Tarifverhandlungen in der Schlichtung
Die IG Bau hat soeben das Scheitern der Tarifverhandlungen bekanntgegeben. Damit kommt es zur Schlichtung.
Nach drei ergebnislos verlaufenden Runden waren die Verhandlungen abgebrochen worden. Die IG Bau fordert für die rund 850.000 Beschäftigten der Branche ein Lohn-Plus von 6,8%, mindestens aber 230 Euro mehr Gehalt pro Monat, wovon gerade die unteren Lohngruppen profitieren sollen. Nach den Vorstellungen der Arbeitnehmervertretung soll außerdem Azubis aller Ausbildungsjahrgänge 100 Euro mehr im Monat bekommen. Damit will die Gewerkschaft den Bau für den Nachwuchs attraktiver machen.
Streitpunkt Wegezeiten
Eine weitere Forderung ist, dass Bauarbeiter künftig die Wegezeit entschädigt bekommen – also die Zeit, die sie bisher unbezahlt in Kauf nehmen müssen, um zu den oft weit entfernten Baustellen zu kommen, die ihnen vom Unternehmen zugeteilt werden. Bauhandwerk und Bauindustrie hatten kein Angebot vorgelegt.
IG Bau-Chef Robert Feiger wirft den Arbeitgebern eine „Blockadehaltung“ vor. Dabei kritisiert er den ZDB sowie den HDB scharf: „Die bisherige Taktik des ‚Null-Komma-Null-Angebots‘ ist mutig – und da schwingt auch eine Portion Provokation mit. Immerhin macht die Bauwirtschaft trotz der Corona-Pandemie gute Geschäfte. Die Bauarbeiter sind nicht ins Home-Office gegangen, sondern bringen bisher verlässlich ihre Leistung: Sie arbeiten die hohen Auftragsbestände mit enormen Überstunden ab. Denn die Bauunternehmen brauchen jede Hand, die zupackt, um bei randvollen Auftragsbüchern nicht in die Grätsche zu gehen. Der Bau boomt. Und trotzdem setzen die Arbeitgeber die Geduld und die Bereitschaft der Bauarbeiter aufs Spiel.“
Gute Umsätze am Bau
Das Bauhauptgewerbe hatte von Januar bis Mai 2020 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ein Umsatzplus von 7,1% und ein Beschäftigungsplus von 4,1% (Betriebe über 20 Beschäftigte). „Allen Unkenrufen zum Trotz: Mit diesen Zahlen kann es Bauunternehmen gar nicht schlecht gehen. Und das in der Zeit der Corona-Pandemie“, sagt Feiger. Der Umsatz der Branche sei mit real 3,9% auch preisbereinigt stark gestiegen. Das deute auf eine höhere Auslastung und ordentliche Gewinne hin, so der IG Bau-Bundesvorsitzende.
Schlegel soll‘s schlichten
Der Beginn der Schlichtung zur Beilegung des Bau-Tarifkonflikts ist nach Angaben der IG Bau bereits für den Mittwoch der kommenden Woche geplant. Die Tarifparteien haben dann maximal 14 Tage Zeit, zu einem Ergebnis zu kommen. Danach endet die Friedenspflicht. Die Schlichtung sei damit „die letzte Chance, um eine ‚Herbst-Blockade auf dem Bau‘ und damit einen Stillstand auf den Baustellen noch zu verhindern“, so Feiger. Die IG Bau stelle sich auf „zähe und langwierige Schlichtungsverhandlungen“ ein. Schlichter für das Bauhauptgewerbe ist der Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel.
Passend zu diesem Artikel
Die Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe haben begonnen. Doch die Bauarbeitgeber bestreiten laut IG Bau einen Reallohnverlust und kommen ohne Angebot in die Verhandlungen.
In der zweiten Runde der Tarifverhandlungen für den Bau haben die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt: 3 % mehr Einkommen. Für die IG Bau ist das ein „respektloses Angebot“.
Die Laufzeit der zurzeit gültigen Entgelt-Tarifverträge im Baugewerbe endet zum 31. März 2024. Somit stehen im Jahr 2024 neue Tarifverhandlungen an. Das sind die Forderungen der Arbeitnehmervertreter.