Direkt zum Inhalt

Reman - Baumaschinen wie neugeboren

Das Aufarbeiten von Motoren, Getrieben und anderer wichtiger Komponenten, aber auch von kompletten Maschinen wird zunehmend häufiger praktiziert. Große Hersteller, die „Global Player“, fassen dies unter dem Begiff Reman zusammen und eröffnen bereits rund um den Globus Reman-Center und sogar ganze Reman-Werke.

Ein Radlader wird bis zur letzten Schraube demontiert, jedes verschlissene Teil ersetzt.

Schon wieder ein neuer Begriff: Reman. Was verbirgt sich dahinter? Wer statt „denglisch“ lieber deutsche Begriffe bevorzugt, darf sich hier an die gute alte Generalüberholung erinnern. Reman steht als griffiges Kürzel für „Re-manufacturing“, was eigentlich mit „Rück-Herstellen“ übersetzt werden müsste. Wählen wir „Wieder-Herstellen“, kommt das der Sache schon näher.

In unserer Wegwerfgesellschaft waren Generalüberholungen in den letzten Jahrzehnten ein wenig aus dem Blickfeld gerückt. Zwar betrifft die in vielen Konsumbereichen vorhandene Wegwerfmentalität nicht unbedingt gewichtige Maschinen in der Gewinnungsindustrie, dennoch überwiegt auch hier inzwischen das „Neukaufen“ und „neu ist besser“. Doch die Zeiten ändern sich: An jeder Ecke sollen Kosten eingespart werden, Neuanschaffungen sind nun einmal teuer. Hinzu kommen immer mehr an Bedeutung gewinnende Stichworte wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung. Das bisher praktizierte „neu, neu, neu“ nagt an Rohstoffen, verbraucht Energie, benötigt immense globale Transportkapazitäten und belastet unsere Atmosphäre mit gewaltigen Mengen von Abgasen und Schadstoffen.

Demzufolge setzt ein Umdenken ein, denn ewig kann es nicht so weitergehen. Häufig ist schon die Rede von den zwei oder gar drei Planeten Erde, die vorhanden sein müssten, wollten alle Erdenbürger so verschwenderisch leben wie Europäer und Nordamerikaner. Wer nicht „wegwirft“, sondern repariert, instandsetzt, häufig generalüberholte Komponenten und Austauschteile verwendet, wer ältere, bestens bewährte Maschinen professionell aufarbeiten lässt, verbraucht weniger Rohstoffe und Energie, erzeugt weniger Emissionen und - ein überaus angenehmer Begleiteffekt - schont meist auch den Geldbeutel.

Natürlich birgt das Hürden: Die Generalüberholung eines Dozers, Baggers, Radladers oder Muldenkippers mag zwar kostengünstiger als eine Neumaschine sein, doch welchen Sinn hat das, wenn die Folgen der Verjüngungskur geringere Lade-, Förder- und Produktionsleistungen sind? Zwangsläufig verdient sie weniger Geld, die Kostenrechung ging demnach nicht auf. Insofern sollte jede Generalüberholung sorgsam erwogen und mit der Vertretung des betreffenden Herstellers erst nach eingehender Beratung veranlasst werden.

Ob es nun Reman, Generalüberholung, Aufarbeitung oder auch Rebuild (übersetzt rück-gebaut) genannt wird, alte und seit Jahren bewährte Maschinen erhalten wieder eine größere Wertschätzung. Das erkennen derzeit auch zahlreiche große Hersteller und propagieren munter die Vorzüge dieser ebenso alten wie neuen Methode. So nennt Cummins einen durchschnittlich um 85 % (!) niedrigeren Energieverbrauch beim „Reman“ eines Produktes. Das betrifft beispielsweise bei einem Motorblock den Energiebedarf für Erzabbau, -aufbereitung und -transport, Gießerei und maschinelle Bearbeitung im Werk. All dies entfällt bei der Nutzung des „alten“ Motorblocks.

Bei der Wiederaufarbeitung von Komponenten wird auch von Liebherr das ressourcenschonende Verfahren betont: „Im Vergleich zur Fertigung eines Neuteiles werden mit Reman im Schnitt rund 70 % Energie gespart, dabei können bis zu 75 % des bestehenden Materials wiederverwendet werden.“ Schon vor über zehn Jahren hat das Unternehmen ein Remanufacturing-Programm für Komponenten ins Leben gerufen.

