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ADAC 12. Februar 2021

Staubilanz 2020: Mehr Baustellen aber Staulängen halbiert

Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr zu einem drastischen Rückgang der Staus auf den deutschen Autobahnen geführt. Die Staus waren auch deutlich kürzer als 2019.

 Staus auf Autobahnen blieben 2020 weitgehend aus
Staus auf Autobahnen blieben 2020 weitgehend aus
Inhaltsverzeichnis

So registrierte der ADAC 2020 rund 513.500 Staus, das waren etwa 28 % weniger als im Vorjahr. Wie die Auswertung der Verkehrsdatenbank des ADAC weiter zeigt, ging die Gesamtdauer der Störungen um 51 % zurück, die Zahl der Staukilometer reduzierte sich um 52 %. Die Kfz-Fahrleistung ist nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) vergangenes Jahr um voraussichtlich etwa 12 % zurückgegangen.

Stauentwicklung übers Jahr

Mit Beginn des ersten Lockdowns im März zählte der ADAC nur noch halb so viele Staukilometer wie im Februar. Im April lagen die registrierten Staukilometer nochmals um etwa 70 % unter dem Wert des Vormonats. Insgesamt registrierte der Club im April mit nur knapp 12.000 Staukilometern das geringste Stauaufkommen des Jahres. Mit den Corona-Lockerungen nahm der Verkehr wieder zu und die Staus wurden mehr. Staureichster Monat war der September mit rund 67.500 Staumeldungen bei einer Gesamtlänge von 103.000 km. Ab Oktober nahm das Stauaufkommen wieder spürbar ab, was an der Gesamtlänge der Staus von 73.000 km abzulesen ist. Mit den verschärften Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung ab November gingen die Zahlen weiter zurück. Im November und Dezember zählte der ADAC nur mehr 34.000 bzw. 33.000 Staukilometer.

Ursachen für Stau ablesbar

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Auffällig ist, dass sich die Länge der Staus im Vergleich zum – ebenfalls gesunkenen – Verkehrsaufkommen deutlich stärker reduziert hat. Ebenso ist erkennbar, dass die Staubelastung in der Lockerungsphase wieder deutlich stärker zugenommen hat als es der Zuwachs des Verkehrsaufkommens vermuten lässt. Insbesondere auf hoch belasteten Autobahnen genügt schon ein relativ geringer Rückgang des Verkehrs, um die Stausituation deutlich zu entschärfen.

Das Verkehrsaufkommen übers Jahr (Pkw gelb, Kfz > 3,5 t schwarz)
Das Verkehrsaufkommen übers Jahr (Pkw gelb, Kfz > 3,5 t schwarz)

Während es 2019 einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Staugeschehen und der Zahl der Baustellen gab, nahm die Stausituation 2020 unabhängig von Baustellen ihren Lauf. Das Verkehrs- und Staugeschehen auf den Autobahnen stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie, obwohl die Zahl der gemeldeten Baustellen im Schnitt um etwa 30 % über dem Vorjahresniveau lag.

Baustellen (Balken) und Staus im Jahresverlauf
Baustellen (Balken) und Staus im Jahresverlauf

Verteilung über die Bundesländer

Die von Staus am meisten betroffenen Bundesländer waren – wie in den Vorjahren – Nordrhein-Westfalen (32 %), Bayern (14 %) und Baden-Württemberg (10 %). Auf sie entfielen 56 % aller Staumeldungen (Vorjahr: 65 %). Gemessen am jeweils vorhandenen Autobahnnetz ergibt sich ein anderes Bild: Setzt man die in den einzelnen Bundesländern gemessenen Staukilometer ins Verhältnis zu den Autobahnkilometern, liegen die Stadtstaaten Berlin und Hamburg an der Spitze der staubelasteten Bundesländer, vor Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Bayern und Hessen rangieren hinter Niedersachsen auf einem mittleren Platz. Die geringste Staubelastung verzeichnete der ADAC in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Wie im Vorjahr entfielen 2020 knapp 60 % aller Staukilometer auf die überregionalen Fernautobahnen. Betrachtet man die Staukilometer der einzelnen Fernautobahnen bezogen auf ihre jeweilige Länge waren die Autobahnen A 1, A 3, A 5 und A 8 die Stau-Spitzenreiter, allerdings auf deutlich geringerem Niveau als 2019.

Die Top 10 
Die Top 10 

Konsequenzen und Maßnahmen

Um die Zahl der Staus möglichst auch nach Corona-Pandemie niedrig zu halten, sind laut ADAC mehrere Maßnahmen erforderlich. So zeigt die Pandemie bis heute, dass sich Berufsverkehr und Dienstreisen dank Homeoffice und Videokonferenzen reduzieren lassen. Auch muss der ÖPNV seine Kunden, die aus Angst vor Corona aufs Auto umgestiegen sind, wiedergewinnen. Deshalb ist die Modernisierung der Schienensysteme im Nah- aber auch Fernverkehr konsequent voranzutreiben, um ein zuverlässiges und attraktives Angebot zu gewährleisten. Zudem müssen auch solchen Pendlern, die nicht jeden Tag unterwegs sind, flexible und attraktive Mehrfahrten-Tickets bzw. Abos angeboten werden. Grundsätzlich ist für einen möglichst reibungslosen Verkehr das Verkehrs- und Baustellenmanagement weiter zu verbessern. Hier setzt der ADAC große Hoffnungen in die neue Autobahn GmbH des Bundes.

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