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Archiv 25. Januar 2017

Energie und Kies

In Vorarlberg entsteht ein Pumpspeicherkraftwerk mit eigenem Kieswerk. Beim Pumpspeicherkraftwerk Obervermuntwerk II handelt es sich um das zweitgrößte Kraftwerk des Energieversorgers Vorarlberger Illwerke AG. Die Leistung ist mit 360 MW im Turbinen- und Pumpbetrieb definiert.

Das Kieswerk vor dem Vemuntstausee im Montafon.
Das Kieswerk vor dem Vemuntstausee im Montafon.

Das österreichische Bundesland Vorarlberg bietet im atemberaubenden Flair des Hochgebirges rund um den Vermuntsee gut 1.750 m über dem Meeresspiegel nicht nur unverfälschte Natur, sondern derzeit auch monumentale Technik. Hier entsteht mit dem Pumpspeicherkraftwerk Obervermuntwerk II das zweitgrößte Kraftwerk des Energieversorgers Vorarlberger Illwerke AG. Die Leistung ist mit 360 MW im Turbinen- und Pumpbetrieb definiert. Mit dieser unterirdischen Kraftwerksanlage im Montafon zwischen den Stauseen Silvretta und Vermunt – ausgelegt als Schwesterkraftwerk zum bestehenden Obervermuntwerk – vereint dieses Großprojekt Energiegewinnung, Ingenieurkunst sowie Umweltverträglichkeit.

Kurze Bauzeit

Die Fertigstellung wird mit fünf Baubereichen gleichzeitig vorangetrieben. Das Gebiet mit der größten temporären Baufläche ist das Areal am luftseitigen Fuß der Staumauer Vermunt, die man auf der Silvretta-Hochalpenstraße vom Montafon in Richtung Paznaun bei Kehre 24 erreicht. Sie ist schon von weitem gekennzeichnet durch hochaufragende Silos der Mischanlage und eines der wohl modernsten Kieswerke in dieser Region. Innerhalb eines halben Jahres – gewöhnlich wird dafür die doppelte Zeit eingeplant - konnte der Anlagenbetreiber, die Vorarlberger Transbeton aus dem nahegelegenen Bludenz, die Voraussetzungen für eine gesicherte, umweltverträgliche und winterfeste Betonherstellung realisieren. Die Aufbereitung der Zuschlagsstoffe für den Beton aus vor Ort anfallendem Ausbruchsmaterial war eine wesentliche Umweltauflage. Rund 115.000 m3 Kavernenausbruch und auch Gestein aus 8.000 m Stollen, 500 m Schächten - insgesamt ca. 250.000 m³ - können genutzt werden. So wird die CO2 –Belastung tausender Lkw-Transporte vom Tal her eingespart. Auch der Winterbetrieb ist gesichert, denn wenn die Silvretta Hochalpenstraße gesperrt ist, wird die Versorgung über die Materialseilbahn von Partenen nach Vermunt ausgeführt. Die Personenbeförderung erfolgt in dieser Jahreszeit über die bestehende Seilschwebebahn zur Bergstation Trominier und in weiterer Folge mit Tunneltaxis zur Baustelle in Vermunt.

Beengte Platzverhältnisse

Das aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Hochgebirge auf ca. 1.750 m über dem Meeresspiegel sehr kompakt gebaute Kieswerk vereint eine Materialaufbereitungsanlage sowie zwei Betonmischanlagen. Der für das Kieswerk klassifizierte Gesteinsausbruch wird über mehrere Brech- und Siebstufen aufbereitet und gewaschen, nach Korngrößen sortiert und gelangt in ein Zwischenlager. Die die Mischanlagen nehmen mit den Zuschlagsstoffen die Herstellung von Beton höchster Güteklasse wahr. Eine kongeniale, umweltverträgliche Ergänzung erfolgt durch die integrierte Wasseraufbereitungsanlage. Mit diesem Anlagenmodul vom Filterspezialisten Leiblein aus dem baden-württembergischen Hardheim errichtet, wird das anfallende Prozesswasser für das Waschen des Gesteins gereinigt und wiederverwendet.
Das Lastenheft wies einen Durchsatz von 280 m³/h, bei einem Feststoffgehalt von ca. 5 % auf. Die Korngröße wurde mit ca. kleiner 63 µm definiert. Nach Reinigung des Abwassers aus der Kies- und Sandwäsche sollte das Prozesswasser wieder in den Kreislauf zurückgeführt, anschließend der anfallende Dünnschlamm zu einem trockenen Material abgepresst werden. Um diese Anforderungen erfüllen zu können, setzen die Leiblein-Techniker einen Schrägklärer des Typs SK 300 sowie eine Kammerfilterpresse ein.

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Bewährte Filtertechnik

Der Schrägklärer scheidet Partikel größer ca. 50 µm als Sediment aus, wobei noch kleinere Partikel über die Zugabe von Flockungsmittel – mit einem statischen Mischer optional in den Wasserstrom eingemischt – abgeschieden werden. Nach Einlauf des Schmutzwassers bis unterhalb des schräggestellten Lamellenpaketes und Übergang in die Aufwärtsströmung erfolgt dort die Sedimentation bei Passage der Lamellen. Der anfallende Schlamm rutscht an den Lamellen ab, wird im Schlammtrichter gesammelt und mit einer Schlammpumpe in Intervallen abgezogen und erreicht durch einen Schlammspeicherbehälter die Kammerfilterpresse. Ein Krählwerk zur Homogenisierung des Sediments und eine Schlammpegelmessung mit dem Ziel, das Sediment aus dem Lamellenabscheider möglichst trocken abzuführen, unterstützen die Kammerfilterpresse mit dem Ziel der Entwässerung des Schlammteppichs hin zu einem trockenen Filterkuchen. Mit der Rückführung des Filtrats in den Wasserkreislauf über ein freies Gefälle in eine Pumpenvorlage mit Weitertransport erfolgt ein geringer Wasserausgleich durch minimale Frischwasserzufuhr. Dieser sorgsame Umgang mit Abwasser und Frischwasser kommt so in hohem Maße der Umwelt zu Gute.

Durch die kompakte Bauform der Anlage reiht sich die Leiblein-Wasseraufbereitung nahtlos in die Forderung nach platzsparendem Aufbau mit einem möglichst minimalen Eingriff in die Natur ein. Auch der Winterbetrieb durch die Hochgebirgslage erforderte weitere zusätzliche Maßnahmen. Mit ihren geringen Abmessungen konnte die Filteranlage in ein geeignetes Gebäude integriert werden, das den Betrieb auch bei Temperaturen unter 0 °C problemlos sicherstellt. Mit Blick auf die Zukunft ist die Leiblein-Anlage zudem semimobil ausgeführt. Sie kann an einen anderen Standort überführt oder auch nahezu beliebig erweitert werden.

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