Im Reman-Kompetenzzentrum von Liebherr in Ettlingen werden demontierte Einzelteile mit 3D-Messmaschinen geprft, bevor ber eine Weiterverwendung entschieden wird.Foto: Foto: Liebherr

In Ettlingen wurde dazu eigens ein Reman-Kompetenzzentrum errichtet. Dort werden gebrauchte Komponenten der Liebherr-Bau-, Mining- und Umschlagmaschinen sowie der Fahrzeugkrane und maritimen Krane wiederaufbereitet. Auf lokale Bedürfnisse angepasste Varianten des Reman-Programms werden an weiteren Liebherr-Standorten weltweit angeboten. Nach dem Vorbild des europäischen Kompetenzzentrums nahmen 2014 ein Reman-Zentrum in Burlington (Kanada) und in Nizhni Nowgorod (Russland) den Betrieb auf. Dabei orientieren sich die neuen Zentren eng an den Prozessen in Ettlingen, was durch Mitarbeiteraustausch und Schulungen gefördert wird. Derzeit laufen Untersuchungen über weitere Reman-Standorte.

Lange Tradition hat das Remanufacturing bei Caterpillar. Schon seit 1973 werden Cat-Motoren und deren Komponenten im Unternehmen wiederaufgearbeitet. Was damals als kleines Nischensegment begann, ist heute ein eigener Reman-Zweig mit mehr als 700 Produkten. Dazu gehören nicht nur Motoren, Getriebe, Achsen und Drehmomentwandler, sondern auch Hydraulik- und Kraftstoffsysteme. Seit 2004 bietet das Unternehmen seinen Reman-Service auch für andere Hersteller an. Dazu übernahm Cat in den Bereichen Industrie, Elektronik und Bahntechnik mehrere spezialisierte Firmen in den USA und Großbritannien. Ende 2011 ging Caterpillar beispielsweise ein Abkommen mit Vestas aus Dänemark zur weltweiten Wiederaufarbeitung von Komponenten der Windenergieanlagen ein. Dieses Reman begann in Cat-Werken in Nordamerika, gefolgt von Europa und Asien, wo das Unternehmen Vestas sein Know-How und den Reman-Service für qualitativ hochwertige Austauschteile zur Verfügung stellt.

In Deutschland berichtet Zeppelin, dass man sich in diesem Jahr bereits dem 100. Rebuild nähere. Damit wird ein spezielles Cat-Programm für Generalüberholungen bezeichnet, für das weltweit die gleichen Standards gelten. Bevor eine Maschine als „Cat Certified Rebuild“ (CCR) angeboten wird, werden bis zu 7000 Teile getauscht und erneuert. CCR beinhaltet die vollständige Überholung der gesamten Maschine, die anschließend den Qualitätsanspruch einer Neumaschine erfüllt.

Die Generalüberholung ist so umfassend, dass Rebuild-Maschinen ihr zweites Einsatzleben mit neuer Cat-Seriennummer und voller Neugeräte-Garantie beginnen. Zeppelin gewährt auf Rebuild-Maschinen die Standard-Neumaschinengarantie, die auf Wunsch auch verlängert werden kann. Der Nutzen des CCR bestätigt sich darin, dass mehrere Kunden diesen Service dank der guten Erfahrungen schon wiederholt in Anspruch genommen haben.

Seit einigen Jahren gibt es sogar eine Messe, die sich ausschließlich mit Reman beschäftig, in Amsterdam die ReMaTec. Die Abkürzung steht für Remanufacturing Technology und deutet darauf hin, dass sich Reman sogar zu einem eigenständigen Industriezweig entwickelt. An der letzten ReMaTec 2013 nahmen 156 Aussteller aus 22 Ländern teil. Mit 2726 Besuchern gab es gegenüber 2011 eine Steigerung von 60 %. Unabhängige Wiederaufbereitungsbetriebe und -werke aus ganz Europa nutzen die ReMaTec für Informationsaustausch, Geschäftsabschlüsse und Kontaktpflege. Besonders in industriellen Sektoren und in Schwerlastbereichen wächst das Interesse am Remanufacturing rund um den Globus vehement.

