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„kies im dialog“

Über Rohstoffplanung sprechen

Experten und Bürger haben auf der vierten Veranstaltung „kies im dialog“ am 23. Mai in Wesel über den Kiesbedarf am Niederrhein diskutiert und sich für eine bessere Kommunikation ausgesprochen.

Unter der Leitung von Moderator Tom Hegermann tauschten sich rund 130 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie erstmals auch interessierte Bürger über den Bedarf von Sand und Kies am Niederrhein aus. Ziel der Dialogveranstaltung war es, den Sand- und Kiesbedarf und die Berechnung des Bedarfs genau zu betrachten. Das Thema war in der Öffentlichkeit bereits viel diskutiert worden. Deshalb hat zukunft niederrhein, die Initiative der Sand- und Kiesunternehmen, den Kiesbedarf in den Fokus der diesjährigen Veranstaltung gerückt.

In seiner Eröffnungsrede betonte Christian Strunk, Koordinator der Initiative zukunft niederrhein, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Politik, Bürgern und der Industrie sei: „Wir arbeiten hier und wir sind hier zuhause. Deshalb wollen wir die Dinge anpacken und besser machen. Wir halten es für unbedingt nötig, transparent zu sein und gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Denn wir wollen alle einen guten Weg für den Niederrhein!“ Zu Beginn der Veranstaltung nahmen verschiedene Experten Stellung zum Rohstoffbedarf und beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Mit dabei waren Dr. Alexandra Renz, Leiterin der Gruppe Raumordnung, Landesplanung, Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie NRW, Dipl.-Geol. Ingo Schäfer, Geologischer Dienst NRW, Norbert Meesters, ehemaliger umweltpolitischer Sprecher der SPD im Landtag NRW und Mitglied im Rat der Stadt Wesel, Detlef Kempf, Regionalleiter Transportbeton, Holcim Beton und Betonwaren GmbH sowie Michael Hüging-Holemans, Koordinator von zukunft niederrhein.

Emotionales Thema

Dabei betonte Dr. Alexandra Renz, dass unser aktueller Lebensstil mit einem sehr hohen Rohstoffbedarf einhergehe. Daher müsse das sehr emotionale Thema Sand- und Kiesgewinnung in vielen gemeinsamen Gesprächen ausdiskutiert werden. Die tags zuvor getroffene Leitentscheidung des Landtages, verpflichtende Abgrabungskonferenzen bei der Aufstellung von Regionalplänen in

Nordrhein-Westfalen einzuführen, sei ein wichtiger Baustein. Dabei werden Unternehmen und Anwohner frühzeitig in die Planungsprozesse einbezogen. Es gehe dann um eine Optimierung für alle Seiten, so Renz. Die Initiative zukunft niederrhein begrüßte die Leitentscheidung. Ingo Schäfer betonte, dass es aus geologischer Sicht keine Rohstoffknappheit gäbe. Da die Sand- und Kiesgewinnung aber an die Regionen mit Rohstoffvorkommen gebunden sei, entstünden dort konkurrierende Nutzungsinteressen.

Norbert Meesters zeigte auf, dass es im derzeitigen Regionalplanentwurf des Regionalverbands Ruhr Flächen für die Rohstoffgewinnung gäbe, die weder von den Bürgern noch von den Unternehmen gewollt seien. Er bezeichnete deshalb den Dialog als Dreh- und Angelpunkt, um bei diesem Thema weiterzukommen. Detlef Kempf stellte dar, dass die Nachfrage nach Beton deutlich steigen werde. Um alle Kunden weiterhin pünktlich mit Transportbeton zu beliefern, sei eine flexible und ortsnahe Versorgung durch die Sand- und Kiesindustrie notwendig. Michael Hüging-Holemans forderte in seinem Statement: „Wir brauchen im Abgrabungsmonitoring eine Aufstellung darüber, welche Flächen bereits genehmigt, welche im Genehmigungsverfahren, welche im Abbau und welche bereits abgebaut sind. Das gäbe einen transparenten Einblick in die tatsächliche Rohstoffsituation.“

Optimierung des Baustoffrecyclings

In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde unter anderem die Frage aufgeworfen, was die Industrie in punkto Forschung und Entwicklung tue, um Sand und Kies zum Beispiel in Betonprodukten zu ersetzen. Darum kümmere sich bereits die Bauindustrie, sagte ein Vertreter. In den letzten Jahren habe sich der Rohstoffverbrauch für Betonprodukte beispielsweise deutlich reduziert. Zudem beschäftigten sich Sand- und Kiesunternehmen am Niederrhein intensiv mit der Optimierung des Baustoffrecyclings. Angesprochen auf die Berechnung des Rohstoffbedarfs, die sich an den abgegrabenen Mengen der letzten Jahre orientiert, erklärte Dr. Renz, dass die Fortschreibung der Vergangenheit in die Zukunft ein bewährtes Instrument in der Planung sei.

Die Veranstaltung kam auch bei teilnehmenden Kiesgegnern und Bürgern gut an. Sie lobten die verständlichen Erklärungen zur Bedarfsberechnung, die Bürgernähe sowie den angestoßenen Dialogprozess und wünschten sich eine weitere Beteiligung der Öffentlichkeit. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass man frühzeitig und offen miteinander an einen Tisch kommen muss, um darüber zu sprechen, wie die Rohstoffsicherung gestaltet werden kann.

Perspektiven für die Region

zukunft niederrhein ist eine Initiative von 13 Sand- und Kiesunternehmen am Niederrhein. Der Zusammenschluss hat es sich zur Aufgabe gemacht, Perspektiven für die gesamte Region zu entwickeln und die aktuelle Diskussion um die Zukunft der Kiesindustrie am Niederrhein zu bereichern. Mitglied in der Initiative sind: GMG Sand und Kies GmbH & Co. KG, Gossens GmbH, Heeren-Herkener Kiesbaggerei GmbH, Holemans GmbH, Hülskens Holding GmbH & Co. KG, Kieswerk Grotendonk GmbH, Kieswerk Wissel GmbH, Niederrheinische Dienstleistungsgesellschaft für Kies und Sand mbH, RMKS Rhein Main Kies und Splitt GmbH & Co. KG, Siemes Sand- und Kiesbaggerei GmbH & Co. KG, Teunesen Sand und Kies GmbH, Theo Kuypers Kiesbaggerei GmbH, Welbers Kieswerke GmbH.

Seit Gründung der Initiative zukunft niederrhein suchen die niederrheinischen Sand- und Kiesunternehmen regelmäßig den Dialog mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Vertretern aus der Region. Um diesen Dialog zu verstetigen, startete im Jahr 2015 die Veranstaltungsreihe kies im dialog. Unter diesem Titel bieten die Kiesunternehmen einen Austausch zu wichtigen regionalen Themen an, zu denen sie einen konkreten Beitrag leisten wollen. Damit lösen die Sand- und Kiesunternehmen auch das in der Gemeinsamen Erklärung der Intiative gegebene Versprechen ein, die Zukunft der Region aktiv mitzugestalten.

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