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Straßenbau

Straßen und Brücken binden 5 Inseln in Norwegen ans Festland an

Nordøyvegen ist eines der größten Bauvorhaben in der Geschichte Norwegens. 5 Inseln in der Gemeinde Ålesund werden durch ein Netz aus Tunneln und Brücken mit dem Festland im Bezirk Møre og Romsdal verbunden.

5 norwegische Inseln erhalten eine Anbindung ans Festland
Inhaltsverzeichnis

Derzeit sind Einwohner und Besucher auf Fähren angewiesen. Das neue Straßensystem wird für die 2.700 Bewohner der Inseln einen mühelosen Anschluss zum Festland schaffen. Im Zuge des Bauvorhabens soll auch ein Teil des bestehenden Straßennetzes auf der Inselgruppe auf den landesüblichen Standard gebracht werden. „Nordøyvegen ist ein riesiges Projekt. Und Bauarbeiten auf Inseln sind immer eine Herausforderung, denn sie sind vollständig vom Fährverkehr abhängig“, konstatiert Marianne Nærø, Projektmanagerin bei der norwegischen Straßenverkehrsbehörde. Hinzu kommt, dass viele verschiedene Baudisziplinen gesteuert werden müssen.

Den Zuschlag für das Projekt erhielt im Herbst 2018 das Bauunternehmen Skanska. Es hatte im Ausschreibungsverfahren mithilfe einer Software von Topcon den Umfang der Arbeiten detailliert abgeschätzt und auf dieser Basis das wettbewerbsfähigste Angebot und die überzeugendsten Arbeitspläne vorgelegt. Die „Magnet“-Software trug auch in der Praxis dazu bei, den digitalen Workflow des Unternehmens zu optimieren und Norwegens spektakulärstes Bauvorhaben auf einen guten Weg zu bringen. Das Projekt soll im Mai 2022 abgeschlossen werden. Die gesamte Bauzeit für dieses gewaltige Vorhaben wird dann etwas mehr als 3 Jahre betragen.

Tunnelaushub ist entscheidende Grundlage

Einer der Eckpfeiler des Projekts ist der Aushub des Gesteins und die anschließende Verwendung des Materials zur Herstellung von Seeaufschüttungen, die als stabile Basis für die Brücken dienen. Das für Aufschüttungen verwendete Gestein wird aus den Tunneln gewonnen, an denen derzeit gearbeitet wird. Das gesamte Material wird also lokal beschafft. Die größte Herausforderung für Skanska besteht darin, ausreichend Sprenggestein für den Fundamentbau abzubauen und dabei die Terminplanung einzuhalten.

Tunnelaushub und dessen Transport wird genau berechnet

Verzögert sich dieser Teil des Bauprojekts, hat das gewaltige Auswirkungen auf die nachfolgenden Tätigkeiten. An dieser Stelle kommt „Magnet“ von Topcon ins Spiel – eine Software, die zur Verwaltung, Planung und Evaluierung des gesamten Vorhabens eingesetzt wird, um einen vollständig digitalen Erdarbeiten-Workflow zu ermöglichen. Die Software unterstützt zudem die Planung des Materials mithilfe eines Zeit-Wege-Diagramms für den Transport und einer Karte der Baustelle. Dies ermöglicht eine standortbasierte Planung und hilft den Projektmanagern, effiziente Bauabläufe zu finden und Produktionsunterbrechungen, Ressourcenkollisionen und Bauverzögerungen zu vermeiden. So lässt sich die Effizienz von Workflows und Projekten steigern, so dass bei Großprojekten wie Nordøyvegen Zeit eingespart werden kann.

Mit der „Magnet“-Software konnte Skanska sicherstellen, dass Aushub und Transport des Gesteins nahtlos ineinandergreifen. Mit der Software von Topcon ist es dem Team sogar gelungen, die benötigte Materialmenge für Seeaufschüttungen zu ermitteln, zu kartographieren und die verfügbaren Gesteinsmengen zu analysieren.

