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Archiv 5. September 2016

Mobile Tradition

Seit über 50 Jahren werden am italienischen Keestrack-Standort Ponzano Veneto, rund 30 km nördlich von Venedig, Aufbereitungsanlagen gebaut. Vor sechs Jahren übernahm Keestrack die italienischen Omtrack-Brecher.

Kegelbrecher Keestrack H4 mit hybrider Antriebstechnik und Dreideck-Nachsiebmodul.
Kegelbrecher Keestrack H4 mit hybrider Antriebstechnik und Dreideck-Nachsiebmodul.

Seit über 50 Jahren werden am italienischen Keestrack-Standort Ponzano Veneto, rund 30 km nördlich von Venedig, Aufbereitungsanlagen gebaut. Zunächst produzierte die 1964 gegründete Officine Meccaniche di Ponzano Veneto – kurz: OM – stationäre Technik, bevor man sich ab 1989 mit dem ersten eigenen raupengestützten Backenbrecher auch der mobilen Aufbereitung und vor allem dem boomenden Segment Baustoffrecycling zuwandte. Nach Ausgliederung der stationären Technologien konzentrierte sich das Unternehmen ab 2004 voll auf seine raupenmobilen Omtrack-Lösungen, darunter mehrere Backenbrecher-Modelle zwischen 20 und 50 t Betriebsgewicht.

Investition in Know-how zahlt sich aus

Mit der Übernahme im Jahr 2010 sicherte sich Keestrack dieses Know-how und baute damit sein spezifisches Angebot im Brechersegment aus. Nach Sternberk (Tschechien) und dem chinesischen Anhui wurde Ponzano Veneto zudem als dritter Keestrack-Produktionsstandort in die weltweite Unternehmensgruppe eingegliedert. Heute leitet Peter Hoogendoorn, Sohn des Keestrack-Gründers Kees Hoogendoorn, die Niederlassung mit derzeit rund 60 Mitarbeitern. Neben der Fertigung und der Entwicklungsabteilung ist die Keestrack-OM Spa. ebenso für den weltweiten produktspezifischen Kunden-Support und die Vertriebsunterstützung für die gesamte Keestrack-Palette in Italien, der Schweiz und Slowenien zuständig.

Die Montage der aktuell vier Backenbrecher-Typen markiert den Anfang des Fertigungsprozesses.Foto: Foto: Keestrack

Nach der Eingliederung in die Keestrack-Organisation wurde das bestehende Produktangebot auf Backenbrecher fokussiert und konsequent überarbeitet. Dies betraf insbesondere die Einbindung effizienter Antriebe und moderner Bediensteuerungen sowie die Optimierung von Transportgewichten und -abmessungen bei gleichzeitig verbesserter Zugänglichkeit der umfangreich ausgestatteten Anlagen (u.a. aktive Vorabsiebung). Aktuell bietet Keestrack in seiner Baureihe „B“ vier gut abgestufte Modelle – vom 30-t-Allrounder B3 bis hin zum 60-t-Spitzenmodell B6 im Leitungsbereich von ca. 350 t/h. Kennzeichen aller Keestrack-Backenbrecher ist nach wie vor die intelligente Brechersteuerung mit hydraulischer Spaltverstellung, Überlastsicherung und patentiertem „Non-Stop-System“ N.S.S. Neben der Erfassung der Aufgeber-Geschwindigkeit sorgt eine Kombination aus Füllstandsensoren und Druckmessern in der Brecherhydraulik für eine kontinuierliche Überwachung des Brechprozesses und eine automatische Öffnung/Rückstellung des Brechspalts bei schwer oder nicht brechbaren Materialien. Dabei reagiert das System mehrstufig, was Qualitäts- oder Produktionseinbußen durch unnötige vollständige Maximal-Öffnung der Backen vermeidet. Weitere Vorteile des Brecher-Managements sind die Brechspalt-Anpassung während des Betriebs und die automatische Kontrolle und Justierung der eingestellten C.S.S.-Werte unter Berücksichtigung etwaigen Backenverschleiß alle 50 Betriebsstunden.
„Diese Kombination gewährleistet die hohe Betriebssicherheit und Verfügbarkeit unserer Mobil anlagen, egal ob im Baustellen-Recycling oder im hochkapazitiven Steinbruchbetrieb,“ erklärt Teseo di Nardo, seit über 15 Jahren als Vertriebsexperte im Unternehmen und heute unter anderem als ‚Product Champion‘ zuständig für das technische Marketing der Keestrack-Backenbrecher. „Zudem bietet unsere Technik eine hohe Konstanz in Ausstoßleistung und -Produktqualität, wobei letztere gerade auch durch die spezifisch hohen Brecherdrehzahlen zwischen 280 und 320 U/min unterstützt wird.“

