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Schweizer Zementindustrie und «Netto-Null» 

Auf die Schweizer Zementindustrie kommt eine besondere Bedeutung bei den Klimazielen der Schweiz zu.

Die Zementindustrie steht vor neuen Herausforderungen.

Zu ihrer Verantwortung als energieintensive Industrie und wichtigem Akteur in der Klimapolitik bekennt sich die Schweizer Zementindustrie schon seit langem. Ihre gesamten CO2-Emissionen hat sie seit 1990 um 38 Prozent gesenkt, was einem Rückgang von 27 Prozent pro Tonne Zement entspricht. Auch zum Ziel von «Netto Null» bis 2050 bekannte sich die Industrie vor einiger Zeit. Nun legt sie mit der Publikation «Roadmap 2050 – klimaneutraler Zement als Ziel» dar, wie sie diesen Weg weiter und sogar darüber hinaus gehen will.

Engagement in allen Bereichen

Um die ambitionierten Ziele in die Tat umzusetzen, sind Anstrengungen in allen Bereichen nötig. So werden die Zement- und Betonsorten stetig weiterentwickelt, im Herstellungsprozess vollständig auf primär-fossile Brennstoffe verzichtet, alle unterstützenden Prozesse dekarbonisiert und schliesslich mit CO2-Abscheidungstechnologien die restlichen Emissionen direkt am Hochkamin abgefangen. Klinker, der Hauptbestandteil von Zement, ist die grösste Quelle von CO2 bei der Zement herstellung. Beim Brennen von Kalk wird der Kohlenstoff aus dem Gestein herausgelöst und verbindet sich mit Sauerstoff zu CO2 – dies ist bei der Zementherstellung unvermeidbar. Klinker wiederum ist unverzichtbar, denn er gibt dem Zement die bindenden Eigenschaften. Die Reduktion von Klinker im Zement, sowie von Zement im Beton bei gleichbleibenden Eigenschaften ist die erste Herausforderung beim Erreichen des «Netto-Null»-Ziels.

Ersatz der primär-fossilen Brennstoffe

Ein weiterer Ansatzpunkt stellt der vollständige Ersatz von primär-fossilen Brennstoffen durch alternative Brennstoffe, wie zum Beispiel Altholz, Altreifen, Kunststoffabfällen oder Trockenklärschlamm dar. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den biogenen Brennstoffen zu. Einerseits sind diese Brennstoffe aufgrund ihrer CO2-bindenden Eigenschaften klimaneutral, andererseits bieten sie die Möglichkeit, in Kombination mit der Abscheidung von CO2 eine Senke zu schaffen – also der Atmosphäre dauerhaft CO2 zu entziehen.

Nebst diesen Anstrengungen ist es zentral, dass alle weiteren Prozesse, welche CO2 emittieren, vollständig dekarbonisiert werden. Dies umfasst Transportleistungen sowie die Nutzung von elektrischer Energie in den Zementwerken. Bis die Stromproduktion in der Schweiz tatsächlich klimaneutral ist, werden die Prozesse in den Zementwerken weiter optimiert und so eine Reduktion dieser Emissionen angestrebt. Bereits heute setzt die Schweizer Zementindustrie auf Elektrofahrzeuge in den Steinbrüchen und der Betonproduktion, auf Strom rekuperierende Förderbänder und auf den Transport von Zement mit der Bahn.

«Carbon Capture and Storage»

Ein weiteres wichtiges Element der vorliegenden Strategie betrifft die Abscheidung von CO2 durch neue bahnbrechende Technologien. Beim sogenannten «Carbon Capture and Storage» (CCS) respektive dem «Carbon Capture and Utilization» (CCU) werden die Emissionen direkt an der Quelle, also dem Hochkamin, abgefangen. Das gesammelte CO2 kann später entweder sicher in geologischen Stätten gelagert («Storage») oder in der Industrie als Ausgangsprodukt weiterverwendet werden («Utilization»). Kombiniert mit der Verwendung von biogenen Brennstoffen kann damit sogar eine Senke realisiert werden. So wäre es möglich, dass insgesamt pro produzierte Tonne Zement 146 kg CO2 dauerhaft der Atmosphäre entzogen werden.

Eine Übersicht über das Potential all dieser Massnahmen gibt die «Roadmap 2050». Sie zeigt jedoch auch auf, dass enorme Anstrengungen der Industrie und auch der gesamten Wertschöpfungskette notwendig sind, damit die Absenkung auf «Netto-Null» oder darüber hinaus erfolgreich ist.

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