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Breitbandausbau im Landkreis Diepholz 2. Juli 2020

Schnell verbunden in die Zukunft

Im Landkreis Diepholz läuft zurzeit das größte Projekt zum Breitbandausbau in Deutschland. Auf 2.000 km Länge werden dabei rd. 3.750 Schächte der Romold GmbH, Surheim, eingebaut.

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Gefördert mit öffentlichen Geldern von Bund, Land und EU, darf der Landkreis diese Mittel nur dort verbauen, wo sich die private Wirtschaft zurückhält. Und dies sind vor allem die weniger stark besiedelten Flächen in der Region, in denen sich die Bewohner nach schnellen Internetverbindungen sehnen. Die Tiefbauarbeiten erstrecken sich bis zum Ende des gesamten Projekts auf 2.000 km, auf denen ca. 15.000 Gebäude erschlossen werden.

Die Arbeiten parallel zu Bundes- und Landesstraßen, aber auch an Wald- und Feldwegen starteten im Dezember 2019 und gehen planmäßig voran. Letztlich ist dies ein Verdienst der beteiligten Unternehmen:

- die S & P Planungs- und Beratungsgesellschaft mbH, zuständig für Planung, Bauleitung und Dokumentation,

- die Tiefbauer der Infratech Bau GmbH, Meppen,

- die Connect Com GmbH, die die Kabelinfrastruktur aufbaut und verbindet sowie

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- die Romold GmbH, Surheim, die die speziellen Rom-Box-Schächte für dieses Großprojekt liefert.

Trotz Corona sechs Lose im Bau

Beim Baustellenbesuch Mitte Juni waren sechs Lose im Bau, so Landrat Cord Bockhop. Trotz Corona kämen die Arbeiten zügig voran. Wo Pandemie-bedingt die Hausanschlüsse um vier Wochen verschoben werden mussten, wurden die freien Kapazitäten in den Bau der Haupttrassen gesteckt.

Drei der genannten sechs Lose stehen unter der Bauleitung von Heiner Eilers, Infratrech Bau. Mit seiner 120, in Spitzenzeiten bis 170 Mann starken Truppe und leichtem Gerät sorgt er dafür, dass der Landkreis bei der Telekommunikation fit für die Zukunft wird. In offener Bauweise werden Leerrohre und Schächte verlegt. Die schmalen Gräben zieht ein Minibagger JCB C 1 mit knapp 2 t Betriebsgewicht.

20 km pro Tag

Bauabschnitte von 20 km werden so am Tag geschafft und damit die Basis für schnelle Verbindungen gelegt. Die Vorarbeiten für den später dann per Einblasen erfolgenden Leerrohreinbau gehen den Teams von Infratech routiniert von der Hand. Alle paar hundert Meter werden die lose im Graben liegenden Rohre in einem Ziehschacht gebündelt.

Dazu werden mit einem Akku-Bohrer entsprechende Aussparungen im Schacht geschaffen. Die Boxen können von zwei Männern leicht platziert werden. Danach folgen stets die gleichen Arbeitsschritte: Leerrohre durch die Aussparungen führen, anstehendes Erdreich unter und an der Box nach Herstellerangaben fachgerecht verdichten, und weiter geht es mit der nächsten Etappe.

Kabelschächte mit zentraler Funktion

Ludwig Gerstlauer, Verkaufsleiter Kabelschächte, Romold GmbH, Surheim, zeigt sich bei der Baustellenvisite sehr zufrieden mit dem reibungslosen Fortschritt. Für ihn ein deutliches Zeichen dafür, dass die F&E-Abteilung seines Hauses vieles richtig gemacht hat bei der Entwicklung der Kabelschächte, die hier eine zentrale Funktion haben.

Das Unternehmen wurde vor 28 Jahren gegründet und startete mit der Konstruktion und Vermarktung von Kanalschächten. Der Bereich entwickelte sich prächtig. Vor 22 Jahren stieg Romold bei den Kabelschächten ein, seit 11 Jahren ist die Rom-Box im Markt. „Wir wachsen in diesem Bereich zurzeit zweistellig“, sagt Gerstlauer. So tragen die Kabelschächte inzwischen mit steigendem Anteil zum Gesamtumsatz bei. Rund 100 Mitarbeiter beschäftigt der Hersteller, davon 55 in der Produktion.

Kabelziehschächte alle 600 bis 1.000 m

Im Landkreis Diepholz werden ca. 4.000 km Leerrohre auf einer Trasse von 2.000 km eingebaut. „Und hier kommen unsere Produkte ins Spiel. Denn in der Regel liegen die Distanzen, die beim Einblasen überwunden werden können, bei 600 bis 1.000 m“, erklärt Gerstlauer. „Das bedeutet, dass in diesen Abständen sogenannte Kabelziehschächte eingebaut werden müssen. Dort werden die Glasfasern aufgenommen und dann weitergeblasen.“

Ist der Zielort erreicht, werden sogenannte Muffenschächte eingesetzt, um das Kabel zu spleißen, das heißt, das Kabel wird in unterschiedliche Straßenzüge verteilt oder vom Gehweg in die einzelnen Grundstücke.

