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Optimistisch für das Jahresergebnis

Zwei neue Planierraupen und drei Teleskoplader sowie ein neues Logistikzentrum präsentierte die Firmengruppe Liebherr im Rahmen einer internationalen Presseveranstaltung im österreichischen Telfs. Dabei informierten Stefan Heissler, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG, Bulle, Joachim Strobel, Geschäftsführer der Liebherr EMtec GmbH, Kirchdorf an der Iller, und Martin Längle, Geschäftsführer der Liebherr-Werk Telfs GmbH, über die aktuelle Geschäftsentwicklung und die strategische Ausrichtung der Gruppe.

(v. l. n. r.): Stefan Heissler, Mitglied des Direktoriums der Liebherr-International AG, Bulle, Joachim Strobel, Geschftsfhrer der Liebherr EMtec GmbH, Kirchdorf an der Iller, und Martin Lngle, Geschftsfhrer der Liebherr-Werk Telfs GmbH, informieren die

Der Bereich Baumaschinen und Mining trägt rund 60 % zum Gesamtumsatz der Gruppe bei. Im 1. Halbjahr 2014 summierte sich dies auf 2,624 Mrd. Euro. Umsatzstärkste Sparten sind hier die Fahrzeugkrane (ca. 1,037 Mrd. Euro) und die Erdbewegungsmaschinen (913 Mio. Euro). Ebenso zu diesem Bereich zählen Mining (ca. 373 Mio. Euro), Turmdrehkrane (ca. 194 Mio. Euro) und die Betontechnik (ca. 108 Mio. Euro). Verglichen mit dem Vorjahreshalbjahr sanken die Umsätze in diesen Sparten um 6,6%. Das wirkte sich auf das Gesamtergebnis der Firmengruppe aus. Heissler: „So wurde im 1. Halbjahr über alle Produktbereiche hinweg ein Umsatz von 4.302,5 Mio. Euro erwirtschaftet. Das sind 97,2 Mio. Euro oder 2,2% weniger als im Vorjahreszeitraum.“

Um 40% am dramatischsten eingebrochen sind die Verkäufe in der Sparte Mining. Grund dafür ist laut Heissler die „weltweite Schwäche im Tagebau und in der Gwinnungsindustrie“. Leichte Zugewinne gibt es bei Erdbewegungsmaschinen, den Fahrzeug- und Turmdrehkranen. Etwas unter das Niveau des Vorjahres rutschte der Umsatz der Betonsparte.

Weitgehend kompensieren konnten die Rückgänge die Unternehmensbereiche, die nicht zu Baumaschinen und Mining zählen. „Sehr erfreulich“, so Heissler, „verlief die Geschäftsentwicklung in der Sparte Maritime Krane. Der Umsatz stieg hier um mehr auf 20%. Die Erlöse der Sparten Aerospace und Verkehrstechnik sowie Hausgeräte lagen auf Vorjahresniveau.“ Jedoch gingen die Umsätze bei Werkzeugmaschinen und Automationssystemen zurück. „Bei sonstigen Erzeugnissen und Leistungen, wozu wir u.a. die Komponenten der Antriebs- und Steuerungstechnik zählen, wurde eine äußerst erfreuliche Steigerung erzielt“, betonte der Spitzenmanager.

Die Geschäftsentwicklung verlief auch in den einzelnen Verkaufsregionen für die Gruppe recht unterschiedlich. Heissler: „So hat sich der Umsatz in Westeuropa, der für uns bedeutendsten Absatzregion, erfreulich entwickelt. In Osteuropa lag der Umsatz im 1. Halbjahr leicht über dem Vorjahresniveau. Dagegen entwickelten sich die Erlöse im Nahen und Mittleren Osten, in Amerika und Afrika und insbesondere in der Region Fernost/Australien rückläufig.“

Unterm Strich rechnet Heissler für die Firmengruppe mit einem Gesamtumsatz in diesem Jahr, der auf dem Niveau von 2013 liegt. Die weltweit rund 41.000 Beschäftigten bei Liebherr werden bis Ende Dezember ca. 9 Mrd. Euro erwirtschaftet haben.