Gewinnungsmaschinen wie Bagger, Radlader, Muldenkipper und Planierraupen werden nach durchschnittlich etwa 10.000 bis 20.000 Betriebsstunden verkauft bzw. beim Erwerb einer neuen Maschine in Zahlung gegeben. Mit derartigen Nutzungsdauern erzielen sie noch gute Werte auf dem deutschen, europäischen und weltweiten Gebrauchtmarkt - eignen sich aber auch bestens für eine Generalüberholung als Start in ein zweites Maschinenleben.

Doch hierbei sollte unbedingt sorgsam zwischen Maschinengattungen, -größen und -gewichtsklassen, Einsatzzwecken, Nutzungsgraden und mehr unterschieden werden. Generell gilt jedoch eine Faustregel: Je größer und teurer eine Maschine ist und je kapitalintensiver ihre Neuanschaffung wird, desto eher rückt eine Generalüberholung ins Augenmerk. Es liegt auf der Hand, dass sich dieser Aufwand für einen 50- oder 80-t-Muldenkipper eher lohnt als für einen Minibagger, der schon nach 4000 Betriebsstunden arg strapaziert wirkt und daher gegen eine Neumaschine ausgetauscht wird.

Schlüter Baumaschinen betreibt am Hauptsitz in Erwitte in einer vor rund vier Jahren ins Leben gerufenen „Second-Life“-Abteilung Generalüberholungen. Dabei werden überwiegend Komatsu-Maschinen bis zur letzten Schraube komplett zerlegt, geprüft und wieder zusammengebaut.  Betont wird jedoch, dass sich dieses Verfahren nur bei Produktionsmaschinen mit einer technischen Nutzungsdauer von ungefähr 25.000 bis 50.000 Betriebsstunden lohne. Das betreffe beispielsweise Radlader ab 7 m³ Schaufelinhalt und 50 t Gewicht, Bagger ab 5 m³ oder 80 t sowie Starrahmenkipper.

Mit ?Z-Reman-Center Hydraulik? bezeichnet Zeppelin seine Hydraulik-Spezialwerkstatt bei Bremen, hier der Prfstand, wo Zylinder und Pumpen aller Hersteller professionell instandgesetzt werden.Foto: Foto: Zeppelin Baumaschinen

Als bestens geeignete Maschinen für das „Certified Rebuild“ von Caterpillar nennt Zeppelin vorwiegend größere Maschinen wie Radlader der 30-t-Klasse, Dozer ab Cat-D8-Größe, Miningbagger der 6000er Serie und Starrahmenkipper. Vereinzelt wird das Verfahren auch bei Spezialmaschinen wie Bandrückeraupen, Rohrverlegern oder Geländetransportern in Anspruch genommen.

Manchmal wird eine solche bis ins Detail reichende Generalüberholung nicht nur genutzt, weil kein Geld für eine Neumaschine investiert werden soll, sondern weil genau diese Maschine mit ihren Maßen, Leistungen, Schaufel- oder Löffelgrößen weiterhin verwendet werden soll, auf dem Markt aber nicht mehr erhältlich ist. Das kann sowohl begrenzte Durchfahrhöhen und -breiten betreffen als auch Reichhöhen und -weiten bei der Skw-Beladung oder Brecherbeschickung. Zudem ist Reman attraktiv für verschlissene, aber wichtige Schlüsselgeräte, die in ihren Leistungsklassen, bei Löffel- oder Schaufelinhalten oder hinsichtlich anderer Parameter nicht mehr lieferbar sind.

So viele Vorzüge Reman haben mag, es hat auch Schattenseiten, nämlich für die Hersteller der betreffenden Maschinen und Motoren. Wenn fast jede gut benutzte Maschine über 50 t Gewicht und jeder größere Dieselmotor einer Generalüberholung unterzogen würde, könnten erheblich weniger Neumaschinen verkauft werden. Getreu dem Motto „wenn das alle machen würden“ wären Hersteller, deren Portfolio sich auf Maschinen und Motoren der entsprechenden Gewichts- und Leistungsklassen konzentiert, durch emsiges Reman sogar von schmerzlichen Umsatzeinbußen bedroht.