3.750 Kabelschächte bis Mitte 2022

3.750 Schächte werden bei dem Projekt, das bereits Mitte 2022 abgeschlossen sein soll, eingebaut. Bei den Schächten gibt es zwei Varianten: Etwa 3.000 haben die Abmessungen 75 x 75 cm, sie dienen als Kabelziehschächte, der Rest mit den Abmessungen 57 x 115 cm bzw. 75 x 115 cm sind sogenannte Muffenschächte, die zum Verteilen der Glasfaser in Seitenstraßen und zu den Häusern benötigt werden. Alle Schächte erhalten eine Betonabdeckung, bei den Größeren ist sie zweiteilig.

Modulare Bauweise gestattet flexible Schächte

„Für den Schacht von Romold gibt es eine DIBt-Zulassung“, erläutert Gerstlauer. Er wird aus Polypropylen gefertigt und verfügt über eine hohe Biegefähigkeit. Produziert wird in Rahmenbauweise, d.h. unterschiedliche Rahmen-Elemente von 10 und 20 cm Höhe werden per Clipverbindung übereinandergesetzt. Dazu werden extrudierte 6-m-Profile entsprechend abgelängt und mit spritzgegossenen Eckeelementen verbunden.

Die Kunststoffprofile und Eckverbindungen produziert Romold mit eigenen Formen und Werkzeugen, in denen eine Menge Know-how, eigenes Engineering und viel Geld steckt, bei diversen Zulieferern. Ähnliches gilt für die Schachtabdeckungen aus Guss oder Beton.

Diese modulare Bauweise gestattet flexible Bauhöhen und Schachtabmessungen. Per Stellschrauben lassen sich die Schächte zusätzlich an das Geländeniveau bis zu 5 cm anpassen. Der entstehende Hohlraum wird anschließend in einem üblichen Verfahren ausgemörtelt.

Der Kunde erhält die Schächte stets fertig montiert auf einer Palette, inklusive gewünschter Abdeckung.

Gerstlauer: „Der Vorteil des Produkts ergibt sich aus dem Werkstoff Polypropylen. Er ist bei einer Wandstärke von 6 cm genauso formstabil und belastbar wie Beton. Er kann also von schweren Baumaschinen und Lkw bis zur Lastklasse D 400 überfahren werden. Bedingt durch die Leichtigkeit, lassen sich die Schächte andererseits sehr schnell ohne Hebezeuge einbauen, wie wir das hier im Landkreis Diepholz gut beobachten können.“

Der verzinkte Kopfrahmen ist so gestaltet, dass er problemlos auftretende Belastungen an den Schacht weiterleitet, die letztlich vom anstehenden Erdreich aufgenommen werden.

Innen liegendes U-Profil

Ab einer Länge von 90 cm haben die Schächte ein innen liegendes verzinktes U-Profil, das den Schacht zusätzlich stabilisiert. „Kritiker bemängeln an dieser Konstruktion die Reduzierung der lichten Weite sowie eine Stolperkante, die die Arbeitssicherheit gefährden könnte. Laut DIBt-Zulassung ist jedoch die minimale Einschränkung der lichten Weite zu vernachlässigen“, erklärt Gerstlauer und weiter: „Um das doch recht vage Argument zur Unfallgefahr komplett zu entkräften, bauen wir nun eine Gummiüberdeckung über die Leiste und schützen damit gleichzeitig eventuell auf dem Schachtboden liegende Kabel.“

Breitbrandprojekte werden gestreckt

Angesprochen auf die wirtschaftliche Situation, Auftragseingang und Lieferzeiten, zeigt sich Gerstlauer sehr zufrieden. Laufende Projekte werden noch über viele Jahre hinaus bedient. Zudem sorgen Kapazitätsengpässe bei den Tiefbauern dafür, dass die von der Politik vollmundig angekündigten Breitbrandprojekte wohl noch über einige Jahre gestreckt werden, was für eine solide und stetig wachsende Produktion bei Romold sorgt. Und um die Zukunft wird ihm nicht bange. Denn große Netze, die zurzeit von Kupfer auf Glasfaser umgerüstet werden, erfordern immer wieder die Sanierung oder den Austausch alter Schächte.

Auch von der Pandemie ist das Geschäft nicht tangiert. Gerstlauer: „Bei den mir bekannten Tiefbau-Projekten gibt es keine Corona-Ausfälle.“

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