Die Unternehmensanteile der Gruppe befinden sich in Familienhand. Es gehört zur guten Tradition dieser Familie, Gewinne in das Unternehmen zurückfließen zu lassen. So ist es auch in diesem Jahr. Die Investitionssumme 2014 hat eine Dimension von 780 Mio. Euro. 115 Mio. Euro davon gingen in ein neues Logistikzentrum in der Nähe von Kirchdorf an der Iller. Weitere 160 Mio. Euro flossen in den Standort Bulle in der Schweiz. Dort werden Hydraulikkomponenten, Diesel- und Gasmotoren, Einspritzsysteme und Verteilergetriebe gefertigt, die zunehmend von Kunden außerhalb der Firmengruppe nachgefragt werden. (Lesen Sie dazu den Beitrag: Erweiterung der Motorenproduktion).

„Unser Ziel ist es, diese Aktivitäten weiter auszubauen. Ein weiteres Wachstum wollen wir einerseits durch die Entwicklung neuer Produkte und andererseits durch die Gewinnung zusätzlicher Neukunden generieren“, so Heissler und er ergänzt: „Für unsere Produktionsstätte in Bulle bedeutet diese: Wir müssen dort weitere Kompetenzen und Kapazitäten für die Entwicklung und die Logistik ansiedeln.“

Für Heissler dokumentiert diese Investition einmal mehr die Unternehmensstrategie, Schlüsseltechnologien – wie die Komponenten des Antriebsstrangs von Maschinen – bis ins Detail zu beherrschen. Und er sagte: „Grundvoraussetzung für derartige Investitionen ist die Tatsache, dass wir als unabhängiges Familienunternehmen über eine starke finanzielle Basis und damit auch über einen großen Handlungsspielraum verfügen. Um das langfristige Bestehen zu sichern und das Unternehmen zu stärken, haben wir schon immer unsere Gewinne reinvestiert. Auf diese Weise können wir für unsere Kunden seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner sein. Denn auch Stabilität und Verlässlichkeit sind für Liebherr ganz wesentliche Punkte.“

Joachim Strobel: ?Wir haben es geschafft, mit der neuen Maschinenpalette nicht nur die Abgaswerte deutlich unter die geforderte Norm zu bringen, sondern auch bei allen Liebherr-Maschinen den Dieselverbrauch signifikant zu senken.?Foto: Fotos: baunetzwerk.biz/Mller

Joachim Strobel erläuterte im Anschluss die Marktentwicklung sowie die Produkt- und Servicestrategie der Sparte Erdbewegungsmaschinen. Dazu gehören neben den klassischen Erdbewegern die Materialumschlaggeräte sowie Spezialmaschinen für den Abbruch, den Tunnelbau, die Rohrverlegung im Pipelinebau und Zweiwege-Bagger.

Laut Zahlen des internationalen Verbands der Baumaschinenhersteller CECE ist der Markt für Erdbewegungsmaschinen in den für Liebherr interessanten Maschinengrößen in den letzten zehn Jahren weltweit um 70% gewachsen. Dazu Strobel: „Wenn wir diese Zahlen nach Regionen auflösen, so stellen wir fest, dass das Wachstum sehr unterschiedlich verteilt war. In den letzten zehn Jahren wurde das Wachstum vor allem durch die BRIC-Staaten – alle voran China – getrieben. Aber auch Afrika hat mit einem Wachstum von 225% eine bedeutende Marktsteigerung hingelegt und im Volumen zu den Regionen wie Südamerika, Russland oder sogar Nahost aufgeschlossen. Die Märkte Nordamerika und Zentral-Europa verzeichneten hingegen im selben Zeitraum einen zweistelligen Rückgang.“

