaffung und deutlichen Preiserhöhungen beim Einkauf bleiben die Aussichten in den nächsten Monaten gedämpft. Wir müssen in den nächsten Monaten weiter mit deutlich höheren Einkaufspreisen rechnen. Die Bauunternehmen werden daher auch nicht umhin kommen, die Baupreise entsprechend weiter anzupassen. Per Juni haben die Preise für Bauleistungen gegenüber dem Vorjahr um 4% zugelegt. Das hat natürlich auch die nominale Umsatzentwicklung gestützt. Real liegen wir bei der Umsatzentwicklung bei einem Minus von 7%.“
Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreichte in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten im ersten Halbjahr 41,3 Mrd. Euro. Das waren 3,1% weniger als vor Jahresfrist. Die Auftragseingänge erreichten 45,4 Mrd. Euro und damit einen Zuwachs von 4,8%.
www.zdb.de
Passend zu diesem Artikel
Am 20. Oktober hat der Bundestag das Genehmigungsbeschleunigungsgesetz beschlossen: Dies ist ein Schritt zur schnelleren Planung, Genehmigung und Umsetzung von Verkehrsinfrastrukturprojekten, betont Felix Pakleppa, ZDB-Hauptgeschäftsführer.
Auf ihren „Green Days“ präsentierte Ammann 3 neue Technologien, die die Asphaltherstellung umweltfreundlicher ermöglichen, da sie Emissionen reduzieren.
Optimistisch stimmt sie nicht, die Baukonjunktur 2023/2024: Zwischen Pain-Points wie dem Fachkräftemangel und der Notwendigkeit von Kurzarbeit ist für die Bauwirtschaft für 2023 ein Umsatzrückgang (real) von 5,3 Prozent prognostiziert und für 2024 von 3 Prozent.