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Archiv 11. Juni 2015

Lies gegen bundesweite Fracking-Probebohrungen

Am Montag, 8. Juni, hat der Umweltausschuss des Deutschen Bundestages zum Thema Fracking getagt. Aus diesem Anlass hat die nationale Akademie für Technikwissenschaften vier Pilotprojekte mit der umstrittenen Technik vorgeschlagen. Heftige Kritik kam von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies. In den USA ist derweil eine neue Diskussion um die lange praktizierte Technologie entbrannt.

Olaf Lies, niederschsischer Minister fr Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.
Olaf Lies, niederschsischer Minister fr Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.

„Wir in Niedersachsen teilen die gerade geäußerte Auffassung der Akademie der Technikwissenschaften nicht, dass Fracking in unkonventionellen Lagerstätten in vier Probebohrungen bundesweit getestet werden soll. Die Risiken für die Umwelt sind derzeit nicht abzuschätzen. Deshalb lehnen wir als Landesregierung solche Probebohrungen in Niedersachsen ab. Wir in Niedersachsen plädieren weiterhin dafür, sich auf Bewährtes zu beschränken. Fracking soll es nur in konventionellen Lagerstätten im tiefen Sandgestein geben, diese Form der Erdgasförderung betreiben wir seit Jahrzehnten ohne größere Vorkommnisse“, so Wirtschaftsminister Olaf Lies.

Der Minister betonte, dass die klare Position Niedersachsens auf langjähriger Erfahrung beruhe, die er als „Alleinstellungsmerkmal" betrachtet. 95 Prozent des derzeit in Deutschland geförderten Erdgases stammt aus niedersächsischen Vorkommen. „Gerade deshalb weiß ich auch, dass die Entscheidung über die Zukunft der Erdgasförderung letztlich politisch gefällt werden muss. Die Bundespolitik muss darauf achten, dass eine Expertenkommission nur Empfehlungen abgeben darf, aber keine endgültigen Entscheidungen zu fällen hat. So war ich es in Niedersachsen auch selbst, der ein Verbot für Frackmaßnahmen in unkonventionellen Lagerstätten ausgesprochen und unterschrieben hat. Vor diesem Hintergrund erwarte ich, dass auch auf der Bundesebene zügig erkannt wird, dass es sich am Ende bei der Frage zur unkonventionellen Erdgasförderung um eine Entscheidung des Bundestages handeln muss. Eine lange Debatte darüber verzögert nur die dringend notwendige Entscheidung zur Zukunft der konventionellen Erdgasförderung. Dafür und für die Frage nach intensiver Öffentlichkeitsbeteiligung brauchen wir jetzt dringend die Entscheidung“, sagte Lies.

Rolf Emmermann von der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften hat sich in einem am 8. Juni im Deutschlandfunk ausgestrahlten Interview für die Technologie ausgesprochen. „Wir haben uns im Rahmen der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften in einer Projektgruppe in den letzten zwei Jahren mit dieser Technologie des Fracking beschäftigt und sind zu der Meinung gekommen, dass wir generell aus wissenschaftlicher und technischer Sicht keine Argumente finden, die gegen einen prinzipiellen Einsatz von Fracking sprechen, wenn man ganz sorgfältig mit dieser Technologie umgeht und sich an klare Regeln und Vorschriften hält“, sagte Emmermann.

In den USA, wo Fracking seit vielen Jahren betrieben wird, ist nun eine Diskussion um die Technologie in Gang gekommen. Auslöser sind eine ganze Reihe von Erdbeben, die die texanische Metropole Dallas-Forth Worth in diesem Jahr erschüttert haben. Nun werden US-Energiekonzerne verdächtigt, dafür verantwortlich zu sein. Am 10. Juni haben Anhörungen der texanischen Öl- und Gasaufsicht begonnen, um die Rolle von Ölkonzernen bei den Erdbeben zu untersuchen. Wie der Nachrichtensender n-tv in seiner Online-Ausgabe berichtet, stellt eine aktuelle Studie der Southern Methodist University (SMU) in Dallas einen Zusammenhang zwischen den Erdbeben und den Aktivitäten von Ölkonzernen her. Selbst Ryan Lance, Vorstandsvorsitzender von ConocoPhillips, einem der größten amerikanischen Akteure in Schiefergebieten, gibt laut n-tv zu, dass es eine Verbindung gibt. "Wir haben alle Daten und Beweise verfolgt und es scheint tatsächlich, als würde Abwasser in einigen Gegenden seismische Vorkommnisse auslösen", sagte Lance vergangenen Monat. "Wir versuchen noch zu verstehen, wie groß das Ausmaß ist."

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