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Archiv 6. August 2013

Sonderschau

Die verschärften Abgasrichtlinien der EU und ihre praktischen Auswirkungen sorgen für heiße Diskussionen in der Baubranche. Ob neue Motorengeneration Stufe IIIB oder die von der Deutschen Umwelthilfe geforderte generelle Partikelfilterpflicht für Baumaschinen: Die Praxismesse TiefbauLive 2013 widmet sich den aktuellen Fragen mit dem neu aufgenommenen Sonderthema „Filter- und Motorentechnik“. In einem Pavillon auf dem Messegelände zeigen Hersteller die technischen Möglichkeiten. Die Nachfrage nach Ausstellungsplätzen ist groß.

Dieselmotoren in Baumaschinen stoßen über die Abgase vor allem Rußpartikel und Stickoxide aus. Beidem will man zu Leibe rücken. Bei den Rußpartikeln erfolgt dies über entsprechende Partikelfilter, während sich die Stickoxide mit Hilfe eines Zusatzstoffes über eine katalytische Umwandlung um bis zu 90 % reduzieren lassen. Eines haben beide Technologien gemeinsam: Sie kosten Geld, ob bei der Anschaffung oder im anschließenden Betrieb. In dieser Situation bietet die Demonstrationsmesse TiefbauLive mit ihrer Sonderschau den Baumaschinenanwendern wertvolle Informationen und Entscheidungshilfen.

Das Thema Partikelfilterpflicht brennt Bauunternehmen aktuell regelrecht unter den Nägeln. Der Hintergrund beschreibt Dirk Siewert vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V.: „Im Vorgriff zu strengeren europäischen Regelwerken zur Luftreinhaltung planen momentan zahlreiche Städte und Kommunen, mit Hilfe der sogenannten Beschaffungsvorschriften für Baustellen der öffentlichen Hand eine Partikelfilterpflicht für Baumaschinen im Bestand zu erlassen.“ Vorreiter sind hierbei Bremen und Berlin, aber auch die Deutsche Bahn AG (DB). Sie wollen, zunächst auf innerstädtischen Baustellen, später auch im außerstädtischen Bereich, bei dieselbetriebenen Baumaschinen den Einsatz von Partikelfiltern verbindlich vorschreiben.

Ziel ist es, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als krebserregend eingestuften Rußpartikel drastisch zu reduzieren. Durch die Nachrüstung sollen auch ältere Maschinen die Abgasstufe IIIA erreichen. Dies wollen die öffentlichen Auftraggeber über die Ausschreibungen verbindlich vorgeben.

Die Filterhersteller bieten neben den normalen, passiv regenerierenden Partikelfiltern, die gereinigt oder getauscht werden müssen und damit höhere Kosten verursachen, auch aktiv regenerierende Filter an, die sich selbst reinigen. So setzt beispielsweise ein auf der TiefbauLive vertretener Hersteller auf den Einsatz metallischer Filter, in denen der durch die Filterung angesammelte Ruß regelmäßig selbständig verbrannt wird.

Das mit dem Schutz der Umwelt, der Anwohner und nicht zuletzt der auf der Baustelle beschäftigten Bauarbeiter begründete Vorhaben trifft bei vielen Bauunternehmen dennoch auf Vorbehalte. Gerade die kleinen und mittleren Unternehmen der Branche fürchten die Höhe der erforderlichen Investitionen. Fachleute gehen von 3.000 bis 15.000 Euro pro Maschine aus. Bisher sind dafür keine staatlichen Fördermaßnahmen vorgesehen. Auch lassen sich die Kosten nicht ohne weiteres über entsprechend höhere Baupreise abdecken. So stellt sich vielen Unternehmen die Frage nach der Wirtschaftlichkeit, zumal bei den nachgerüsteten älteren Maschinen mit höheren Treibstoff- und Servicekosten zu rechnen ist, die die Filtersysteme mit sich bringen. Durch die finanzielle Belastung werden außerdem wünschenswerte Investitionen in eine kontinuierliche Modernisierung des Maschinenparks insgesamt gebremst.

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Die Aussteller der Sonderschau zeigen außerdem ihre Technologien zur Reduzierung von Stickoxiden (NOx) im Abgas. Hier bietet die SCT-Technologie (SelectiveCatalytic Reduction) über die katalytische Umwandlung einen branchenweit anerkannten Schlüssel. Erforderlich ist hierbei allerdings ein Zusatzstoff, der dem Abgas beigemischt wird.

Diese auf Harnstoff basierende Flüssigkeit ist unter dem Markennamen AdBlue bekannt. Die Einspritzung der Harnstofflösung ins Abgassystem erfolgt zwischen dem Motor und dem
SCR-System. Die Lösung zerfällt dabei zu Ammoniak, der über den Katalysator mit NOx zu normalem Stickstoff (N) und Wasserdampf reagiert. Das System erfordert die zusätzliche Anbringung eines Tanks für den Zusatzstoff AdBlue.

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