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Archiv 28. Januar 2015

Mit der richtigen Planung Unfälle verhindern

Ein Viertel aller Verkehrsunfälle ereignet sich beim Ein- oder Abbiegen an Verkehrsknotenpunkten wie Kreuzungen oder Kreisverkehren. Neue Erkenntnisse zur verkehrssicheren Gestaltung solcher Knotenpunkte stellten am 28. Januar 2015 Experten aus Forschung und Praxis bei einem Kolloquium des Instituts für Straßen- und Eisenbahnwesen (ISE) des Karlsruher Instituts für Technologie vor.

Auch Turbokreisverkehre knnen auf ihre Verkehrssicherheit hin optimiert werden
Auch Turbokreisverkehre knnen auf ihre Verkehrssicherheit hin optimiert werden

„Verkehrsknoten – innerorts und außerorts – müssen dafür sorgen, dass sowohl der Kfz-Verkehr als auch Rad- und Fußverkehr reibungslos und vor allem sicher verknüpft wird“, so Professor Ralf Roos, Leiter des ISE. Das Sicherheitsniveau an Knotenpunkten auf deutschen Straßen sei ohnehin schon hoch, dennoch suche man nach Möglichkeiten, es noch weiter zu steigern. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Diskussion zu Kreismittelinseln: gemäß eines Erlasses des Verkehrsministeriums müssen diese überprüft und gegebenenfalls umgebaut werden. „Zumindest in der Öffentlichkeit werden Bäume oder Kunstobjekte in der Mitte von Kreisverkehren gerne gesehen und bestehende verteidigt“, sagt Dr. Matthias Zimmermann, Leiter der Abteilung Straßenentwurf und –betrieb des ISE. „Nach einer EU-Richtlinie von 2009 und anderen nationalen Regelwerken stellen solche stabilen Hindernisse allerdings eine Gefahr dar, falls es zu Fahrfehlern kommt.“

In einem aktuellen Vorhaben untersucht das ISE die Auswirkungen verschiedener Abbiegerführungen an Einmündungen an Landstraßen auf die Verkehrssicherheit. Hierzu betrachtete das Team um Zimmermann „T-Kreuzungen“ mit unterschiedlichen Führungen für Links- und Rechtsabbieger. Die Ergebnisse zeigten allgemein, dass die in Deutschland in der Regel vorhandenen Linksabbiegestreifen in der übergeordneten Straße sowie Mittelinseln in der untergeordneten Zufahrt grundsätzlich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit an Knotenpunkten beitragen. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass Führungen, bei denen die Rechtsabbieger neben einer zusätzlichen Dreiecksinsel abbiegen, deutlich unsicherer sind als solche ohne diese zusätzliche Insel. Ohne Dreiecksinsel ist die Situation vor allem für den wartenden Linksabbieger übersichtlicher.

Die Wissenschaftler haben insgesamt 40 ausgewählte Knotenpunkte mit Radar- und Videotechnik untersucht, um zusätzlich zur Verkehrssicherheit auch das Fahrverhalten zu betrachten. Dafür haben sie gemessen, wie groß die zeitlichen Abstände zum Beispiel zwischen abbiegenden und ihnen entgegenkommenden Fahrzeugen sind, um so Gründe für unterschiedliche Sicherheitsstandards aufzuspüren. „Weiterhin bleibt die Empfehlung bestehen, bei nennenswertem Verkehrsaufkommen Ampelregelungen vorzusehen, um für noch größere Sicherheit zu sorgen“, so Zimmermann.

Im Kolloquium präsentierten die Experten außerdem neue Ergebnisse zur Führung von Fuß- und Radverkehr in Kreisverkehren und zur Gestaltung von Turbokreisverkehren, einer zweistreifigen Variante des einfachen Kreisels. Auch zeigen sie Möglichkeiten auf, wie sich Karlsruhe durch die Gestaltung innerstädtischer Knotenpunkte als fahrradfreundliche Kommune etablieren kann.

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