Überblick über das gesamte Projekt

Eine weitere Schwierigkeit, die mithilfe der Software überwunden werden konnte, ist die große räumliche Ausdehnung des Baugebiets. Mehdi Hosseini, Projektplaner bei Skanska, berichtet: „Einer der Vorteile der Software war es, dass die Gesamtstrategie des Projekts in einem einzigen Schritt visualisiert werden konnte. Bei einem Projekt wie Nordøyvegen, das geografisch weit voneinander entfernt gelegene Standorte umfasst, ist das keine Selbstverständlichkeit.“

Durch die Möglichkeit zur Visualisierung des gesamten Produktionsplans auf einer einzigen Seite hatte Skanska einen klaren Überblick darüber, wie das Endergebnis aussehen würde. Dank der Funktion „Line of Balance“ konnten alle Beteiligten an einer gemeinsamen Strategie arbeiten und Wege zur Optimierung der verschiedenen Arbeitsphasen finden.

Immer alles im Blick dank spezieller Software

In der Software wird auch angegeben, an welche Orte Material geliefert werden muss. Verwechslungen in der Logistik gehören deshalb der Vergangenheit an. Mehdi ergänzt: „Mit Magnet ist es uns letztlich gelungen, den Transport des Sprenggesteins zu optimieren.“ Die Transportoptimierung berücksichtigt auch, dass die geplanten Brücken und Tunnel stark befahrene Schifffahrtsstraßen queren, die während der Bauarbeiten nicht für längere Zeit gesperrt werden können. Die Software erleichtert den Abstimmungsprozess enorm.

„Ein enormer Vorteil ist die Möglichkeit, alle Daten an einem einzigen Ort im Blick zu haben“, ergänzt Grzegorz Gucwa, Produktmanager bei Skanska. „Wir sehen täglich, was auf den verschiedenen Baustellen passiert. Außerdem lässt sich erkennen, wie die verschiedenen Aktivitäten zusammenwirken und vorangehen. Vor allem aber konnten wir schon in einer sehr frühen Phase der Angebotserstellung mit der Projektplanung beginnen. Jetzt, in der Bauphase, hilft uns die Software bei der Umsetzung unserer Strategie. Wir haben die täglichen Abläufe jederzeit im Blick.“

Vorteile eines effizienten Workflows

Die Magnet-Software von Topcon hat sich bereits bei vielen großen Infrastrukturprojekten bewährt. Niclas Törnroos, Senior Consultant bei Digital Construction Works, einem von Topcon und Bentley Systems gegründeten Joint Venture, ist seit 8 Jahren als Berater für solche Projekte tätig. Er erläutert: „Es ist aufregend, an solchen Projekten beteiligt zu sein und zu verfolgen, wie unsere Software dabei hilft, Projekte dieser Größenordnung voranzubringen. Wir arbeiten sehr gerne mit Partnern wie Skanska und ihren qualifizierten Mitarbeitern zusammen, insbesondere, wenn wir die Entscheidungsfindung bereits in der Angebotsphase und während des gesamten Bauprozesses unterstützen können. Es ist immer befriedigend, an Bauvorhaben beteiligt zu sein, die das Leben Tausender Menschen verbessern werden. Die Einführung dieser neuen Verkehrsverbindung wird das Leben der Gemeinden vor Ort auf Jahrzehnte prägen.“

Marianne Nærø vom norwegischen Straßenverkehrsamt pflichtet bei: „Das Besondere am Nordøyvegen-Projekt ist, dass so viele Inseln an das Festland angeschlossen werden. Es ist eine Ehre, an diesem Projekt arbeiten zu dürfen, denn es erfährt eine sehr große öffentliche Aufmerksamkeit. Die Einheimischen scheinen den neuen Straßen mit Begeisterung entgegenzufiebern. Es ist schön, an einem Projekt arbeiten zu können, das von der Gesellschaft geschätzt wird. Darüber hinaus wird Nordøyvegen der lokalen Wirtschaft einen enormen Schub geben und den Einheimischen Kooperationen bei Schule und Gesundheitsversorgung, aber auch in vielen anderen Bereichen der staatlichen Daseinsvorsorge ermöglichen.“

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