Zu häufiges Reman verträgt sich nicht mit einem auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftssystem. Während es die Umsatzzahlen der Hersteller mindert, können die Werksvertretungen und Händler davon profitieren: Um steigenden Reman-Zahlen gewachsen zu sein, müssen sie ihre Werkstätten erweitern und zusätzliches Personal einstellen. Wer mutig ist, weit in die Zukunft zu denken, könnte darin einen Trend entdecken: Global agierende Hersteller drosseln die Produktion von Neumaschinen, stattdessen werden in lokalen Werkstätten ältere Maschinen für ein zweites oder sogar drittes Leben instandgesetzt und generalüberholt.

Doch meist sehen sich Unternehmen, die an der Generalüberholung einer Maschine interessiert sind, mit ganz anderen Problemen konfrontiert: Was soll während dieser Zeit geschehen? Besonders Bagger und Radlader fungieren häufig als Schlüsselmaschinen, auf die nicht einfach ein oder zwei Monate zu verzichten ist. Wie kann die Überbrückung, bis eine Generalüberholung durchgeführt ist, am bestens erfolgen?

Liebherr testet am Dieselprfstand die Komponenten, diese werden vor der Auslieferung nach dem Neuteil-Prfprotokoll getestet und mit Garantie versehen.Foto: Foto: Liebherr

Oft gibt es dazu nur wenige Alternativen, denn größere Bagger, Radlader oder Muldenkipper sind meist nicht im Handumdrehen anzumieten, ab gewisser Größenklassen gar nicht oder nur über längere Zeiträume. Hinzu kommt besonders bei großen Maschinen der Aufwand für die Montage und erneute Demontage am Einsatzort: All dies lohnt sich nur ab einer gewissen Einsatzdauer.

Aus diesen Gründen kommen meist nur die Wintermonate für eine Generalüberholung in Frage, sofern Maschinen während dieser Zeit nicht oder seltener arbeiten. Eine andere Lösung bietet sich bei Muldenkippern: Hier können eventuell zwei angemietete „kleinere“ knickgelenkte Kipper mit geringerer Mutzlast die ausfallende Maschine über die Reman-Dauer ersetzen. Nun müssen zwar doppelte Lohn- und Betriebskosten gezahlt werden, dafür wird aber das Herunterfahren der Produktion umgangen.

Am umfangreichsten, am kostspieligsten und am zeitintensivsten ist das Reman kompletter Maschinen. Da es aber sowohl auf dem Gebrauchtmarkt als auch bei einigen OEMs generalüberholte Baugruppen und Schlüsselkomponenten wie Motoren, Getriebe, Drehmomentwandler, Achsen, Hydraulikpumpen, -motoren und -zylinder gibt, ist es empfehlenswert, sich ausgiebig beraten zu lassen, ob eine Generalüberholung oder eventuell nur der Austausch von Getriebe, einer Achse und der Hubzylinder günstiger wird.

Weniger schwierig ist dabei das korrekte Kalkulieren von Kosten und des Zeit- und Transportaufwandes, sondern das möglichst treffsichere Abschätzen der im „zweiten Maschinenleben“ nun zu erwartenden Nutzungsdauer. Es soll ja keineswegs befürchtet werden, dass es schon bald wieder zu teuren Instandsetzungen und Reparaturen mitsamt plötzlicher längerer Ausfallzeiten kommen wird.

Um auch nur einigermaßen gut abwägen zu können, ob Neuanschaffung, der Austausch einzelner Komponenten oder eine komplette Generalüberholung hinsichtlich der zukünftigen Nutzungsdauer empfehlenswert sind, bedarf es einer seriösen Beratung durch erfahrene Fachleute. Ein etwas befremdlich aussehender Prophet mit Glaskugel hat hier ebensowenig etwas zu suchen wie der smarte, immer strahlende Optimist, der stets sein „Ja, alles kein Problem“ auf den Lippen hat...

Viele, überaus viele Faktoren müssen gebührend berücksichtigt werden: Es geht keinesfalls nur um das Gegenüberstellen der Kosten für „neu, Austausch oder Generalüberholung“. Wie lang wird die Ausfallzeit sein? Kann die Maßnahme am Einsatzort durchgeführt werden oder sind der An- und Rücktransport der Maschine zu einer spezialisierten Werkstatt unvermeidlich? Muss die Maschine dazu vielleicht sowieso in mehrere Baugruppen zerlegt werden? Lohnt sich in diesem Falle der Austausch von Komponenten und Baugruppen womöglich doch eher als eine komplette Generalüberholung?

