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Archiv 25. November 2016

Deutsche Lösungen für Chinas Bergbau

Nie zuvor hat er in so kurzer Zeit so viele Kilometer gemacht, sagt Prof. Dr. Frank Otto von der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA). Zwei Wochen lang reiste er kreuz und quer durch China – mit dem Flugzeug, dem Auto, dem Zug. Der Geotechniker ist nämlich auf einer ganz besonderen Mission: Er will China bei den Problemen helfen, die der intensive Bergbau in der Landschaft hinterlässt, und ehemalige Abbauregionen fit für die Zukunft machen.

Land unter: Viele von Chinas Bergsenkungsgebieten wurden lange Zeit sich selbst berlassen ? Experten aus Deutschland wie Prof. Dr. Frank Otto (Mitte) von der THGA wollen das ndern.
Land unter: Viele von Chinas Bergsenkungsgebieten wurden lange Zeit sich selbst berlassen ? Experten aus Deutschland wie Prof. Dr. Frank Otto (Mitte) von der THGA wollen das ndern.

So ging es für den Experten von Düsseldorf über München nach Peking weiter in die chinesischen Bergbauprovinzen Xuzhou, Yinchuan, wieder nach Peking und schließlich nach Yingshan. Mit dabei sein emeritierter Kollege Professor Dr. Hans Mahrenholtz, der schon viele Jahre als Auslandsbeauftragter für die THGA unterwegs ist. Überall vor Ort führten sie Gespräche, trafen sich mit anderen Wissenschaftlern, Regierungsvertretern und Weltkonzernen. Zum Beispiel mit der Shenua Group, nach chinesischen Angaben dem größten, staatseigenen Kohleproduzenten des Landes mit einer Förderung von rund 400 Millionen Tonnen Steinkohle jährlich. „Diese Abbaumengen hinterlassen große Aufgaben, insbesondere auch die Stilllegung von Kapazitäten dieser Größenordnung“, sagt Prof. Otto. „China kann hier von den Technologien und Erfahrungen profitieren, die wir in Deutschland gesammelt haben. Schon jetzt stoßen wir durch den Austausch nachhaltige Veränderungen an, auch in der laufenden Produktion.“

Grubenwasser, Gase, Bergsenkungen: Wenn der Bergbau geht, treffen die Folgenutzer stillgelegter Abbauflächen auf weitreichende Probleme unter und über der Oberfläche. Besonders deutlich wird das in der Provinz Hubei, einer eher trostlosen Gegend mit vielen Überschwemmungen. Am Rande eines riesigen Bergsenkungsgebietes klärt der chinesische Amtsleiter für „Land Resource Management“ über die Zustände auf: 100 Quadratkilometer Fläche, Senkungen der Oberfläche von bis zu zehn Metern, Gebiete, die seit Jahren unter Wasser stehen – und ein Ende ist noch nicht in Sicht: „Ungerührt von den starken Auswirkungen wird unter dem Bergsenkungsgebiet weiterhin Kohle gefördert“, erklärt Prof. Otto. „Drei Flöze sollen hier noch abgebaut werden. Daraus ergeben sich weitere Senkungen von schätzungsweise 13 Metern.“ Bleibt also viel zu tun für den Experten aus Bochum, damit Flächen wie in Hubei schließlich doch noch rekultiviert und neu genutzt werden können. „Später soll das Gebiet einmal zur Trinkwasserversorgung dienen, vorher müssten jedoch tiefgreifende Bodensanierungen und -abtragungen durchgeführt werden“, rät der Experte aus Bochum. Mitten in seiner Rundreise durch das riesige Land legte Prof. Otto noch einen Zwischenstopp an der China University of Mining and Technology (kurz CUMT) ein, die schon seit 1999 eine aktive Partnerschaft mit der THGA führt. Hier hielt er vor vielen jungen Menschen eine vierstündige Vorlesung darüber, wie alte Bergbauflächen umwelttechnisch saniert werden können – und der chinesische Ingenieurnachwuchs lauschte ihm gebannt. (Carmen Tomlik)

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