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Sie haben die Fden in der Hand (v. l.): Vertriebsexperte Teseo di Nardo, Niederlassungsleiter Peter Hoogendoorn und Produktionsleiter Tiziano Zago.Foto: Foto: Keestrack

Für die ständige Weiterentwicklung von Aggregaten und Anlagenkonzepten sorgt die eigene Entwicklungsabteilung mit insgesamt sechs Ingenieuren. In enger Abstimmung mit der Produktion erarbeiten sie Detailverbesserungen oder kundenspezifische Lösungen und zeichnen für alternative Baugruppen in bestehenden Baureihen oder komplett neue Anlagenkonzepte verantwortlich. Wie bereits bei einem Großteil seiner Siebanlagen und Prallbrecher wird Keestrack ab 2017 auch für seine mobilen Backenbrecher dieselelektrische Hybridantriebe mit „Plug-in“-Netzoption als Alternative zu den bestehenden dieselhydraulischen Antrieben einführen.
Diese Technologie bereits an Bord hat der neue raupenmobile Kegelbrecher H4, der in Zusammenarbeit mit einem weltweit renommierten Brecherspezialisten maßgeblich am italienischen Keestrack-Standort entwickelt wurde. Eine neu designte Rahmen-Konstruktion ermöglicht die optionale Ausrüstung mit Vorabsiebung und Dreideck-Anbausieb mit Überkorn-Rückführung bei nur 46 t Transportgewicht und 3 m Breite. Auch hier gewährleistet eine intelligente Anlagensteuerung – die auf Wunsch mit dem ebenfalls in Ponzano Veneto entwickelten GPS-gestützten Fernüberwachungstool „Keestracker“ kombiniert werden kann – eine effiziente Produktion mehrerer hochwertiger Endprodukte in nur einem Arbeitsgang mit nur einer flexibel einsetzbaren Mobilanlage.

Flexibel in die Zukunft

„Wir konnten unsere Fertigungsabläufe in den vergangenen Jahren konsequent hinsichtlich Effizienz und Flexibilität optimieren, wozu neben der hohen Qualifikation unserer langjährigen Mitarbeiter natürlich auch die kurzen Wege zwischen Entwicklung und Produktion beitragen,“ erklärt Produktionsleiter Tiziano Zago, selbst seit fast 40 Jahren im Unternehmen. An insgesamt 11 Arbeitsstationen auf knapp 5.000 m² werden heute einzelne Baugruppen (Brecher, Antriebsmodule) vorbereitet und die unterschiedlichen Anlagenbaureihen entlang der Kundenspezifikationen im Parallelbetrieb endmontiert. „Je nach Modellgröße und gewünschten Optionen liegt unsere durchschnittliche Fertigstellungszeit im Einschichtbetrieb derzeit bei etwa drei Wochen.“

Auf knapp 5.000 m Produktionsflche werden alle Modelle der Keestrack-Backenbrecher und -Kegelbrecher parallel gefertigt.Foto: Foto: Keestrack

Bei den Zulieferungen im Bereich Stahlbau und Komponenten vertraut Keestrack auf langjährig angestammte regionale Lieferpartner und kooperiert eng mit dem tschechischen Schwester-Standort Sternberk, an dem der Hersteller in den vergangenen Jahren massiv in die hochqualifizierte Stahlkonstruktion und Endverarbeitung investierte. Je nach Modell erreicht der Anteil an „intern“ bezogenen Bauteilen oder Modulen heute bis zu 40%. „Wir erwarten, dass wir mit den kommenden Hybrid-Generationen unserer Backenbrecher und insbesondere mit der neuen Kegelbrecher-Baureihe als weiterem Standbein unsere Kapazitäten weiter ausbauen werden,“ blickt Niederlassungsleiter Peter Hoogendoorn optimistisch in die Zukunft. Ist die derzeitige Jahresproduktion auf etwa 60 Anlagen ausgerichtet, liegt die theoretische Maximal-Auslastung des Standorts im Drei-Schichtbetrieb und entsprechender Lieferorganisation bei rund 200 Anlagen pro Jahr.

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