Nach erneuter Montage entsteht beim ?Cat Certified Rebuild? eine (fast) neue Maschine samt Garantie, die oft kostengnstiger als eine neue ist.Foto: Foto: Caterpillar

Um beispielsweise zu entscheiden, ob sich das „Certified Rebuild“ lohnt, inspiziert ein Zeppelin-Fachmann die Cat-Maschine und bewertet ihren Zustand. Dann wird ein Untersuchungsbericht erstellt und ein verbindliches Festpreisangebot abgegeben. Nach der Beauftragung wird die Maschine buchstäblich bis zur letzten Schraube zerlegt; verschlissene oder beschädigte Teile werden ausgetauscht. An der erneut montierten Maschine werden anschließend umfassende Kontrollen mit Betriebs- und Funktionsprüfungen durchgeführt, dann folgt eine neue Lackierung.

Die Maßnahme sorgt dafür, dass der Kunde eine neuwertige Maschine erhält, dies aber weit unter Neupreis, und auf diese Weise die Maschinennutzungsdauer mehr oder weniger verdoppeln kann. Ein angenehmer Nebeneffekt dabei ist, dass die Maschine sogar etwas besser als ursprünglich ist, denn bei einer zertifizierten Grundüberholung werden auch Weiterentwicklungen an Baugruppen und Teilen berücksichtigt. Deshalb steigen nicht nur der Gebrauchswert und die Leistungsfähigkeit, sondern auch der Wiederverkaufswert.

Die Maschinenhersteller gehen bei diesem Thema durchaus unterschiedlich vor. So bietet Komatsu keine vollständig generalüberholten Maschinen. Das weltweite „Komatsu Reman“ betrifft ausschließlich wiederaufgearbeitete, geprüfte Ersatzteile und Komponenten. Generalüberholungen ganzer Maschinen führen die Vertragshändler unter eigener Regie durch. So verleiht Schlüter Baumaschinen gebrauchten Maschinen nach der umfassenden Aufarbeitung namens „Second Life“ ein zweites Leben.

Nach der obligatorischen Zerlegung der Maschine in Baugruppen und der Demontage der Komponenten in alle Grundbestandteile werden die Teile nach Herstellervorgaben vermessen. Dann werden Verschleißteile nach einem ausgeklügelten Restlaufzeit-Kriterium ausgetauscht. Dabei wird der Kunde fortlaufend über den aktuellen Stand des Projektes informiert. Sind alle Komponenten überholt oder ausgetauscht, erfolgt die Inbetriebnahme. Auch hier wird die technische Weiterentwicklung der einzelnen Baugruppen berücksichtigt. Nach der „Wiedergeburt“ der Maschine liefert Schlüter ebenso maßgeschneiderte Service-Pakete über die Nutzungsdauer wie bei Maschinen, die sich noch in ihrem „ersten Leben“ befinden. Das Resultat ist demnach eine Maschine, die im Anschaffungspreis geringer ist als eine Neumaschine, aber auf eine gleichwertige Nutzungsdauer kommt.

Weitaus verbreiteter als die Generalüberholung kompletter Maschinen ist das Wiederaufarbeiten von Teilen, Komponenten und Baugruppen. So haben Austauschmotoren, auch bei Pkw und Lkw, eine alte Tradition. Insofern bezeichnet der Begriff Reman heutzutage in den meisten Fällen das Aufarbeiten von Teilen und Baugruppen wie Motor, Getriebe, Drehmomentwandler und Achsen.

Schaufeln, Tieflffel und Planierschilde aller Fabrikate und Gre werden von Craco mit hochverschleifesten Cracox-Sthlen mit bis zu 650 HB Hrte instandgesetzt und generalberholt.Foto: Foto: Craco

Für Gewinnungsmaschinen und für Anlagen wie Brecher und Siebe hält der Markt eine breite Palette von Austauschteilen und -Komponenten aller Art bereit. Besonders Motoren und Getriebe werden gerne und häufig gebraucht, aber generalüberholt bei Firmen, die sich auf derartige Arbeiten spezialisiert haben, erworben und in der eigenen Werkstatt eingebaut, um einer betagten Maschine oder Anlage wieder frischen Schwung zu verleihen.