Im sterreichischen Werk Telfs laufen nun auch die neuen Planierraupen der Generation 6 vom Band.Foto: Foto: baunetzwerk.biz/Mller

Besonders stark ist Liebherr mit seinen Premium-Produkten der mittleren und oberen Gewichtsklassen in Mitteleuropa. Obwohl gerade diese Märkte in der Vergangenheit rückläufig waren, „halten wir es auch dort für möglich, mit Spitzentechnologie sogar noch Wachstum zu generieren. Daher halten wir entgegen vieler Mitbewerber an einem weiteren Ausbau unserer Marktpräsenz in Europa fest“, sagte Strobel.

Stark beschäftigt hatte insbesondere die Entwicklungsabteilungen die Umstellung auf die aktuell und künftig geforderten Abgasrichtlinien der Motoren. Das hatte zur Folge, dass eine komplett neue Maschinengeneration entstanden ist. „Wir haben es geschafft“, so Strobel, „mit der neuen Maschinenpalette nicht nur die Abgaswerte deutlich unter die geforderte Norm zu bringen, sondern auch bei allen Liebherr-Maschinen den Dieselverbrauch signifikant zu senken.“

Das Problem dabei ist, dass nicht alle Märkte diese Hightech-Geräte nutzen können. Während Nordamerika, Japan und Europa auf Premium-Qualität setzen, müssen die Motoren und damit auch die Baumaschinen für die übrigen Regionen nach geringeren Emissions-Standards geliefert werden. Um die Position in diesen Märkten auszubauen, wird zurzeit eine breite Palette an Volumenmaschinen entwickelt. „Die Maschinen können in unseren Produktionsstätten wie China, Brasilien und auch Russland unter Einbeziehung eines hohen Lokalisierungsgrads produziert werden. Die ersten Maschinen werden bereits 2015 in Serie gehen“, erläuterte Strobel und ergänzte: „Da wir unsere Maschinen in modularer Bauweise konstruieren, können wir dadurch auch Synergien zur Kostenoptimierung für unsere Premium-Maschinen nutzen.“

Abschließend ergriff Martin Längle das Wort. Der Geschäftsführer das Liebherr-Werks Telfs gab einen Überblick über das österreichische Werk und die dort produzierten Maschinen. Telfs ist einer von sieben Fertigungsstandorten für Erdbewegungsmaschinen in der Gruppe. Dort werden hydrostatisch angetriebene Planierraupen, Laderaupen, Teleskoplader und Rohrleger entwickelt und produziert. Dazu kommen noch Spezialmaschinen zum Versetzen von Förderbändern in der Gewinnungsindustrie.

Immer wieder erfolgreich bei internationalen Ausschreibungen: 130 40-t-Raupen gehen an das Ministerium fr Wasserversorgung in der Trkei.Foto: Foto: baunetzwerk.biz/Mller

Das Werk verfügt über eine Fläche von 170.000 m² und beschäftigt 470 Mitarbeiter. Kernmärkte für die Maschinen aus Telfs sind West-, Süd- und Osteuropa. Darüber hinaus gehen die Produkte in insgesamt 150 Länder weltweit. Neben dem Tagesgeschäft beteiligt sich das Werk erfolgreich an internationalen Ausschreibungen. Längle: „Als Beispiele möchte ich hier die diesjährige Lieferung von 30 Planierraupen nach Algerien sowie noch laufende Aktivitäten für einen großen Vertrag mit dem Ministerium für Wasserversorgung der Türkei (DS), der 130 40-t-Planierraupen umfasst, anführen.“ (Wir haben darüber bereits am 11.06.2014 auf baunetzwerk.biz berichtet).

Stolz präsentierte der Geschäftsführer schließlich die beiden neuen Planierraupen der Generation 6 sowie die neuen Teleskoplader. (Volker Müller)

Mehr dazu lesen Sie in den nachfolgenden Beiträgen.

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