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Raumfahrt 18. Oktober 2019

Sand für den Mond

Der RPBL-Tagebau Hühnerberg hilft bei den Vorbereitungen für den Bau einer Raumstation auf dem Mond. Fragt sich nur, wie?

Astronaut on rock surface with space background. Elements of this image furnished by NASA
Astronaut on rock surface with space background. Elements of this image furnished by NASA
Inhaltsverzeichnis

Kennen Sie das Märchen „Peterchens Mondfahrt“? Maikäfer Sumsemanns Beinchen gerät durch widrige Umstände auf den Mond. Glücklicherweise erlaubt ihm die Fee der Nacht gemeinsam mit zwei Kindern, Peter und Anneliese, das Beinchen zu holen. Die Abenteuer-Reise endet mit einem glücklichen Insekt, das nun wieder 6- statt 5-beinig auf Erden wandelt.

Apollos Mondfahrt

Was vor 50 Jahren wirklich auf dem Mond geschah, mutet ähnlich märchenhaft an: Der unbenannte Flug namens Apollo 11 endete erstmals mit einer Mondlandung. Die drei Astronauten von der Raumfahrtbehörde NASA Neil Armstrong, Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael Collins flogen am 16. Juli 1969 mit einer Saturn-V-Rakete von Florida aus los. Am 19. Juli kamen sie zu einer Mondumlaufbahn. Armstrong und Aldrin setzten am nächsten Tag mit dem Landefahrzeug Eagle auf dem Mond auf. Wenige Stunden später betrat Armstrong als erster Mensch den Mond, kurz danach auch Aldrin. Bei der Fernsehübertragung der Mondlandung 1969 verfolgten weltweit rund 600 Mio. Menschen das Ereignis und lauschten den berühmten Worten Armstrongs: „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit.“ Mit Apollo 11 wurden auch das erste Mal Gesteinsproben von einem anderen Himmelskörper zur Erde geholt.

Der Traum geht weiter

Heute planen alle großen Raumfahrtorganisationen die Rückkehr zum Mond. Die europäische Weltraumagentur ESA und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt haben sogar die Vision, eine Raumstation auf dem Mond zu bauen. Damit diese Vision gelingt, will man ab 2020 auf einem Testgelände schon mal üben und simulieren. Luna soll die Mondlandschaft heißen, die in Köln auf einem ca. 1.000 m² großen Übungsgelände gebaut werden soll. Dort sollen die Astronauten beispielsweise trainieren, wie man sich mit Raumanzügen bewegt. Auch sollen dort Roboter getestet werden, die Löcher bohren und Proben entnehmen können. Möglichst echt soll alles sein, das aber stellt die Schöpfer von Luna vor ein Problem. „Wir brauchen vor allem Mondsand“, erklärt Lukas Schlüter, Materialwissenschaftler bei der ESA. Echten könne man nicht nehmen, da es davon nur
400 kg auf der Erde gibt. Doch eine Lösung ist längst gefunden. „Wir sind sehr froh, ein dem Mondsand sehr ähnliches Gestein im Siebengebirge gefunden zu haben“, sagt Schlüter. Das Siebengebirge liegt in der Nähe von Bonn, es ist vulkanischen Ursprungs, das vor 25,5 Mio. Jahren entstanden ist. Die Rheinischen Provinzial Basalt- und Lavawerke RPBL betreiben dort den Steinbruch Hühnerberg, wo Basalt abgebaut wird. Dieser entspricht zu 98 % der chemischen und mineralischen Zusammensetzung des Mondgesteins.

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Merkwürdige Anfrage

„Einmal Sand für den Mond, bitte.“ Ähnlich merkwürdig muss die Bestellung der ESA an die RPBL geklungen haben, als diese nämlich Brechsand der Körnung
0,02 - 1,0 mm orderte. Diese Größenordnung entspricht genau der realen Mondsand-Zusammensetzung. Dank einer speziellen Feinsandaufbereitung, die über mehrere Brechstufen Mikrokörnungen von bis zu 0,02 mm Große herstellen kann, liefert die RPBL nun 600 t dieses besonderen Materials an Luna aus. Eigentlich sollte die Lieferung bereits 2017 erfolgen. Umsiedlungsmaßnahmen von seltenen Zaun-
eidechsen stellten dem Ganzen jedoch ein Bein, hoffentlich nicht das eines Maikäfers namens Sumsemann.

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