Viele Aufarbeitungsfirmen wie Viertel-Motoren aus Nürnberg betonen, dass Austausch-Aggregate nicht nur eine schnelle und wirtschaftliche Lösung bieten, sondern auch klare Preisvorteile gegenüber einem Neu-Aggregat. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass ein Austausch-Aggregat ein Aggregat ist, das in allen seinen Teilen vollständig instandgesetzt wurde. Nach Lieferung des Austausch-Aggregates wird das typengleiche, instandsetzungsfähige Alt-Aggregat zurückgegeben, generalüberholt und gemäß aktueller Hersteller-Spezifikation zu einem neuwertigen Austausch-Aggregat umgearbeitet.

Viele große Motorenhersteller betreiben einen vergleichbaren Service. So werden bei Cummins weltweit in drei Reman-Werken in USA, Brasilien und Schottland Motoren generalüberholt. 2012 waren das eigenen Angaben zufolge immerhin zusammen 23.000 t Produktgewicht im Gesamtwert von fast 1 Milliarde US-Dollar, was unserer Atmosphäre über 90.000 t Treibhausgase erspart haben soll. Angeboten werden rund 1000 Reman-Komponenten und etwa 2000 Reman-Motor-Ersatzteile.

Eigens in einer ?Second-Life?-Abteilung fhrt Schlter Baumaschinen in Erwitte Generalberholungen durch, wobei Maschinen wie dieser Komatsu-Muldenkipper bis zum Rahmen zerlegt, geprft und wieder zusammengebaut werden.Foto: Foto: Schlter Baumaschinen

Für das serienmäßige Remanufacturing von MTU-Motoren ist in Magdeburg ein Technologiezentrum angesiedelt. Dort werden bei MTU Reman Technologies Motoren nach standardisierten Verfahren wiederaufgearbeitet und für ein zweites Motorenleben fit gemacht. Einzelne Komponenten werden zudem aufgearbeitet und als Reman-Teile weiterverwendet. Die in Magdeburg dazu neu entwickelten Verfahren werden mittlerweile an allen Reman-Standorten der Tognum-Gruppe, zu der auch MTU gehört, genutzt.

Deutz bietet für seine Motoren ein Programm namens Xchange (vom englischen „exchange“, also Austausch) und erklärt dazu: „Deutz stellt der passiven Philosophie der einfachen Verwendung eine aktive und nachhaltige Philosophie der Weiterverwendung gegenüber. So schonen wir Ressourcen, ohne dass Ihnen als Kunden Nachteile entstehen. Im Gegenteil, oft sind Xchange-Motoren und -Teile die sinnvollere, schnellere, wirtschaftlichere und umweltschonendere Alternative.“ Die Xchange-Motoren bieten die Zuverlässigkeit, Lebensdauer und Gewährleistung wie neue Motoren, behalten ihre Abgaszertifizierung oder erreichen sogar oft eine besser Abgasstufe.

Immer umfassender wird das vor über 10 Jahren ins Leben gerufene Reman-Programm bei Liebherr. Es beinhaltet neben Dieselmotoren auch Hydraulikzylinder, -pumpen und -motoren, Fahr- und Schwenkantriebe, Achsen sowie Seilwinden und Pumpenverteilergetriebe. Für jeden Bedarf erhalten Kunden passende Lösungen: Je nach Typ, Alter, Restwert und vertretbarer Maschinen-Stillstandszeit besteht in drei Aufarbeitungsstufen die Wahl zwischen neuwertiger Tauschkomponente, Generalüberholung oder Reparatur der Komponente, dies alles zu wirtschaftlichen Konditionen und in Herstellerqualität. Die Koordination erfolgt regional über die jeweiligen Händler und Servicepartner vor Ort.

Bei der höchsten Aufarbeitungsstufe „Tauschkomponente“ erhält der Kunde eine aufgearbeitete Komponente zum Tausch für das gebrauchte Bauteil, das dem neuesten technischen Standard entspricht und dieselbe Garantieleistung wie ein Neuteil hat. Die Stillstandszeit der Maschine beträgt bei präventiver Bestellung meist weniger als 24 Std., weil die „alte“ Komponente erst ausgebaut wird, wenn die Tauschkomponente angeliefert wurde. Diese Aufarbeitungsstufe empfiehlt Liebherr bei hohem Maschinenrestwert und wenn ein längerer Maschinenstillstand mit hohen Kosten verbunden wäre. (Heinz Herbert Cohrs)

Passend zu diesem Artikel