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Insolvenzverfahren mit dem Ziel der Sanierung

Der Vorstand der Alpine Bau Deutschland AG hat am Mittwoch, 19. Juni 2013, beim Amtsgericht Landshut einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt.

Neben vielen Groprojekten war die Alpine Bau Deutschland AG auch am Bau der Elbebrcke Niederwartha beteiligt.

„Wir haben das klare Ziel, Alpine zu sanieren. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist dazu ein geeigneter Weg, um die notwendigen Grundlagen für eine Zukunft des Unternehmens zu schaffen“, sagt Frank Jainz, seit 1. April 2013 neuer Vorstandsvorsitzender der Alpine Bau Deutschland AG.

Zum vorläufigen Sachwalter wurde der Wirtschaftsprüfer Arndt Geiwitz von der renommierten Kanzlei Schneider, Geiwitz amp; Partner bestellt. Durch den Insolvenzantrag in Eigenverwaltung werden die Geschäfte der Alpine Bau Deutschland AG weiterhin durch die bisherigen Vorstände unter Aufsicht des vorläufigen Sachwalters geführt. Priorität hat jetzt die Sicherstellung des Geschäftsbetriebes. Parallel wird die Suche nach einem finanzkräftigen Investor für das Unternehmen forciert. Der vorläufige Sachwalter kündigt ein enges Zusammenwirken der Gläubiger, Gesellschafter, Management, Gericht und Sachwalter an.

Nach den Bemühungen einer außergerichtlichen Sanierung der Alpine Gruppe hatte zuvor bereits die Geschäftsführung der österreichischen Muttergesellschaft, die Alpine Bau GmbH mit Sitz in Wals, einen Insolvenzantrag eingereicht. Deren Zahlungsunfähigkeit bedeutet die größte Pleite in Österreich in der gesamten Nachkriegszeit. In Schieflage brachten den Konzern die maue Baukonjunktur sowie Verzögerungen bei wichtigen Projekten. Die Schulden belaufen sich auf insgesamt 2,6 Milliarden Euro: Neben Verbindlichkeiten in Höhe von 1,7 Milliarden Euro kämen Garantien und Haftungen von rund 850 Millionen Euro hinzu. Der Konzern mit Sitz in Salzburg, der zur spanischen Baufirma Fomento de Construcciones y Contratas SA (FCC) gehört, kämpft bereits seit Monaten ums Überleben. Bekanntgeworden waren die Finanzprobleme der Alpine im vergangenen Herbst. Im März hatten sich Gläubiger und FCC noch auf einen Rettungsplan verständigt: Die Spanier, die Alpine erst im vergangenen Jahr vollständig übernahmen, hatten 250 Millionen Euro in die marode Firma gepumpt, während die Gläubiger auf Forderungen von über insgesamt 150 Millionen Euro verzichtet hatten. Doch die Sanierung scheiterte am geplatzten Verkauf von Tochtergesellschaften, der Geld in den Konzern spülen sollte. Noch bevor das Ausmaß der Pleite feststeht, haben bereits erste Konkurrenten Interesse an Teilen von Alpine angemeldet -etwa der österreichische Baukonzern Porr.

Die Insolvenz der Muttergesellschaft führte unmittelbar zu einer Illiquidität der Tochtergesellschaft in Deutschland. Im Rahmen des nunmehr eingeleiteten Verfahrens sollen auf der Grundlage des von erfahrenen Restrukturierungsberatern erstellten Konzeptes große Teile des Unternehmens mitsamt den damit verbundenen Arbeitsplätzen fortgeführt werden. Dieses Konzept wird in den nächsten Wochen vom Sachwalter und seinem Team geprüft und soll nach Möglichkeit umgesetzt werden.

Die Alpine Bau Deutschland AG ist in allen Sparten des Baugeschehens tätig. Der Hochbau, Verkehrswege- und Brückenbau, Tunnel- und Spezialtiefbau gehören ebenso zum Leistungsspektrum wie der Kraftwerks- und Sportstättenbau, der schlüsselfertige Ausbau, der Bauunterhalt und die Sanierung. Das Unternehmen, mit 1.500 Mitarbeitern, erzielte in 2012 einen Umsatz in Höhe von rund 600 Mio. Euro. Herausragende Bauvorhaben sind das Nationalstadion in Warschau/Polen sowie die PGE Arena in Danzig/Polen für die Fußball-Europameisterschaft 2012, der Austragungsort des Eurovision Song Contest 2012 in Aserbaidschan, die Baku Crystal Hall, sowie das Zoofenster mit dem 5-Sterne-Plus-Hotel Waldorf Astoria in Berlin, das Steinkohlekraftwerk Hamm und die Allianz Arena in München sowie der dortige Omnibusbahnhof. In einem Konsortium ist das Unternehmen auch am Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 involviert.

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