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Archiv 1. Dezember 2015

Mit Baumaschinen leise Richtung Zukunft

Nach dem VW-Abgasskandal scheint der Diesel als Dreckschleuder neue Konjunktur zu erfahren. Schlägt nun die Stunde der Elektroantriebe auch bei Baumaschinen? Das fragten wir Alexander Greschner von Wacker Neuson, der sich mit dem Thema Elektromobilität bei Baumaschinen intensiv beschäftigt hat.

Alexander Greschner, Geschftsfhrer Wacker Neuson ProduktionFoto: Foto: Wacker Neuson

Ist das Interesse nach dem VW-Abgasskandal an Elektrobaumaschinen gestiegen?

Alexander Greschner: Nun - wir werden hin und wieder etwas süffisant darauf angesprochen, aber einen Ruck in dem Sinne haben wir nicht wahrgenommen. Wir merken jedoch ein steigendes Interesse von Kundenseite. Viele Bauunternehmer möchten ihre Mitarbeiter vor Abgasen und Lärm schützen.

Welche Vorteile bieten Baumaschinen mit Elektroantrieben?

Alexander Greschner: Ein großer Vorteil ist natürlich die Emissionsfreiheit der Maschinen, das gilt für Abgase genauso wie für Lärm. Auf einer nur mit Elektromaschinen betriebenen Baustelle geht es sehr ruhig zu. Weiterhin sind Elektromotoren so gut wie wartungsfrei. Es ist kein Ölwechsel mehr notwendig, auch Kohlebürsten müssen nicht mehr gewechselt werden, da die heutigen asynchronen E-Motoren ohne Kohlebürsten laufen. Vermieter von Baumaschinen müssen sich nicht darum sorgen, ob ihre Maschinen von den Kunden ordnungsgemäß gewartet werden. Auch die Batterie braucht wenig Aufmerksamkeit, sie muss nur hin und wieder technisch überprüft werden. Nicht zuletzt sind die Wirkungsgrade von Elektromotoren deutlich höher als bei Verbrennungsmotoren. Der E-Motor sitzt direkt auf dem Radlauf, das Drehmoment wird so direkt auf den Boden übertragen.  

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Der Bagger 803 dualpower lsst sich wahlweise emissionsfrei mit Elektroantrieb oder mit Verbrennungsmotor fahren.Foto: Foto: Ute Schroeter

Und welche Nachteile gibt es?

Alexander Greschner: Die Herausforderung besteht zum einen in der technischen Einsatzperipherie, das heißt ich muss sicherstellen, dass meine Elektrobaumaschine jederzeit an eine Ladestation angeschlossen werden kann. Innerstädtisch ist das meist kein Problem, bei Neuerschließungen oder an Autobahnen kann die Ladesituation schon schwieriger werden. Ein weiteres Problem: Wir Baumaschinenhersteller  können nur mit viel Aufwand  bei der Entwicklung der Akkutechnik Schritt halten. Die Leistung pro Kilogramm Akku nimmt zwar extrem schnell zu. Im Vergleich zum Auto oder E-Bike sind wir mit unseren Baumaschinen aber eine winzig kleine Nische mit geringen Stückzahlen. Die Akkuhersteller konzentrieren sich daher lieber auf andere Branchen.

Kettendumper DT10e mit Elektroantrieb.Foto: Foto: Wacker Neuson

Sind Elektrobaumaschinen teurer als kraftstoffbetriebene Fahrzeuge?

Alexander Greschner: Wenn man die Investitionskosten über einen Zeitraum von drei Jahren betrachtet, liegen beide Antriebsarten gleichauf. Wenn Sie in eine Elektrobaumaschine investieren, bekommen Sie Ihren Kraftstoff über den höheren Anschaffungspreis am Anfang gleich mit oder anders ausgedrückt: Anstelle von Kraftstoff kaufen Sie den Akku. Wir von Wacker Neuson bieten hier Finanzierungsmodelle an. Am günstigsten fährt man, wenn man seinen Strom von einer Solaranlage beziehen kann, wie es häufig in der Landwirtschaft gemacht wird. Doch auch ohne so eine Möglichkeit ist Strom um bis zu 55 Prozent günstiger als Treibstoff.

Aus welchen Gründen fällt die Entscheidung für eine Elektrobaumaschine?

Alexander Greschner: In den meisten Fällen geht es um eine konkrete Baumaßnahme. Elektrobagger oder - radlader werden häufig bei Abbrucharbeiten in Gebäuden eingesetzt. Es gibt auch  Kundenkreise, die sich aber auch aus einem „grünen Gewissen“ heraus für einen E-Antrieb entscheiden.

Wie werden sich Elektrobaumaschinen zukünftig entwickeln?

Alexander Greschner: Die Akkus werden leichter, kostengünstiger und leistungsfähiger. Während die heutigen Akkus 100 Watt pro Kilogramm leisten, wird die Leistungsfähigkeit in den nächsten 3 Jahren auf 250 Watt pro Kilogramm ansteigen. Auch in Sachen Lebens- und Laufdauer wird sich noch einiges tun. Lithium-Schwefel-  und Lithium-Polymer-Akkus versprechen viel Power und gelten als Akkus der Zukunft. Allerdings bestehen sie aus sehr  reaktiven Materialen, sodass noch an der Sicherheit gearbeitet werden muss.

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