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Archiv 23. Mai 2013

Spurenfossilien bei Westkalk entdeckt

Wissenschaftler haben aus dem Westkalk-Steinbruch Suttrop eine Gesteinsplatte mit seltenen Spurenfossilien geborgen. Nach ersten Schätzungen stammt sie aus der oberen Unterkreide und ist etwa 100 Millionen Jahre alt.

Bei genauerem Hinsehen lassen sich Spuren von Krebsen erkennen.
Bei genauerem Hinsehen lassen sich Spuren von Krebsen erkennen.

Die Fossilien zeigen Spuren von Krebsen und zwei weiteren Tierarten, die bei der jetzt folgenden wissenschaftlichen Analyse noch näher bestimmt werden müssen. „Funde in dieser Größe und Vollständigkeit sind äußerst selten“, sagt der Paläontologe Dr. Lothar Schöllmann vom LWL-Museum für Naturkunde in Münster dazu. Er erhofft sich von den Fossilien neue Erkenntnisse über das Zusammenleben von prähistorischen Tieren und über die Gesteinshistorie Warsteins. Auch eine spätere Präsentation der Funde in einer wissenschaftlichen Ausstellung ist möglich.
Die Fossilien entdeckt hatte der Gütersloher Geologe Ulrich Kaplan. Er untersucht auf dem Westkalk-Gelände die Ausläufer des Rüthener Grünsandsteins, die sich bis in den devonischen Massenkalk in Warstein hinein ziehen. „Im ersten Moment habe ich den Brocken für belangloses Gestein gehalten. Doch beim genaueren Hinsehen hab ich erst mal Herzklopfen bekommen“, erinnert sich der Finder. Um den seltenen Fund abtransportieren zu können, mussten die Wissenschaftler die Platte mit den Fossilien aus dem etwa fünf Tonnen schweren Sandstein-Block mühsam mit Bohrern und Spaltkeilen herausbrechen. Im Labor werden nun die Fossilien behutsam gereinigt und etwaige Risse gekittet. Dann steht eine umfassende Analyse an.

 Interessant für die Forscher ist dabei auch der Fundort des Steinblocks inmitten des Massenkalks. „Diese Konstellation ist durchaus exotisch. Daran können wir eine außergewöhnliche Episode der Erdgeschichte nachvollziehen, in der das Meer eine der größten Ausdehnungen in der Erdgeschichte hatte. Die Küste verlief damals einige Kilometer südlich von Warstein“, erklärt Schöllmann. Das Meer der oberen Unterkreide und Oberkreide hinterließ im Warsteiner Raum mächtige Kalk und Sandstein-Schichten, die nach dem Rückzug des Meeres nahezu vollständig abgetragen wurden. Parallel dazu bildeten sich im devonischen Massenkalk Hohlräume – und in eine diese Aushöhlungen war offenbar der nun entdeckte Gesteinsbrocken hineingefallen.

Bergung seltener Fossilien im Steinbruch Suttrop der Firma Westkalk.Foto: Foto: Westkalk

Für die Firma Westkalk, die interessierten Geologen zu wissenschaftlichen Zwecken regelmäßig Streifzüge durch ihr Betriebsgelände erlaubt, ist dies nicht der erste paläontologische Fund. So wurde vor 10 Jahren eine fossilführende Karstspalte im Steinbruch Hillenberg entdeckt. Geschäftsführer Raymund Risse dazu: „Für uns ist das Ehrensache, die Wissenschaft zu unterstützen. Als lokales Unternehmen sind wir natürlich sehr daran interessiert, neues über die Warsteiner Geschichte zu erfahren.“

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