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Nachruf

Prof. Wolfgang Arand verstorben

Am 8. März dieses Jahres ist Prof. em. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Arand verstorben. 90 Jahre und 18 Tage ist der Asphalttechnologe, der über Jahrzehnte die Entwicklung des Asphaltstraßenbaus beeinflusste, geworden.

Es ist fast 13 Jahre her, da stand einer meiner Leitartikel unter der Überschrift „Von Wetter und Verkehr“. Das brachte mir bei nächster Gelegenheit ein Schulterklopfen von Prof. Arand ein und ein längeres Gespräch. Über die Unterschiede zwischen Klima und Wetter, über deren verschiedenen Einflüsse auf Asphaltkonstruktionen (die, so betonte Arand wann immer es ging, immer ein Kompromiss, ein Abwägen von zu erzielenden Eigenschaften bleiben werden und die auch „Trends“ unterliegen) und nicht zuletzt über die zwingend notwendige Exaktheit in der wissenschaftlichen Arbeit. Gerade letzteres spiegelten mir viele, die das Vergnügen hatten, mit Wolfgang Arand zu arbeiten. Kein Fehler konnte sich vor ihm verstecken, das Anhalten zum „Schau genau“ und das Hinterfragen von Ergebnissen mit „Kann das wirklich sein?“ war nicht immer angenehm, aber zielführend und prägend für die weitere Arbeit vieler „Braunschweiger“.

Nun ist Wolfgang Arand am 8. März dieses Jahres verstorben. 90 Jahre und 18 Tage ist er geworden. Seinen runden Geburtstag feierte er im Winterurlaub im Wallis, wo er eine Ferienwohnung besaß. Bis zuletzt fuhr er Ski, forderte sich diszipliniert und täglich am Ergometer heraus. Bei allem Verlust – es ist beneidenswert aus einem langen, erfüllten Leben zu scheiden, ohne dabei zu leiden.

Geboren wurde Wolfgang Arand am 18. Februar 1929 in Berlin. Trotz seines Jugendtraums, Oberförster zu werden, folgte der Zimmermannslehre ein Studium des Bauingenieurwesens sowie 1961 die Promotion an der TU Berlin zur Konzeption von Asphaltmischgut. Anschließend wechselte er als Akademischer Rat an das Institut für Stadtbauwesen und Eisenbahnwesen der Universität Karlsruhe. Er übernahm dort die Leitung der Abteilung Straßenbautechnik sowie des angeschlossenen Laboratoriums. In seiner Habilitation 1971 widmete er sich der Dichte im Asphaltstraßenbau. Als er 1976 zum Vorstand des Lehrstuhls für Straßenwesen und Erdbau der TU Braunschweig berufen wurde, veränderte er dessen Forschungsaktivitäten in Richtung Asphalt. 18 Jahre lang prägte er offiziell das Institut und trug wesentlich dazu bei, die Asphalttechnologie als Zweig der Materialwissenschaften zu entfalten. Rund 240 Fachbeiträge zur Asphalttechnologie tragen deutlich seine Handschrift. Zahlreiche Prüfverfahren in ihrer Methodik und Normung gehen auf Impulse und Forschungsarbeiten von ihm zurück. Auch nachdem er 1994 emeritiert wurde, blieb er noch viele Jahre der Forschung treu, wirkte bis 2010 aktiv an Promotionen mit und war bis zuletzt in engem Kontakt zum Institut.

Parallel engagierte er sich in vielen nationalen und internationalen Vereinigungen, wie seit dem Jahre 1957 der FGSV, dem Deutschen Asphaltinstitut, der amerikanischen Association of Asphalt Paving Technologists (AAPT) oder der Association Internationale Permanente des Congrès de la Route (AIPCR), um nur einige zu nennen. Im Jahre 1973 wurde Wolfgang Arand mit der Ehrennadel der Lüer-Stiftung ausgezeichnet. Anlässlich des Weltstraßenkongresses in Marrakesch erhielt er 1991 den Siteb-Preis und 1994 die Ehrennadel der FGSV.

Prof. em. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Arand war Asphalttechnologe mit Leib und Seele, der über Jahrzehnte die Entwicklung des Asphaltstraßenbaus beeinflusste, der international für Deutschland agierte, dessen Freude am Baustoff auf andere übersprang, der komplexe Inhalte klar strukturieren und exakt formulieren konnte. Er war ein seltener Mix aus hervorragendem Forscher, Wissenschaftler und Hochschullehrer zugleich. Sein Artikel über „Volumetrische Betrachtungen zum Splittmastixasphalt – Überprüfung der Eignungen von Hohlraumgehalt und Hohlraumfüllungsgrad zur Prognostizierung des Gebrauchsverhaltens“ aus dem Jahr 2006 ist ein grandioser Beweis dafür. Es fällt beim Lesen überhaupt nicht auf, dass dieser Beitrag 15 Druckseiten umfasst. Es ist der längste Fachbeitrag, den ich je Korrektur gelesen habe und ich weiß bis heute, dass diese Menge gar nicht ins Gewicht fiel. Das Schulterklopfen im gleichen Jahr war schwerwiegender, wenn auch im positiven Sinne.

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